22. Unerwartete Hilfe

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Bitte nicht! Bitte nicht! Nimm mir nicht die Erinnerungen an die letzten Monate! Sie kann doch nicht einfach den Oblivate an mir anwenden!

Doch ihr Gegenüber schien genau dazu fest entschlossen. Stumm stand Hermine an ihrem Platz, den Blick starr auf Pansy gerichtet und ihren Wunsch vor sich hindenkend. Dann schloss sie ergeben die Augen und versuchte, sich auf die schönen Momente, auf Draco zu konzentrieren. Sie wusste, es hatte keinen Sinn, wollte aber nichts unversucht lassen, sich ihre Erinnerung zu behalten. Zu dem Schweiß, der ihr aus sämtlichen Poren ihres Körpers strömte, gesellte sich jetzt eine einzige, kleine Träne.

Hermine hörte Pansy tief einatmend und bereits die erste Silbe des Vergessenzaubers aussprechen, als sie von einer anderen Stimme übertönt wurde, die die Slytherin zu Boden schickte. „Finite!" Überrascht riss sie die Augen wieder auf und merkte, wie die Lähmung aus ihrem Körper wich, als der Spruch seine Wirkung entfaltete. „Bist du ok, Granger?"

Nein, sie war nicht ok, aber sie konnte noch keine Antwort geben, spürte helfende Hände, als sie an der Wand hinab zu Boden sank. Besorgt blickten sie zwei hellblaue Augen an, die zum Vertrauensschüler der Hufflepuffs gehörte. Ein Geräusch hinter ihren ließ sie zusammen zucken und der Junge drehte sich um. Mit einem Satz war er bei der wieder zu sich kommenden Pansy, nahm deren Zauberstab an sich und richtete seinen eigenen auf sie. Doch die schien noch meilenweit davon entfernt zu sein, handlungsfähig zu werden. Unschlüssig stand der Hufflepuff vor ihr und richtete seinen Blick auf die Schulsprecherin.

„Ich bring sie zur McGonagall." entschied er und machte ein verwundertes Gesicht, als Hermine den Kopf schüttelte. „N-n-nein!" krächzte sie. „Sie ist schon g-gestraft genug." „Das meinst du jetzt nicht im Ernst!" redete der Schüler auf sie ein. „Ich meine, ich weiß nicht, was sie vorhatte, aber die den Petrificus dranzufluchen ist ja wohl kein Kavaliersdelikt mehr!" „NEIN!" widersprach sie ihm energisch, und rieb sich den Hals, der unglaublich kratzte. Der Klammerfluch hatte neben der Lähmung der Extremitäten noch den unangenehmen Nebeneffekt, dass auch die Reflexe nicht mehr richtig funktionierten.

Dementsprechend ausgetrocknet waren Hals und Mund jetzt. Wackelig stand Hermine wieder auf; Pansy hatte sich mittlerweile in eine halbsitzende Position aufrichten können und sah sie aus hasserfüllten Augen an. In Verbindung mit ihren Haaren, die ihr wild wie ein Vorhang vor dem Gesicht hangen, machte sie den Eindruck einer völlig Verrückten. „Spar dir dein Getue." Zischte sie, „Ich kann auf dein Mitleid verzichten!" Hermine lächelte dünn. „Das hat nichts mit Mitleid für dich zu tun, du elendiges Miststück. Aber wenn dir nur ansatzweise an Draco liegt, dann ersparst du ihm die Schande, ein Weibsbild heiraten zu müssen, das unehrenhaft von der Schule geflogen ist!" Sie wandte sich an den Jungen. „Keinen Ton darüber zu niemandem, verstanden?"

Der Vetrauensschüler blickte von einer zur anderen, schien sich nicht entscheiden zu können. Dann nickte er. „Ich warne dich, Parkinson: sollte Granger in Zukunft irgendetwas zustoßen, oder sich seltsam verhalten, werde ich der Direktorin alles erzählen, was passiert ist." Dann fasste er Hermine sanft am Arm und schob sie zur Tür. „Komm, ich bring dich in den Krankenflügel."

Poppy hatte sich schweigend die haarsträubende Geschichte angehört, die Hermine ihr als Erklärung für ihren Zustand auftischte. Es war ihr anzusehen, dass sie kein Wort glaubte, doch die Heilerin war schlau genug, nicht weiter darauf herum zu reiten. Früher oder später würde sie erfahren, was wirklich geschehen war, das wusste sie aus Erfahrung. Daher behandelte sie die Schülerin auch dementsprechend mit Heilsprüchen, die man nach einem Petrificus Totalus anzuwenden hatte; da Hermine keine Medi-Hexe war, fiel ihr dies dann auch nicht auf. Dankbar spürte sie, wie die Kraft langsam wieder zu ihr zurückkehrte und das Zittern ihres Körpers nachließ. Als sie endlich von Poppy entlassen wurde, stakste sie zum Schulsprechertrakt. Behandlung hin oder her, Wundermittel waren es letztendlich auch keine; sie konnten einen großteil der Beschwerden lindern, einiges auch ganz wegzaubern; manches jedoch brauchte etwas länger, weil eben die Seele noch nicht wieder wollte, wie sie sollte. Anders ausgedrückt: Hermine hatte einen gründlichen Schock.

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