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Harry hatte Amelia gestern Abend noch erzählt, was in seiner ersten Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste mit Umbridge passiert war, sodass Amelia diesen Morgen am liebsten gar nicht erst aufstehen möchte. Sie fühlt sich unmotiviert und will einfach nur in Ruhe um ihre Mutter trauern, obwohl ihr Tod nun auch schon etwas mehr als einen Monat her ist. Doch trotzdem fühlt Amelia diese unglaubliche Leere in sich. Natürlich, die Mitglieder des Ordens sind eine unglaubliche Unterstützung für sie und sie fühlt sich auch unglaublich wohl, doch trotzdem schafft sie es nicht, die Trauer vollständig zu verbergen. Meistens denkt sie morgens und vielleicht auch noch abends daran, doch mittlerweile schafft sie es ganz gut, mit der Situation klar zu kommen. Doch was sie gar nicht gebrauchen kann, sind die mitleidigen Blicke, die sie immer wieder zugeworfen bekommt. Sie freut sich ja, dass sie Unterstützung bekommt und die anderen ihr das Gefühl geben wollen, dass sie für Amelia da sind, allerdings wäre es Amelia lieber, wenn ihr die Entscheidung gelassen werden würde, wann sie die Unterstützung der anderen möchte und wann nicht. Stattdessen wurde ihr diese in letzter Zeit so oft aufgezwungen, dass Amelia sich mittlerweile in der Gesellschaft der meisten tatsächlich etwas zu bevormundet und bedrängt fühlt - gute Intentionen hin oder her.

Amelia zieht sich in Ruhe an, nachdem sie alles notwendige im Bad erledigt hatte. Sie hat heute überhaupt keine Lust auf den Rock der Schuluniform, weshalb sie einfach eine schwarze Jeans aus dem Schrank zieht und hofft, dass niemand etwas sagen wird. Aber sie beschließt, dass sie sich heute nicht an die Kleiderordnung hält, die besagt, dass sie einen Rock zu tragen hat, weil sie weiblich ist. Das ist in ihren Augen ohnehin schwachsinnig. Und sie bezweifelt, dass die Schuluniformen an dieser Schule auch nur das kleinste bisschen dagegen tun, dass man von den anderen akzeptiert wird. Stattdessen schreit man doch direkt heraus, welchem Haus man angehört und liefert den anderen Schülern direkt die passenden Vorurteile für die auftretende Häuserrivalität. Als sie aus ihrem Zimmer tritt, sieht sie Blaise, mit dem sie sich diesen Morgen zum Frühstück treffen wollte, noch nicht, weshalb sie sich gegen ein Sofa im Gemeinschaftsraum lehnt und auf ihre Schuhe heruntersieht, während sie in ihren Gedanken versinkt. Nach einiger Zeit kommt Blaise dann auch aus seinem Zimmer und gemeinsam gehen die beiden Slytherins in die große Halle, um zu frühstücken.

Auf ihrem Stammplatz steht zu ihrer Verwunderung eine Tasse Kakao. Verwirrt und wahrscheinlich auch etwas paranoid sieht sie sich um, doch kann nichts Auffälliges entdecken. Amelia verwendet einen Offenbarungszauber, doch das Getränk scheint wirklich nur ein ganz normaler Kakao zu sein.

Sie wirft einen weiteren Blick durch die Schüler und kann niemanden entdecken, der ihr diesen Kakao hier hingestellt haben sollte. Ihr Blick gleitet weiter zum Lehrertisch und bleibt an Professor McGonagall hängen, die ihr sanft und großmütterlich zulächelt. Amelia nickt ihr dankbar zu, da sie verstanden hat, dass dieser Kakao von ihr kommen muss und beginnt dann ganz normal zu frühstücken.

Ihr Blick bleibt auf Dolores Umbridge hängen, die ganz friedlich zu frühstücken scheint. Doch die Erzählungen von Harry und den anderen gestern, sowie ihre eignen Erfahrungen des gestrigen Tages, lassen Amelia an diesem Frieden zweifeln.

„Was starrst du Professor Umbridge denn so an?", fragt Blaise plötzlich und Amelia zuckt ertappt zusammen. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie in Gedanken versunken zum Lehrertisch gestarrt hatte. Wahrscheinlich sah es so aus, als würde sie versuchen Umbridge ein Loch in den Kopf zu brennen, wenn sie sie nur lange genug anstarrt.

„Oh, ich war in Gedanken, alles gut.", sagt sie allerdings nur abwehrend, dann sieht sie wieder auf ihr Frühstück.

Amelia isst schnell zu Ende, denn sie sieht, dass sich Dumbledore auf sie zubewegt und will einem Gespräch mit dem Mann unbedingt aus dem Weg gehen.

Dragonblood || Severus SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt