Kapitel 25

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Viviens/Gaias POV

Es vergingen Tage, in denen alle nach Natalia suchten und meine Nächte schlafloser waren, als je zuvor, denn auch ich suchte ununterbrochen. Die Fragen, die ich mir immer wieder stellte waren: Wie konnte das passieren? Warum hatten sie gerade Natalia mitgenommen? Ging es ihr gut? Je mehr ich versuchte eine Antwort zu finden, desto mehr versank ich in einem Meer aus verworrenen Theorien. Stark hatte sich weitestgehend in alles Mögliche hereingehackt und arbeitete an einem Algorithmus, der Natalias Kommunikationsgerät finden sollte. Das Genie habe die Geräte erneuert, nachdem meine Schwester damals baden gegangen war, und nun seien sie nicht nur hydrophob, sondern hätten auch eine spezielle Frequenz; bis jetzt hätte er aber nichts gefunden. Das restliche Team suchte die Unfallstelle nach Hinweisen ab und überprüfte die Aufnahmen der Außenkameras, die nur bis zur Explosion liefen und das Bild dann plötzlich schwarz wurde – obwohl sie nicht beschädigt wurden. Und ich? Ich hatte andere Sorgen

"Director Fury, darf ich Sie sprechen?" fragte ich auf der Brücke ankommend und sah zu dem Mann auf, der mich in sein Büro führte. Als ich die Tür schloss, setzte er sich und bot mir einen Stuhl an, den ich dankend ablehnte. Er sah mich abwartend an.

"Zuerst einmal: Ich weiß, dass Sie nicht viel von mir halten", begann ich vorsichtig und beobachtete ihn; er lehnte sich zurück, als sei er gespannt, was nun kommen würde. Ich fuhr fort: "Aber Sie halten viel von Natalia." Er nickte und meinte: "Anfangs war ich bei ihr ebenso skeptisch, wie bei Ihnen."

"Ich möchte aus dem Team austreten", gab ich zu und verschränkte meine Arme. Fury zog eine Augenbraue nach oben. "Wie meinen Sie das?"

"Ich möchte kein Avenger sein", erklärte ich dann geradeheraus und erntete einen verwirrten Gesichtsausdruck von ihm. "Warum?"

"Weil ich zurück nach Deutschland gehe", sagte ich seufzend.

"Was zur Hölle wollen Sie in Deutschland?" fragte er gefasst und kniff sein Auge zusammen. Ich holte mein Smartphone aus der Hosentasche, entsperrte es und legte ihm meinen Grund vor. Fury schaute auf. "Ein Handel."

"Ich für Natalia", stimmte ich nickend zu und nahm das Telefon wieder an mich. "Leon will mich zurück bei Hydra haben, dafür lässt er meine Schwester gehen. Ich habe vierundzwanzig Stunden Zeit und wenn bis dahin keine Antwort eintrifft"

"Bringt er sie um", beendete der Director den Satz und erhob sich. "Wie wollen Sie vorgehen?"

"Einfach in meine alte Dienststelle hineingehen und sie befreien, dann fange ich wieder an zu arbeiten."

"Woher nehmen Sie die Sicherheit, dass Agent Romanoff nichts passiert?"

"Es gibt keine Sicherheit", antwortete ich monoton. "Ich muss es versuchen."

"Wer begleitet Sie?"

"Ich mache das allein. Ich will niemanden in Gefahr bringen", stellte ich klar. "Habe ich Ihre Erlaubnis, mir einen Jet zu leihen, den Natalia zurück bringt?"

"Natürlich", meinte er und nickte. Ich drehte mich zur Tür, als er sich zu Wort meldete: "Ich halte etwas mehr, als 'nicht viel' von Ihnen." Grinsend verließ ich das Büro und schritt zu meinem Zimmer, wo ich Kleidung und Besitztümer in eine Reisetasche packte und mich auf den Weg zum Hangar machte. Ich ignorierte die Blicke und Fragen, wo ich hinwolle. Ich muss Natalia da irgendwie herausholen, koste es, was es wolle.

"Gaia?" Clint kam mir entgegen und ergriff unsanft meinen Arm. "Wo willst du mit der Tasche hin?"

"Aus dem Weg", zischte ich kalt und wand mich aus seinem Griff, bevor ich meinen Weg fortsetzte. Er folgte mir. "Wo willst du hin?"

"Natalia holen", sagte ich gleichgültig und steuerte auf die große Halle zu.

"Du weißt, wo sie ist? Warum sagst du dann nichts?" Wieder stellte sich Clint vor mich und blockierte meinen Weitergang. Ich versuchte ihn beiseite zu stoßen, doch er fasste nach meinen Handgelenken und hielt mich am Ort. "Alleingänge enden selten gut, Gaia."

"Und? Was geht dich das an, wie es für mich endet?" fragte ich wütend und wollte mich losreißen. "Hier geht es um Natalia! Es ist mir vollkommen egal, was für mich herauskommt."

"Es ist dir nicht egal. Du tust so, als wäre es dir egal", entgegnete er. Ich wand mich aus seinem Griff und setzte das Laufen fort – ihn im Schlepptau. "Sei doch vernünftig!"

"Ich kenne das Wort nicht", meinte ich zickig und bewegte mich auf den mittleren Jet zu. Weitere Versuche von Clint, mich vom Vorhaben abzuhalten oder mitzukommen, prallten an mir ab. Während ich meine Tasche abstellte, folgte er mir und blockierte das Cockpit. "Du fliegst nicht ohne mich!"

"Genau dasselbe wollte ich auch gerade sagen", sagte Rogers und betrat gefolgt von Wanda und Wilson das Flugobjekt.

"Kümmert euch um eure eigenen Probleme, verdammt", meinte ich wütend und warf meine Hände in die Luft. "Das ist eine Sache zwischen Hydra und mir."

"Das mag stimmen, aber Natasha ist ein wichtiger Teil unseres Teams. Deswegen kümmert es uns genauso sehr, wie dich", entgegnete Clint stur und ließ sich auf dem Pilotensitz nieder, um die Rampe zu schließen. Ich wusste, dass ich die Avengers nicht umstimmen konnte, also seufzte ich und sagte: "Schön, aber eins sollte klar sein: Ich hole Natalia und ihr bringt sie nur zurück zu Shield. Keine Show, kein Eingriff. Verstanden?"

"Warum nicht gleich so?" fragte Rogers mit einem kleinen Lächeln und platzierte sich auf einem der Sitzplätze des Jets, wie auch Wanda und Wilson. Ich fuhr mir durchs Haar. Schöne Scheiße. Jetzt habe ich diese ganzen Spacken am Arsch. Genervt atmete ich aus und setzte mich neben Clint. "Warum könnt ihr mich nicht einfach alles machen lassen?"

"Weil uns Natasha etwas bedeutet", begann er und startete die Maschine. "Und weil sie nicht wollen würde, dass du allein gehst."

Nach einem kurzzeitigen Flug, in dem ich es geschafft hatte von Leggins und Shirt auf Jeans und Top umzusteigen, war ich auf dem Weg zur Hydra-Basis. Als ich die Tür öffnete, schlug mir das bekannte Stimmengewirr entgegen. Die Agenten musterten mich, machten aber keine Bemerkungen – in dem Fall wären wahrscheinlich Köpfe gerollt. Die ganze Wut, die ich in mir gesammelt hatte, wartete auf den richtigen Moment zum Ausbruch. Ich schob die Sonnenbrille hoch und durchquerte die lange Eingangshalle. Auf dem Weg zum Büro des Directors kam mir Amalia entgegen, die ich geflissentlich ignorierte, bis sie sich zu Wort meldete: "Kommst du angekrochen, um deinen Job wiederzubekommen, oder um die russische Schlampe zu holen." Ich blieb stehen, dann drehte ich mich zu ihr und grinste. Mit einer schnellen Bewegung hatte ich sie gegen die Wand gedrückt und zu ihrem Ohr gebeugt: "Sprich noch einmal so von Natalia und ich schwöre, dass du den langsamsten, schmerzvollsten und grausamsten Tod erleiden wirst, den die Welt je gesehen hat." Als ich sie losließ schnaubte sie nur und verschwand in einem Flur; ich setzte meinen Weg fort. Ich hätte sie so gern umgebracht Beim nächsten abbiegen stand ich direkt vor Leons Büro. Ich riss die Tür auf und knallte sie hinter mir zu. Meier Junior saß entspannt auf seinem Stuhl und beäugte mich schmunzelnd. Ich ließ mich auf einem der Stühle nieder. "Lass uns Klartext reden."

The Real WidowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt