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Gin pov

Der Mann hieß Theodor und überwachte die Postzentrale und manchmal auch das Telefon des Gefängnisses. Natürlich hatte jeder Gefangene seine Privatsphäre und doch musste man sicher sein, dass sie nicht auch aus dem Gefängnis heraus noch Verbrechen begingen, dafür war er anscheinend zuständig. 

"Ihr Vater hat häufig mit einer Frau telefoniert, Miss Lorenzo glaube ich. Sie kümmere sich um sein Kaninchen und schickt ihm ab und zu ein paar Fotos per Post.", sagte der Werter nach einiger Zeit. Ich und Jared nickten bedächtig. Uns war alles klar, dass mein Vater kein Kaninchentyp war und das Tier wahrscheinlich symbolisch für Alisha Morgan stand. 

Theodor kramte kurz in seiner Hosentasche und zog dann einen kleinen Zettel heraus: "Dies hier ist die Adresse. Ich hoffe, dass sie ihre Schwester finden." Ich nahm das Stück Papier entgegen: "Danke für ihre Hilfe." Dann schnappte ich mir Jared und, nach einer kurzen Verabschiedung verließen wir das Gefängnis wieder. 

Ich sah auf meine Uhr: "Komm Jared, lass uns zurück fahren." Er blickte mich verwirrt an: "Zurück?" Ich lächelte leicht: "Ja zurück zur Schule, heute werden wir es nichtmehr schaffen zu ihr zu kommen." Mein Freund, er ist wirklich mein Freund, holte sein Handy heraus und warf einen kurzen Blick auf die Uhrzeit: "Verdammt, wenn wir die Nacht durchfahren würden, könnten wir es schaffen."

Ich verdrehte die Augen: "Jared, egal wie wir es drehen, Morgen müssen wir wieder an dieser Schule sein und das schaffen wir nicht. Ich kann es mir nicht erlauben, noch mehr Chaos anzurichten. Wir müssen wohl oder übel eine Woche warten." Er fuhr sich entnervt durch die Haare, lächelte dann aber leicht: "Dann also Freitag. Bis dahin habe ich dich also nur noch für mich." Ich boxte ihm gegen den Oberarm: "Du bist so selbstsüchtig." Er grinste etwas breiter: "Was denn? Danach muss ich dich ja auf unbestimmte Zeit teilen." Ich musste lachen. Was er sagte ergab Sinn und auf irgendeine verdrehte Weise fand ich es auch total süß. 

Ich hatte wie eine Verrückte nach Alisha gesucht und wollte nie eine Pause machen, doch jetzt musste ich warten. Ich wusste wo sie war und das reichte mir. Eine Woche mehr oder weniger machte keinen Unterschied mehr, jetzt konnte ich kurz abschalten. 

Jared pov

Eine Woche. Die Information, wo sich Gins Schwester aufhielt, hatte sie anscheinend beruhigt. Sie war nicht mehr gehetzt und ging alles viel leichter an, als hätte das alles einen Schalter in ihr umgelegt. Ich legte meinen Arm um ihre Schulter und zog sie noch ein Stückchen näher an mich heran. Wir saßen beim Mittagessen und Oliver erzählte gerade von seinen Plänen nach dem Abschluss nach Tokyo zu gehen. Fly und Mira konnten die Hände nicht voneinander lassen und Kate betrachtete Oliver unverwandt. Es war alles wieder ganz normal. 

Plötzlich wurde mein Arm von Gins Schulter herunter geschoben. Ich sah meine Freundin verwirrt an. Sie schnappte sich jedoch nur ihr Besteck und begann zu essen. "Gin?", ich war etwas traurig. dass sie mich einfach so zur Seite geschoben hatte. "Ja?", sie schob sich gerade noch etwas reis in den Mund. Das sah schon irgendwie niedlich aus. Ich hob nur meinen Arm und machte ein trauriges Gesicht. Sie lachte auf: "Ich kann so nicht essen." Ich zog einen Schmollmund. Auf einmal war sie direkt vor mir und blickte mir direkt in die Augen. Ich hob eine Augenbraue. "Warte!", sie kaute noch kurz und schluckte dann den Reis herunter. Dann grinste sie und legte völlig unerwartet ihre Lippen auf meine. Es war nur ein kurzer, ganz flüchtiger Kuss, doch war sie mir jetzt wieder ganz nah. Als sie sich wieder zurück zog waren ihre Wangen leicht gerötet. "Und worauf war jetzt das 'warte' bezogen?", fragte ich. Sie zog die Nase leicht kraus: "Ich wollte dich doch nicht mit Essen im Mund küssen."

