9. Briefverkehr

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Hermine kam mit Herzrasen unten an; sie war früher dran als geplant, überall standen noch Grüppchen von Leuten umher, die sich unterhielten. Zu ihrem Glück jedoch weder Ron noch diese Kröte von einer Ravenclaw. Dafür kam aber Ginny besorgt auf sie zugelaufen und zog sie in eine ruhige Ecke. „Sag mal, was ist denn gestern zwischen dir und Ron passiert? Ich dachte, ihr wolltet euch einen schönen Abend machen, und da tauchte er auf einmal viel früher als erwartet im Turm auf. Keinen Ton hat er gesagt, ist mit einem Gesicht, als hätte er Flubberwürmer essen müssen nach oben gerannt." fragte sie besorgt.

Hermines Augen waren bei ihren Worten immer größer geworden. „Mit MIR? Hat er dir das erzählt?" stellte sie entrüstet eine Gegenfrage. Als ihre Freundin nickte, sah sie rot. „Hat dieser Dreckskerl dir also gesagt, er würde sich mit MIR treffen?" Sie sprach zwar leise, aber mit einer solchen Wut in der Stimme, dass Ginny erschrocken zurückwich.

„Ich hab dein sauberes Bruderherz gestern tatsächlich getroffen." fuhr Hermine mit sarkasmustriefender Stimme fort. „Er war gerade dabei, Aurora an die Wäsche zu gehen, als ich sie in Flagranti erwischt hab. Noch Fragen?" zischte sie. Ginny machte ein betroffenes Gesicht. „Er hat WAS?" hauchte sie. „Du hast es schon richtig verstanden." Mitfühlend wollte Ginny sie in die Arme ziehen, doch Hermine wehrte ab. „Lass! Fehlt noch, dass ich vor aller Augen in Tränen ausbreche."

Ihre Freundin zog sich wieder zurück. „Warum bist du denn nicht noch zu mir gekommen gestern? Dir muss es doch schrecklich gegangen sein." Hermine seufzte. „Und das Risiko eingehen, ihm noch mal über den Weg zu laufen? Nein, danke. Ich hab mich lieber in meinem Zimmer verkrochen." Dass sie durchaus getröstet worden war, verschwieg sie wohlweislich. Sie hätte Ginny nie begreiflich machen können, dass Draco es war, der in diesem Moment für sie da gewesen war, und dass er seinen Job verdammt gut gemacht hatte, wie sie zugeben musste.

In dem Moment sah sie Ron die Halle betreten und sich umsehen. Als er sie erblickte, kam er mit säuerlicher Miene auf sie zu. „Ich mach mich vom Acker." sagte Hermine mit einem Blick auf ihren Ex. „Das pack ich jetzt noch nicht." Sie warf sich ihre Tasche über die Schulter und ging mit großen Schritten auf den Tisch der Schulsprecher zu. Als sie sich gesetzt hatte und zurück schaute, sah sie eine wild gestikulierende und heftig auf Ron einredende Ginny. Ihr Bruder machte den Eindruck, als suche er ein Mauseloch, in das er sich verkriechen könnte. „Geschieht ihm recht, dem Wiesel!"

Hermine sah auf. „Besser bekäm ich's selbst nicht hin. Er kann einem fast Leid tun." antwortete sie und beobachtete Draco, als er sich hinsetzte. „Wenn Ginny ihre Krallen ausfährt, kann selbst ich noch was lernen."

Die Augen des Slytherins blitzten amüsiert auf. „Von dir soll's eine Steigerung geben? Dann hast du dich selber noch nie in Action erlebt." entgegnete er. Wider Willen musste sie grinsen. Sie würde es zwar nie laut aussprechen, aber er tat ihr gut. Seine Ungezwungenheit trotz des peinlichen Zwischenfalls am Morgen war das, was sie gerade brauchte; wäre es nach Ginny gegangen, würde diese sie jetzt mit Mitleid und gut gemeinten, tröstenden Worten zu schmeißen. Das wiederum hätte zur Folge, dass Hermine sich in Selbstmitleid suhlen und einen Weinkrampf nach dem anderen bekommen würde.

Draco tat zwar nicht so, als wüsste er nicht, was los sei, aber er machteauch kein Staatsdrama draus und schlug geschickt den Bogen zu einem weniger brisanten Thema.
„Wie sollte ich? Muss ich mir jetzt einen Zeitumkehrer besorgen um raus finden zu können, was du damit andeuten willst?" ging Hermine auf seine kleine Stichelei ein, und daraus entspann sich mal wieder ein kleiner Schlagabtausch, den beide im Stillen genossen.

Nach dem Frühstück verließen sie zusammen die Halle. Es war der Tag vor Halloween, das dieses Jahr auf einen Donnerstag fiel. Um die letzten Vorbereitungen treffen zu können, hatten die Schüler, die an den Planungen beteiligt waren, eine Befreiung vom Unterricht bekommen für diesen Tag. Die beiden Schulsprecher trafen sich mit ihnen in der Eingangshalle und delegierten die Schüler, damit alles reibungslos klappte. Da weiterhin das Zaubern nur bedingt eingesetzt werden sollte, mussten sie bereits heute mit der Dekoration anfangen, lediglich die Tische durften magisch raus gebracht werden, der Rest sollte auf Muggelart per Hand erfolgen.

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