Das Biest

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Nach der letzten Stunde, als ich aus der Schule gehe, kommt mir Alba entgegen. "Seid ihr auch fertig mit Schule für heute?", fragt sie grinsend und geht neben mir her. "Ja. Singst du eigentlich auch etwas bei dieser großen Show?", frage ich interessiert zurück. Sie nickt. "Ja. Tienes el talento. Zusammen mit Mercedes." "Das ist die Blonde, oder?", frage ich. "Die Blonde, mit der ich immer zusammen gesehen werde, ...", meint sie. Plötzlich wird ihre Miene traurig und sie blickt zu Boden. "...und die, der Grund ist, warum mir niemand vertraut." "Aber ich vertraue dir.", lächle ich und lege einen Arm um sie, um ihr zu zeigen, dass ich hinter ihr stehe und für sie da bin. "Obwohl du mich kaum kennst.", erwidert sie mit einem leichten Kopfschütteln, wobei sie wieder anfängt zu lächeln. "Ja, aber jeder hat eine Chance verdient, oder?" Sie umarmt mich. "Du bist echt lieb." "Danke. Sing doch mal etwas von Tienes el talento.", fordere ich sie auf. "Ich singe nicht soooo gut.", murmelt sie. "Du singst doch mit einer der besten Künstlerinnen hier. Da musst du doch gut sein." "Du hast ja Recht." Sie sieht sich etwas um, bevor sie mich an eine ruhigere Ecke zieht. Alba atmet einmal durch, bevor sie anfängt.

Als sie fertig ist, sieht sie mich fragend an. "Und?" "Du hast eine wirklich schöne Stimme, die du noch besser zur Geltung bringen könntest, wenn du etwas kräftiger singen würdest.", gebe ich ihr einen Tipp. Sie nickt. "Ja, ich bin einfach ein wenig schüchtern. Aber jetzt bist du dran. Sing mir was, von eurem Song vor." "Da haben wir bis jetzt nur den Refrain." "Dann lass den hören."

Quédate un momento más aquí
Porque al fin entendí
Que contigo detengo el tiempo
Quédate conmigo di que sí
Porque al fin entendí
Que si no ya te perdí  

"Das klingt schon wirklich gut. Ehrlich, aber du hast ja den perfekten Gesangspartner.", grinst Alba und wackelt mit den Augenbrauen. "Wenn du meinst.", lache ich. "Karol!", höre ich plötzlich Rugge rufen. Ich drehe mich um und sehe ihn auf uns zu rennen. "Du musst noch was Wichtiges erfahren." "Was?" "Unter 4 Augen?", fragt er bei mir angekommen. Das Rennen scheint ihn allerdings nicht angestrengt zu haben. Er atmet nicht einmal schneller. Alba nickt. "War ja klar. Bis morgen oder so." Damit verschwindet sie. "Was willst du?", frage ich leicht genervt, da Rugge unser Gespräch gestört hat. "Du musst wissen, wer Mercedes ist. Es ist wichtig zu wissen, mit wem du dich da anlegst." "Ich lege mich nicht mit ihr an, nur, weil ich mich mit ihrer Freundin verstehe.", versuche ich ihm zu erklären. "Hör mal. Mercedes ist nicht so wie sie wirkt. Sie ist die beste Sängerin und deswegen auch sehr von sich selbst überzeugt. Sie ist extrem zielstrebig und würde alles tun, um ihr Ziel zu erreichen. Wenn ich sage alles, dann meine ich alles. Ihr macht es nichts aus, wenn sie Menschen verletzen, Beziehungen zerstören, Leute einschüchtern und deren Leben zerstören muss. Sie ist zu allem fähig." "Wow." Das hätte ich gar nicht von ihr gedacht. "Sie liebt es vor allem Leute herunterzumachen und sie komplett zu verängstigen. Das kann sie aber nicht allein machen, deswegen hat sie immer Alba bei sich. Alba führt ihre Pläne aus. Sie spielt allen die liebe Alba vor, aber in Wirklichkeit will sie nur Mercedes Plan zu Ende führen, damit diese glücklich ist. Darum warne ich dich. Immer wenn sie sich jemand nähert, dann führt sie nichts Gutes im Schilde. Bis jetzt hat sie am Ende diejenigen verletzt, mit denen sie gesprochen hat." "Sie hat mir aber gesagt, dass sie Mercedes Pläne nicht gut findet." Rugge nickt, ist aber nicht sonderlich überzeugt. "Ja, vielleicht sagt sie das. Aber Mercedes übt schon solche Macht auf sie aus, dass sie sich nicht mehr traut gegen sie zu wehren. Ich habe dir vorhin ja gesagt, dass Mercedes zu allem fähig ist. Würde Alba sich von ihr abwenden, würde sie das nächste Opfer von ihr werden. Das möchte sie aber ganz bestimmt nicht, da sie selbst weiß, was Mercedes für schlimme Spiele spielt. Darum tut sie alles, was Mercedes sagt und vielleicht tut sie es auch, weil ihre..." Er macht mit seinen Fingern die "-Zeichen nach. "Freundin sehr beliebt ist und sie, wenn sie an ihrer Seite ist, auch zu den Beliebten gehört. Alba mag zwar ein lieber Mensch sein, aber an der Seite von Mercedes kann sie der Teufel selbst sein. Ich wollte dich nur davor gewarnt haben." Ich sehe ihn, nach diesem Vortrag, zweifelnd an. "Meinst du das ernst?" "Ja. Ich bin mit Mercedes und Alba in einer Klasse. Ich kenne die beiden länger, als du und weiß wie sie ticken." Ich überlege. "Aber Alba ist wirklich nett." "Ja, aber im Hintergrund läuft immer ein Plan von Mercedes ab." "Immer? Was ist, wenn du dich täuscht?", nehme ich Alba in Schutz. "Mach dir ein eigenes Bild von ihr, wenn du willst und mir nicht vertraust." Ich strecke meine Handfläche nach vorne aus. "Hei. Ich habe nie gesagt, dass ich dir nicht vertraue." "Dann vertrau mir in dieser Sache, okay? Du kannst dich mit ihr befreunden, wenn du willst. Aber denk daran, dass sie auch die Freundin von Mercedes, dem Biest, ist.", fleht er. Irgendwie niedlich, dass er sich so um mich sorgt. Ich nicke langsam. "Ich denke daran." 

"Oh wie lieb du wieder von mir sprichst!", hören wir eine weibliche Stimme lachen. "Wenn man vom Teufel spricht.", flüstert Rugge und wir drehen uns in die Richtung von Mercedes, die auf uns zu kommt. Sie hat lange blonde, lockige Haare und ihre Klamotten betonen ihre Kurven. "Ja. Alba ist meine Freundin, aber diesmal plane ich nichts." Sie schüttelt ihren Kopf, um ihren Worten mehr Glaubwürdigkeit zu geben und sieht uns mit einem Hundeblick an. "Spar dir deine Lügen. Was willst du von Karol? Wieso hetzt du ihr Alba auf den Hals?", braust Rugge auf und stellt sich vor mich. "Hei, beruhig dich." Ich lege meine Hände auf seine Schultern und ziehe ihn zurück. "Wie süß. Ist da jemand verliebt?", fragt sie an ihn gewendet, mit dem ständigen breiten Grinsen auf den Lippen, bevor sie sich mir zuwendet. "Ich weiß auch nicht, was sie von dir will. Vielleicht braucht sie nur jemand Neues zum Quatschen." "Ich bin nicht in Karol verliebt.", schnaubt Rugge. "Ach nicht? Warum beschützt du sie dann?", fragt sie gespielt verwundert. "Weil ich nicht will, dass du ihr wehtust." "Naww." Dann sieht sie zu mir, was leider nicht so einfach geht, da Rugge direkt vor mir steht und ich recht klein bin. Deswegen sieht sie an ihm vorbei. "Hast du das gehört? Er ist ja so verknallt in dich." Ich blicke zu Rugge und dann wieder zu ihr. Er hat mittlerweile seinen Kopf zu mir gedreht. "Du glaubst doch nicht, was sie sagt?" Ich zögere. "Ich denke nicht. Schließlich sind wir nur Freunde." Zaghaft setze ich ein "Nicht?" dran. Er nickt und wendet sich wieder Mercedes zu. Diese nähert sich ihm. "Warum erzählst du ihr solche Lügen, oder..." Sie geht näher auf ihn zu, sodass ihre Gesichter sich beinahe streifen. "Oder stehst du noch auf Cande?" Rugge stößt sie zurück. Ich ziehe ihn wieder zu mir und halte seine Hände, damit er nicht noch aggressiver wird. "Lass Cande aus dem Spiel, okay?" Sie kichert. "Gleich in zwei Mädchen verliebt? Du bist ja ein richtiger Bad Boy." Sie zieht ihre Augenbrauen nach oben, während sie immer noch böse grinst. Rugge knurrt ein wenig. "He." Er sieht zu mir. "Lass dich nicht provozieren.", wispere ich ihm zu. "Ich wollte euch ja eigentlich nur viel Glück mit eurem Song und generell der Show wünschen." Sofort wird Rugge wieder sauer. "WAS HAST DU VOR?", schnaubt er, während er jedes einzelne Wort betont. "Nichts." "Ein wenig sabotieren, was? Aber warum Karol?" "Sabotieren? Was denkst du denn von mir?" Dann sieht Mercedes ernst zu mir. "Die Kleine kommt nicht mal ansatzweise an mich ran. Warum sollte ich sie dann aus dem Weg schaffen wollen?" Ihre Stimme wird bei den Worten bedrohlicher, während es mir kalt über den Rücken geht. 

In meinem Kopf hallen noch ihre Worte nach. "Warum sollte ich sie dann aus dem Weg schaffen wollen?" Mit jeder Wiederholung wird es immer gehässiger. "Ich wollte euch nur Glück wünschen, denn das werdet ihr brauchen.", holt mich Mercedes wieder aus meinen Gedanken. Eine Hand hat sie bei "Ich" auf ihr Dekolleté gelegt. Die zweite Hälfte des Satzes richtet sie mit einem gewissen Unterton an mich. "Mercedes geht jetzt. Tschau!" Damit dreht sie sich um und stöckelt extrem hochnäsig davon. 

"Tja, glaubst du mir jetzt?", fragt Rugge, der sich wieder mir zuwendet. "Meint sie das ernst?", murmle ich ängstlich. Da bemerke ich, dass ich noch seine Hände halte und lasse sie peinlich berührt los. "Ja. Das meint sie. Ich verstehe nur nicht was sie von dir will, aber ich finde es raus. Sei auf jeden Fall vorsichtig." Ich nicke, bis mir plötzlich was einfällt. "Was war damals mit Cande? Wie hat sie dich verletzt und hängt das damit zusammen, dass du nicht mit anderen arbeiten kannst?" Er nickt langsam. "Sie hat mich bei der ersten Aufführung, unserer Klasse, in Stich gelassen. Wir hätten zusammen auftreten sollen. Als Duo. Sie..ist nicht aufgetaucht." "Was ist...wenn ihr Nicht-Auftauchen auch etwas mit Mercedes zutun hatte?" Rugge sieht mich erschrocken an, als wäre ihm jetzt etwas klar geworden.

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Hat der Vorfall mit Cande etwas mit Mercedes zu tun?

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