Plötzlich tauchte ein Arm zwischen uns beiden auf: "Sagt mal ihr zwei Turteltäubchen, hört ihr mir überhaupt zu? Ich rede hier über meine Zukunft und ihr könnt mir nicht mal 5 Minuten eure Aufmerksamkeit schenken." Oliver hatte ich ja komplett vergessen. Ich kratzte mich im Nacken und sah ihn entschuldigend an: "Schuldige, aber mit so einer Schönheit neben mir, kann ich mich nunmal nicht auf dich konzentrieren." Gin wurde mit einem mal tief rot im Gesicht. Oliver lachte tonlos auf: "Ihr seid wirklich Grausam seit ihr zusammen seid. Als bester Freund hat man es nunmal nicht leicht." Kate näherte sich ihm von hinten und schlang ihm die Arme um den Hals: "Tja mein Lieber, dann solltest du dir auch schnell eine Freundin suchen, vielleicht bist du dann nichtmehr das 5. Rad am wagen." Alle lachten los. Sie zwinkerte ihm noch einmal zu, schnappte sich dann Gin, welche kurz protestierte, da sie ihren Reis noch nicht aufgefuttert hatte und verließ gemeinsam mit meiner Freundin die Cafeteria. 

Es war wirklich wieder alles ganz normal.

Gin pov

Mir war abwechselnd heiß und kalt. Es war Samstag früh, wir waren die Nacht durchgefahren und jetzt stand ich zusammen mit Jared vor dem Haus in dem Alisha leben sollte. Zweifel packten mich: "Und wenn sie mich gar nicht kennenlernen möchten." Ich fragte Jared das jetzt schon zum x-ten Mal, doch es ließ mich nicht los. Ich hatte unseren Vater ins Gefängnis gebracht, Elias war in diesem Krieg gestorben und für sie war ich sicher nur eine Fremde, welche viel Unglück über ihre Familie gebracht hatte. 

Ich hatte mich die ganze Woche auf dieses Treffen gefreut, doch ich hatte nie darüber nachgedacht, was sie eigentlich von mir hielt. 

Jared ergriff meine Hand: "Du, meine Liebe, bist Gin Morgan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dich nicht treffen will und seien wir mal ehrlich, was soll denn großes passieren. Wir gehen da jetzt hin und du triffst dich mit deiner kleinen Schwester." Ich nickte zögerlich und wir bewegten uns ganz langsam auf das Haus zu. Nachdem wir das Gartentor passiert hatten blieb ich jedoch erneut stehen. "Nein, dass ist eine schlechte Idee. Auch wenn mein Vater nichts mehr tun kann führe ich noch immer ein gefährliches Leben, ich will sie da nicht mit hinein ziehen.", ich wollte mich umdrehen und davon stürmen, doch Jared hielt mich mit eisernem Griff fest. Dann zog er mich in eine Umarmung: "Ich liebe dich. Wir schaffen das. Und ihr wird nichts passieren, schließlich bin ich ja da um euch zu beschützen." Ich musste leicht lachen, als ich mir vorstellte, wie er uns beschützen würde. Gruselige Vorstellung. "Komm schon Gin. Wir haben es jetzt soweit geschafft, du kannst doch nicht kurz vor dem Ziel wieder umkehren, dann war alles umsonst. Alles.", flüsterte Jared an meinem Scheitel.

Er hatte recht und egal wovor ich jetzt noch Angst haben mochte, ich, wir würden das schon schaffen. Bevor ich es mir doch noch anders überlegen konnte eilte ich auf die Haustür zu und drückte auf die Klingel. Dicht hinter mir spürte ich Jared. 

Ich hörte schnelle Schritte hinter der Tür und dann wurde sie aufgerissen. Vor mir stand Alisha Morgan.

"Hallo Alisha, ich bin Gin, deine große Schwester."

ENDE

Bad SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt