Kapitel 1

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Viviens POV

Ich atmete laut aus und trat aus dem Raum. Hinter mir schloss ich die Tür und lief auf das Hauptgebäude, das nur fünfhundert Meter entfernt aufragte, zu. So wie ich Elias und Maya kannte, warteten die zwei schon an vorderster Front . . . ich meine, in der ersten Reihe auf das Ereignis, das stattfinden würde.

Angeblich wurde der Armee-Stützpunkt heute von einer Geheimorganisation besichtigt, die jemanden abwerben wollten. Nur wusste keiner, nach was für Fähigkeiten die Organisation suchte. Ob ein Mechatroniker oder Ingenieur gesucht war, oder einfach ein weiterer Agent, Schrägstrich "Depp für alles". Vielleicht suchten sie auch nach einem fähigen IT-Experten. Wenn ja, würde Maya eine hervorragende Chance haben hier heraus zu kommen.

Ich strich mir eine dunkle Strähne aus dem Gesicht, die sich aus dem Zopf geschlichen hatte und schaute auf. Meine Augen huschten über den Parkplatz. Vor dem Betonklotz reihten sich - wenn ich mich nicht verzählt hatte - zehn Autos auf. Wie es das Klischee nicht anders wollte, waren alle schwarz. Ich seufzte und quetschte mich zwischen zwei Wagen durch, als mir das Symbol an der Tür auffiel.

Ein Adler.

Ich ignorierte es und bewegte mich weiter auf den ganzen Stolz des Generals zu. Kaum hatte ich das Gebäude betreten, schlug mir eine immense Lautstärke entgegen, die sonst nie herrschte. Zielsicher steuerte ich auf Maya zu, die lässig an einem Tisch lehnte und grinsend die Arme verschränkt hatte. Als sie mich bemerkte strahlte sie und lief mir entgegen.

"Du hast es also auch endlich geschafft, Nora", begann sie und legte mir einen Arm um die Schulter. Ich lächelte und schob sanft ihren Arm weg, bevor ich antwortete: "Ich musste erscheinen."

"Wir mussten erscheinen", verbesserte Elias mich schmunzelnd. Ich wusste, dass er genauso wenig hier sein wollte wie ich, was ich ihm hoch anrechnete . . . andernfalls hatte ich dann wenigstens einen Leidensgenossen. Von Maya konnte man das nicht behaupten. Sie war Feuer und Flamme.

"Wisst ihr worum es geht?" fragte ich direkt. Elias ließ genervt die Schultern hängen. "Es gibt nur Gerüchte."

"Welche Gerüchte?" Ich wurde hellhörig. Als Elias zu überlegen schien, wie er mir die Frage am besten beantworten konnte, schaltete sich Maya ein: "Dass sie jemanden suchen."

"Wie, sie suchen jemanden?"

"Hier soll sich laut den Gerüchten irgendjemand befinden, den diese Organisation unbedingt haben will." Maya setzte sich auf den Tisch, an dem sie zu Anfang gelehnt hatte. Ich versuchte nicht allzu entgeistert zu schauen, als ich mich neben ihr niederließ. Das darf doch nicht wahr sein, schoss es mir durch den Kopf. Ich schüttelte diesen kaum merklich, um wieder klar denken zu können.

"Sind irgendwelche Namen gefallen?" erkundigte ich mich interessiert und beobachtete, wie Maya zu Elias blickte.

"Jetzt, wo du es sagst . . . Das war so ein russischer Name . . . den konnte ich mir nicht merken", sagte sie und kratzte sich verlegen am Kinn. Elias rollte mit den Augen. "Romanoff."

"Romanoff?" Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte ich die zwei an, die das mit einem nicken bestätigten. Verdammt!

"Ruhe!" brüllte plötzlich eine Stimme, die ich nur zu gut kannte - und hasste. Der General trat in den großen, hohen Raum. Hinter ihm stand ein dunkelhäutiger, schwarzgekleideter Mann mit Augenklappe und Glatze. Er überragte den General um einen halben Kopf. Seine Hände waren hinter dem Rücken verschränkt, als ein ernster Blick durch die Anwesenden glitt.

Fury.

Ich schob mich unauffällig ans Ende der Bank, sodass ich aus seinem Blickfeld verschwand. Still wie ein Mäuschen schlich ich zum nächsten Seitenausgang. Da ich nicht groß war, gab es keine Probleme beim Verschwinden hinter der Menge. Ich zog den Kopf ein und öffnete leise die Tür ins Freie. Der General hielt gerade eine Ansprache, wie hervorragend unser Jahrgang und wie exzellent der Stützpunkt doch sei, den die Werte Regierung ihm überlassen habe, als Fury ihn plötzlich unterbrach und sich vor ihn schob. Er räusperte sich.

The Real WidowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt