Our Lovesong

Geheimnisse

"Aber du wirst nicht glauben, auf welche schlaue Idee Beto gekommen ist.", wechsle ich das Thema. "Er hat bestimmt, dass Karol und ich zusammen für die Aufführung arbeiten werden und ich ihr dabei helfen soll, einen Song zu schreiben. Das Schlimmste ist, dass das Lied ausgerechnet über Liebe handeln muss." Agus scheint meine Sorgen nicht zu verstehen. Ganz im Gegenteil. "Das passt doch perfekt.", neckt er mich und stößt seinen Ellbogen, leicht in meine Seite. Ich verdrehe genervt die Augen. "Vielen Dank für dein Mitleid, bester Freund.", antworte ich ironisch. "Oh, deine Partnerin hat uns bemerkt.", meint Agus plötzlich. "Was?" Ich drehe mich schnell zu Karol und sehe direkt in ihre Augen, die mich besorgt mustern. Dann sagt sie etwas zu ihren Freunden und winkt mich anschließend zu ihr. So wandern ich und Agus langsam zu ihrer Gruppe. 

"Was? Er ist dein Gesangspartner?", fragt das blonde Mädchen, als wir bei ihnen zum Stehen kommen. Ich stelle mich neben Karol, Agus bleibt neben mir. "Jap. Rugge, das ist Chiara und Mike kennst du ja. Ihr seid Klassenkameraden, nicht?" Ich betrachte Mike. "Woher kennst du Karol?", frage ich ihn "Wir sind beide Mexikaner und ich bin, was für eine Überraschung, gegen ihn gelaufen. So haben wir uns kennengelernt.", erklärt Karol und sieht lächelnd zum Mexikaner. Dann wendet sie sich an Agus. "Und das ist...?" "Mein bester Kumpel. Agustin oder auch Agus." "Hei. Mein Beileid, Rugge ist sicherlich anstrengend.", witzelt er sofort. Genervt wende ich mich an ihn:" Du verwechselst wohl uns beide." Bei uns deute ich auf ihn und mich. "Ach ja...diese interessanten BFF Gespräche, die nie beleidigend sind.", meint Chiara ironisch kichernd, während Karol Mike einen vorsichtigen Blick zuwirft und als sie sieht, dass er auch grinst, kichert sie ebenfalls ein wenig. Das ist ja interessant. "Gefällt er dir?", flüstere ich ihr ins Ohr, sodass sie zusammenzuckt. "Erschreck mich nicht so, Snob." Sie verschränkt ihre Arme "Wieso? Warst du abgelenkt?", grinse ich. Leicht schüttelt sie den Kopf. "Sicher?" "Total sicher.", schnauzt sie zurück. "Was ist denn?", meldet sich Mike nun ebenfalls zu Wort. "Nichts wichtiges.", meint Karol nervös und schickt mir einen bösen Blick. Ich kann deswegen nur lachend, den Kopf schütteln. Mike zieht eine Augenbraue nach oben, fragt aber nicht nach. "Mit wem arbeitet ihr zusammen, für die Aufführung?", wende ich mich nun an Chiara und Mike. "Die Lehrer haben mich mit Valu zusammengegeben.", meint Mike, wirkt aber nicht enttäuscht deswegen. "Ich arbeite alleine. Ich und Karol wurden als einzige ausgewählt, um einen eigenen Song zu schreiben. Die Lehrer meinen, dass wir den anderen schon einiges voraushaben.", meint Chiara. Das würde ich auch viel lieber machen, aber man kann ja nicht alles haben. "Wer ist Valu?", fragt Karol und versucht nicht allzu interessiert zu klingen. Mike deutet auf sie, welche bei ihren Freundinnen steht und nicht gerade unauffällig ihn beobachtet. "Das blonde Mädchen." "Hübsch.", murmelt Karol gespielt desinteressiert. Dennoch kann ich erkennen, wie sich ihre Finger in ihr Oberteil graben. "Gefällt sie dir?", fragt sie weiter. Er zuckt mit den Schultern. "Sie ist ganz okay." Ich bemerke, wie sich die kleine Mexikanerin augenblicklich entspannt. Genau in dem Moment läuten die Schulglocken und ich flüstere ihr noch schnell, ironisch, zu: "Nein. Mike gefällt dir überhaupt nicht." Mit den Worten gehe ich mit Agus zu unserer Klasse und lasse sie stehen.

Nach der letzten Stunde erhasche ich Karol im Flur und hole sie, außerhalb der Schule ein. "Du redest echt Schwachsinn, Snob.", schnaubt sie mir sofort entgegen. "Ich habe deine Blicke gemerkt und wie du dich entspannt hast, als Mike gemeint hat, dass er Valu nur okay findet." "Das heißt aber nicht sofort, dass ich in ihn verliebt bin. Außerdem habe ich doch keine Ahnung davon." "So wie deine Reaktionen waren, stehst du auf jeden Fall auf ihn. Du hast dir beinahe Löcher in die Arme gebohrt.", ziehe ich sie grinsend auf. Sie schüttelt nur stur ihren Kopf. "Auf keinen Fall." Leise fügt sie hinzu: "Das macht nur Probleme." Interessiert frage ich nach. "Was für Probleme?" "Solche, die auch das rothaarige Mädchen bei dir gemacht hat. Sie hat zu dir gesehen und dann habe ich gemerkt, dass du schnell zu mir geschaut und mich solange angestarrt hast, bis sie gegangen ist. Deutlich genug?" Mein Grinsen verschwindet. "Sie ist das Mädchen, von dem du gesprochen hast. Die, die dich verletzt hast. Wenn sie das wirklich getan hat, dann vergiss sie. Du hast sie nicht verdient." Ich sehe an Karol vorbei und überlege, wie ich sie von dem Thema ablenken könnte. "Rugge?", fragt sie vorsichtig und ich spüre ihre Hand, die sich auf meinen Arm gelegt hat. "So einfach geht das nicht.", murmle ich abwesend. "Doch. Sonst wird sie dich immer wieder verletzten." Verwundert sehe ich sie an. "Warum sagst du das? Du kennst dich doch am wenigsten damit aus." Nun sieht sie verletzt weg. "So halt.", murmelt sie und drückt ihre Bücher, die sie hält, an ihren Körper. Da haben wir wohl beide unsere Geheimnisse. Mittlerweile sind wir schon bei der Straße angekommen. "Hasta mañana.", murmelt sie und geht. "Hasta mañana.", antworte ich darauf und gehe ebenfalls nachhause. 

Vielleicht hat Karol Recht. Vielleicht sollte ich sie wirklich vergessen.

Die zweite Probe mit Karol steht in dieser Woche an und bin wiedermal früher in unserem Proberaum. Deswegen nehme ich mir eine Gitarre, setze ich mich wieder auf die Bühne und spiele noch mal die Melodie an, die mir eingefallen ist, als ich an Karol gedacht habe. 

Quiero verte sonreír. Quiero verte junto a mi. No puedo ya no quiero. No es fácil ocultar mis miedos. 

Und wenn ich das nochmal wiederhole und nur ein anderes Ende machen?

Quiero verte sonreír. Quiero verte junto a mi. No puedo ya no quiero. No es fácil aceptar que no te tengo.  

Darauf probiere ich ein paar Akkorde durch und singe nur mit "u". Dann singe ich:

Que no te tengo. Que no te tengo.

Das könnte ein gutes Ende für den Song sein. Schnell notiere ich alles. "Das klingt doch schon gut." Ich schrecke hoch, sehe Karol Augen vor meinem Gesicht und erschrecke mich nochmal, sodass ich einen Sprung, im Sitzen, zurück mache. "Anschleichen ist deine Spezialität, was?", keuche ich, während ich mir eine Hand aufs Herz halte und mich beruhige. "Vielleicht.", kichert sie und schnappt sich die Notenblätter, die ich fallen gelassen habe. "Mehr hast du noch nicht? Das wäre ein super Song." "Aber ein Solosong.", erinnere ich sie und nehme ihr die Noten aus der Hand. "Bist du jetzt verliebt in Mike, oder nicht?", will ich nun von ihr wissen. Karol sieht auf Finger und reagiert nicht. Dann fast nicht zu erkennen, zuckt sie mit ihren Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich habe doch keine Ahnung von wahrer Liebe, seit...damals, als er...mit meinen Gefühlen gespielt hat." "Wer?" "Einer aus Mexiko.", erwidert sie und versucht meinen Blick zu entkommen. "Das ist Vergangenheit und du hast gesagt, man soll es vergessen." "Nein. Ich habe das gesagt, damit dir nicht das geschieht was mir passiert ist."

~Währenddessen außerhalb des Proberaums~

???

"Meine Pläne sind perfekt nicht wahr, Alba?", kichere ich übertrieben. "Ja." "Einfach perfekt", freue ich mich. Wir gehen an einem Proberaum vorbei und als ich sehe wer darin ist, verzieht sich mein Gesicht zu einem hämischen Grinsen. "Sieh mal einer an, wenn wir dahaben. Die kleine Karolita und Ruggero Pasquarelli. Alba, ich habe eine göttliche Idee." Sofort kommt mir ein genialer Plan. "Und welche?", fragt diese zögerlich. "Wir sorgen dafür, dass dasselbe passiert, wie damals mit Cande." Ich lege meine Handflächen zusammen und bewege meine Finger auseinander und wieder zusammen. "Und wie?" Genervt von Albas blöden Fragerei, drehe ich mich zu ihr. "Wir lauschen und finden ihren Schwachpunkt heraus. Los, mach die verdammte Tür einen Spalt auf.", schnauze ich sie genervt an. "Sie ist schon offen.", murmelt Alba eingeschüchtert.  "Ach, wie schön.", antworte ich darauf wieder lieb. Dann hocke mich neben dem Türspalt und horche angestrengt. ""Ich weiß es nicht. Ich habe doch keine Ahnung von richtiger Liebe, seit...damals, als er...mit meinen Gefühlen gespielt hat." "Wer?" "Einer aus Mexiko." "Das ist Vergangenheit und du hast gesagt, man soll es vergessen." "Nein. Ich habe das gesagt, damit dir nicht das geschieht was mir passiert ist."

"Jemand aus Mexiko hat Karols kleines, unbedeutendes Herzchen verletzt? Wie wunderbar...schrecklich.", kichere ich böse. "Da haben wir ihre Schwachstelle." "Von wem?" Genervt stöhne ich leise auf. "Das wirst du gleich hören.", zische ich und lausche gespannt weiter.

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Wer könnte dieser jemand vor dem Proberaum sein? Und was hat sie oder er vor?

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