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Gin pov

Die Tage verstrichen, ohne das ich das Geschehene wirklich verarbeitete. Wir veröffentlichten die Papiere, mein Vater wurde verhaftet, der Mörder von Elias geschnappt, wir waren wieder an der Schule, mein Leben sollte Friedlich sein. War es aber nicht.
Jahrelang hatte ich meinen Bruder verabscheut und jetzt ließ sein Tot mich nicht mehr los. Ich wusste nicht warum aber plötzlich wollte ich nicht mehr. Ich verkroch mich vollkommen und überließ Jared und Oliver mein Umfeld. Elias war weg. Einfach weg. Meine ganze Familie war weg. Eigentlich hatte ich sie alle wegen mir selbst verloren.
Dann fiel mir etwas ein, was Elias damals an dieser Mauer zu mir gesagt hatte: du bist nicht meine einzige Schwester. Ich sprang auf und Jared und Oliver zuckten fast gleichzeitig zusammen.

"Was hast du vor?", fragte Jared misstrauisch.

Komisch aber ich musste Lächeln: "Meine Schwester suchen."

Jared pov

Was? Ok woher hat sie jetzt diese Fantasie, eine weitere Schwester zu haben. War sie verrückt geworden, wegen dem was mit Elias passiert war?

"Gin du kannst hier nicht einfach weg.", ich schüttelte ungläubig den Kopf.

"Natürlich kann ich hier weg."

"Nein kannst du nicht. Schon vergessen? Schule für Jugendstraftäter und wenn man  mal bedenkt, was dir gerade passier ist, stehst du nochmal unter besonderer Überwachung.", Oliver hinter mir brummte das ziemlich überzeugend vor sich hin.

Doch Gin schien sich nicht davon beeinflussen  lassen. Sie schien komplett darauf fixiert zu sein diese fiktive Schwester zu finden.

"Selbst wenn es diese Schwester gäbe, wie willst du sie bitte finden?", ich wusste es war ein Fehler in dem Moment als die Worte meinen Mund verließen.

"Sie lebt wirklich. Ich bilde mir das nicht ein verdammt.", sie fuhr mich so energisch an, dass ich entschuldigend die Hände hob und zustimmend nickte: "Entschuldige, so war das nicht gemeint." Sie antwortete nicht und ging einfach.

Ich sah Oliver unschlüssig an: "Und jetzt?" Er zuckte mit den Schultern: "Gib ihr etwas Zeit."

Und das tat ich auch, nach einer Woche Zeit geben riss mir nur dummerweise der Geduldsfaden. Nun stand ich vor ihrer Zimmertür und war drauf und dran zu klopfen, als diese sich auf einmal von alleine öffnete.

"Komm rein."

Leicht verdattert blieb ich stehen und sah mich einer verwuschelten Gin gegenüber. "Dann nicht.", sie war schon dabei die Tür wieder zu schließen, da quetschte ich mich doch noch hindurch.

"Woher..."

"Oliver hat mir geschrieben, dass du grübelnd vor meiner Zimmertür vor dich hin vegetierst.", ihre Stimme war Tonlos und bei genauer Betrachtung vielen die Schatten unsterblich ihren Augen deutlich ins Auge. Was Oliver anging, dem würde ich später den Hals umdrehen, jetzt musste ich mich aber erstmal um meine Freundin, äh Gin, kümmern. Sie stand vor mir und sah mich fragend an. Obwohl, eigentlich sah sie durch mich hindurch. "Wie kann ich dir helfen?", irgendwer musste diese kleine Stille, die sich gebildet hatte ja überbrücken.
Sie runzelte die Stirn: "Ich kannst mich nicht erinnern dich um Hilfe gebeten zu haben." Ich musste grinsen, als sie ein nachdenkliches Gesicht zog. "Stimmt, aber ich brauche ja wohl keine Einladung von dir, um Zeit mit dir zu verbringen.", bei dem Wort 'Einladung' stupste ich ihr auf die Nase und lief Schnur Steaks an ihr vorbei. Oh ja, das fühlte dich gut an.

Als sie mir endlich hinterher getrottet kam sah sie dummerweise immernoch aus wie ein Zombie. "Kleine, du siehst aus wie eine dieser alten gruseligen Hexen aus den Horrorgeschichten. Wirklich, an Halloween wärst du die perfekte Leiche oder eben Zobiehexe oder so." Sie zog eine Augenbraue nach oben: "Willst du nur über mich herziehen, dann kannst du wieder gehen."

Mist das war nach hinten los gegangen.

Jetzt schnupperte ich: "Und wie das hier riecht.", ich ging näher an sie heran, "Schatz du stinkst, bevor ich mich bereiterkläre dir zu helfen, solltest du erstmal unter die Dusche." Ich begann sie Richtung Bad zu schieben. Sie wehrte sich etwas, aber ernst könnte man das nicht nehmen.

"Ich hab dich nicht mal um deine Hilfe gebe...", doch ich ließ sie nicht Ausrede: "Los unter die Dusche jetzt." Dann stieß ich sie ins Bad und schloss hinter mir die Tür ab.

"Jared was soll der Mist?", maulte sie. Ich trat wieder auf sie zu und ergriff den Saum ihres T-Shirts. Bevor ich es aber auch nur einen Zentimeter geben konnte, würde ich energisch Richtung Tür gedrängt, diese wurde in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit aufgeschlossen und ich in der gleichen Geschwindigkeit vor die Tür gesetzt. "Ich geh ja schon duschen.", rief sie mir noch entgegen, da war die Tür auch schon wieder zu.

Mir sollte es recht sein, solange sie überhaupt etwas tat, aber ihr beim Ausziehen helfen, wäre auch nicht schlecht gewesen.
Ich schlug mir einmal fest gegen die Stirn, solche Gedanken sollte ich jetzt besser nicht haben.

Wenige Minuten später vernahm ich eine Dusche und machte es mir auf ihrem Schreibtischstuhl bequem. Mein Blick fiehl auf den Schreibtisch, er war leer.

Gin pov

Nachdem ich die Dusche verlassen hatte, waren Jared und ich dazu übergegangen nach eine Lösung für das Problem 'kleine Schwester' zu finden.

Zum Schluss griff ich nach meinem Handy. "Bist du dir sicher?", Jared sah mich fragend an. Ich zuckte nur mit den Schultern: "Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht." Langsam tippte ich die Nummer ein und drückte dann auf wählen.

"Owan Haftanstalt, was kann ich für Sie tun?", meldete sich eine reservierte Stimme.

Ich schluckte einmal: "Stellen Sie mich bitte zu Eric Morgan durch."

Bad SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt