31. Hochzeit 1.

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Mit gemischten Gefühlen eilte der Malfoy-Spross die Stufen zur Eingangshalle von Malfoy Manor hoch. Er war viel zu spät dran und auf der kurzen Auffahrt war er alle zwei Meter von irgendeinem Bediensteten  aufgehalten worden, was die Sache noch schlimmer machte. Das Portal stand sperrangelweit auf, und als er am Fuße der Treppe ankam, hörte er bereits im Salon die ersten Gäste, die sich gedämpft unterhielten, Hastig nahm Draco zwei Stufen auf einmal und wollte gerade in seinem Zimmer verschwinden, als eine Stimme, kalt wie ein Berggletscher, ihn aufhielt. „Ach! Der Herr Sohn gedenkt endlich, mal nach Hause zu kehren." Draco versteifte sich und blieb stehen. „Wir haben ja nur so etwas Unwichtiges wie Heiraten vor heute." Kurz vor seinem Sohn stoppte Malfoy Senior und schnupperte. „Wo warst du?" fragte er knapp. „Bei Snape!" kam genauso kurz angebunden zurück. Ein hinterhältiges Lächeln stahl sich auf Lucius Gesicht. „Da warst du bis irgendwann heute Nacht. Der Rest?" Dracos Augen verengten sich. „Ich bin da, alles andere braucht dich nicht zu interessieren." „Na, aber vielleicht interessiert es deine Frau in spe, wo du warst."

"Wie du schon sagst: ZUKÜNFTIGE!" grollte Draco und wollte seinen Vater schon stehen lassen, als diese wieder an ihm roch; seine Nasenflügel weiteten sich auf das Doppelte, ehe er anzüglich grinste. „Eins muss man dem Schlammblut ja lassen: Ihr Sex riecht großartig!" Fluchtartig verschwand Draco auf seinem Zimmer, ehe er die Kontrolle über sich verlor. Seinen Vater verfluchend riss er sich die Klamotten vom Leib und ging ins Bad, machte aber kurzerhand noch mal kehrt und schnappte sich die Pergamentrolle, die er von Severus bekommen hatte. Sicher ist sicher dachte er argwöhnisch.

Geduscht war er schnell, und auch sein Hochzeitsanzug war zügig angezogen. Draco dachte ja nicht daran, mehr als nötig Hand anzulegen.

Gerade wollte er sein Zimmer wieder verlassen, um seine Mutter zu suchen, als er auf seinem Schreibtisch einen unscheinbaren Brief liegen sah. Neugierig nahm er ihn auf und runzelte die Stirn, nachdem er die Handschrift als die von Pansy erkannte. „Was will die denn jetzt noch?" Freudlos riss er das Kuvert auf und entnahm den kurzen Brief.

Draco, ich hoffe, du liest diese Zeilen noch, bevor wir heiraten, und wirfst den Brief nicht ungelesen weg.
Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll... vielleicht von vorne?
Du warst, seit ich mich erinnern kann, immer fest an meine Zukunft gekoppelt. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass diese anders aussehen würde, als unsre Väter geplant haben. Und ich habe auch nie das Verlangen gehabt, sie mir anders vorzustellen. Vielleicht hätte ich das tun sollen, dann wäre mir die bittere Enttäuschung erspart geblieben.
Die letzten Monate waren für mich die Hölle; du hast mich mit deinem Verhalten zutiefst gedemütigt und mich gekränkt. Hätte ich mehr kämpfen sollen? Früher eingreifen? Ich weiß es nicht...
Dass du mir nicht dieselben Gefühle entgegen gebracht hast, wie ich dachte, für dich zu empfinden, war mir bewusst. Aber ich hatte darauf gesetzt, dass sich das ändern würde. Leider - oder Merlin sei Dank - habe ich mich getäuscht.
Ich habe dir und Granger das letzte Jahr nicht leicht gemacht, ich behaupte jetzt auch nicht, dass mir das Leid täte, denn ich hab das in der Überzeugung getan, dafür Sorge tragen zu müssen, dass ihr euch trennt.
Wenn ich aber gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich es eventuell besser akzeptieren können.
Mich hat das alles ganz schön gebeutelt, mehr als irgendjemand ahnt. Ich habe euch gehasst, verflucht und die Pest an den Hals gewünscht. Bis mich jemand wachgerüttelt und mir gezeigt hat, dass es nur mein Stolz war, der verletzt wurde. Dass ich von der Gewohnheit nicht ablassen konnte, zu glauben, wir würden glücklich werden. Das allein war mein Fehler, Draco!
Ich möchte nicht mit dir eine Ehe eingehen, die von Hass und Misstrauen überschattet wird. Wir werden da hineingedrängt, obwohl keiner von uns beiden das noch möchte. Uns hat man keine Wahl gelassen, doch über das WIE entscheiden wir beide ganz alleine.
Auch, wenn dir jetzt wohl vor Unglauben der Mund offen steht:
Es wäre mir lieb, wenn wir inoffiziell an unseren Beziehungen festhalten und unsere Ehe als Freunde bestreiten würden.

 Love againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt