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„Amelia, versuch dich genau auf deine Umgebung konzentrieren.", ermahnt Dumbledore sie und Amelia verdreht die Augen. Sie versucht nichts anderes, doch sie weiß, dass ihre Gedanken immer wieder abzuschweifen versuchen. Sie spürt, dass sich ihre Hand, die den Zauberstab festhält, ungünstig verkrampft und sie gibt ihre Haltung auf. Amelia lässt die Schultern sinken und streicht sich die Haare aus dem Gesicht.

„Es tut mir leid, Albus. Ich glaube nicht, dass das heute noch etwas wird.", meint sie und steckt sich den Zauberstab in den Hosenbund. Dumbledore sieht die Frau vor sich mit einem nachdenklichen Blick an. Er beobachtet, wie sie zu ihrer Wasserflasche geht und einen großen Schluck trinkt. Irgendwie sieht sie momentan gar nicht gut aus und es stört Dumbledore, dass er nicht weiß, woran es liegt. Er weiß, dass es momentan sehr gut mit den anderen Schülern läuft. Ihre Noten sind soweit auch gut. Und den Tod ihrer Mutter verarbeitet sie mittlerweile auch gut. Was also ist falsch?

„Amelia, mein Kind. Was ist los?", fragt er deshalb unvermittelt und Amelias sieht ertappt zu ihm.

„Ganz ehrlich, Albus? Ich weiß es nicht.", antwortet sie und lässt sich auf den Schreibtisch des Direktors sinken. Dumbledore, der sie immer noch nachdenklich betrachtet, denkt, dass sie ziemlich müde aussieht. Und er ist sich sicher, dass sie sehr wohl weiß, was sie beschäftigt, aber nicht mit ihm reden möchte. Unentschlossen sieht er sie an und versucht abzuwägen, ob er sie danach fragt, oder ob er es lässt.

„Amelia... Du siehst sehr müde aus.", spricht er das, was er eben noch gedacht hat, laut aus und Amelia sieht ihn mit einem kleinen Schmunzeln an.

„Ich bin es auch.", antwortet sie ihm nur und streckt sich, so als würde sie ihre Aussage noch mit einer Geste unterstützen.

„Woran liegt das?", fragt Dumbledore sanft und geht auf seine Schülerin zu. Amelia weicht seinem Blick aus und Albus weiß, dass sie nicht über das reden möchte, das sie beschäftigt.

„Ist es wegen deiner Mutter?", hakt er sanft nach und legt ihr eine Hand auf die Schulter, um ihr zu zeigen, dass es okay ist. Amelia sieht auf und Albus rechnet damit, dass er jetzt Tränen in ihren Augen sehen wird. Die hatte sie immer, wenn ihre Mutter erwähnt wurde. Doch die erwarteten Tränen sind nicht da.

„Auch... natürlich ist das ein Grund, weshalb ich nachts wach bleibe, aber es wird besser.", meint sie. Dumbledore ist mit dieser Antwort allerdings nicht zufrieden und will gerade etwas sagen, als Amelia von seinem Schreibtisch hüpft.

„Darf ich dich was fragen, Albus?", meint sie und der Schulleiter nickt erstaunt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Amelia plötzlich ihre Stimmung wechselt.

„Sirius war doch damals hier auf der Schule, richtig?", tastet sie sich vorsichtig an ihre eigentliche Frage heran.

„Ja, war er."

„Gemeinsam mit James Potter und Remus. Oder?", fragt sie und wieder bestätigt ihr Dumbledore das. Er ist verwirrt, weshalb sie ihm diese Fragen stellt, wo sie es doch selbst eigentlich schon weiß. Doch als sie ihre nächste Frage stellt, fällt bei ihm der Groschen.

„Snape war zu der Zeit auch Schüler hier, richtig?", fragt sie vorsichtig und Albus sieht sie mit einem Blick an, den Amelia nicht deuten kann.

„Ja, war er. Aber ich verstehe nicht-"

„Wieso haben alle zugesehen, als die drei sich immer über Snape lustig gemacht haben? Wieso hat nie jemand eingegriffen?", fragt sie und Dumbledore ist überrascht von ihrem Tonfall. Es klingt fast so, als würde sie ihm Vorwürfe machen. Und allen, die damals einfach nur zugesehen haben. Dann allerdings fragt er sich, woher sie diese Information überhaupt hat, denn er kann sich nicht vorstellen, dass Snape sie ihr bereitwillig zur Verfügung gestellt hat. Immerhin versucht er diese Erinnerungen krampfhaft zu verdrängen.

Dragonblood || Severus SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt