Kapitel 7

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,,Eustachius!", rufe ich erleichtert, als ich sehe, dass der blonde Junge unversehrt ist. Schnell bin ich bei ihm und nehme ihn ihn meine Arme. Nach kurzer Zeit trennen wir uns. ,,Wie geht es dir?"

,,Wie soll es mir schon gehen? Ich werde hier gefangen genommen und die Sauberkeit auf diesem Schiff wird jetzt wirklich nicht groß geschrieben. Noch dazu teile ich mir meine Kajüte mit dieser kleinen Ratte da!", nörgelt der blonde Junge und deutet dann auf Reepicheep, der bis jetzt gelassen an der Wand stand. Doch nun tritt er vor und lässt dabei bewusst sein Schwerz glänzen. Grinsend sehe ich zu, wie Eustachius verwundert zu dem Mäuserich hinuntersieht. Doch kurze Zeit später hatte er wieder seinen gewohnten genervten Blick drauf. 

,,Zu aller erstens möchte ich sagen, dass ich eine Maus bin. Ja ich bin viel größer als eure in eurer langweiligen Welt. Eure Mäuse waren auch Krieger, bis sie immer kleiner geworden sind und ihre Stimme verloren haben. Ihr Menschen nennt das: Entwicklung.", spricht er, worauf Eustachius sofort seinen Mund hält. ,,Zweitens kannst du froh sein, dass ich mit dir die Kajüte teile, oder willst du mit Drinian in einer Kajüte schlafen? Er schnarcht furchtbar laut, ihr würdet zusammen ein schönes Katzengejammer abgeben." 

Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht sofort loszulachen. Eustachius jedoch schien es die Sprache verschlagen zu haben, denn er sieht nur verdattert den Mäuserich an. 

Plötzlich ertönen vom Deck her klirrende Geräusche. Es hört sich an, als würde Metall auf Metall geschlagen werden. Verwirrt wende ich mich zu Reepicheep. 

,,Was ist da los?", frage ich ihn besorgt. 

,,Das wird bestimmt spannend. Kommen sie, Evangeline! Hoffen wir, dass Hochkönig Edmund nicht komplett eingerostet ist.", lacht er und neugierig rennen wir beide nach oben auf das Deck. Den verdatterten Eustachius haben wir hinter uns gelassen. 

Erstaunt blicke ich auf das Deck und erkenne wie sich Kaspian und Edmund bekämpfen. Auf Spielerische Weise, versteht sich. Fasziniert folge ich ihren Bewegungen und Schritten. 

,,Beide sind unglaublich talentierte Kämpfer.",fängt Reepicheep an zu erzählen, als sich Lucy zu uns gesellt hat. Wir begrüßen sie schnell und wenden uns wieder dem Kampf zu.

,,Die Schwerter sind einzigartig.", staune ich und kann meinen Blick nicht von ihnen abwenden. ,,Wer hat sie geschmiedet?"

,,Schmieden ist die Kunst der Zwerge.", antwortet Lucy grinsend.,,Niemand beherrscht dieses Handwerk so gut wie die Zwerge." Immer noch fasziniert starre ich auf die beiden Kämpfenden. Mit einem Mal halten sich beide die Schwerter an die Kehle. Kurz zucke ich ängstlich zurück. Doch dann brechen die Seeleute in Jubel aus. Kurz darauf schickt Kaspian diese wieder an die Arbeit, während Edmund grinsend zu uns kommt. 

,,Das war faszinierend!", sage ich aufgeregt und versuche meine vor Adrenalin zitternden Hände zu verstecken. Edmunds Grinsen wird noch breiter.

,,Danke. Ich denke ich werde stärker.", antwortet er, während Lucy ihm einen gefüllten Becher mit Wasser reicht, aus dem er gierig trinkt. 

,,Es ist nur eine Frage der Zeit bis du mich besiegen wirst.", verspricht Kaspian, als er zu uns stößt. Kurz schlägt er Edmund auf die Schulter, um sich zu verabschieden, nachdem er von Drinian gerufen wurde. Zusammen setzten Edmund, Lucy und ich uns wieder an den Bug des Schiffes. 

,,Wie geht es Eustachius?", fragt Lucy neugierig. Edmund dagegen verdreht die Augen. Ihn ignorierend wende ich mich an das etwas jüngere Mädchen.

,,Er ist extrem verwirrt und kann nicht verstehen, was los ist. Außerdem denke ich, dass er hungrig ist und etwas zu Essen sucht.", antworte ich schnell.

,,Also wie immer.", widerspricht Edmund gelassen. Ich muss mich beherrschen ihm nicht irgendeinen unangebrachten Kommentar an den Kopf zu werfen. Doch natürlich bemerkt er meinen Blick. 

,,Willst du irgendetwas sagen, Evan?", fragt er provokant. Die Tatsache, dass ich von ihm einen neuen Spitznamen bekommen habe, stört mich weniger als die Tatsache, dass er Eustachius runter gemacht hast. Knurrend will ich schon zu einer Antwort ansetzten, als ich mir plötzlich dumm vorkomme und sie schwer nach unten schlucke. ,,Oder willst du uns endlich erzählen, woher du Schmerzen am Rücken hast?"

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Edmunds Sicht:

,,Oder willst du uns endlich erzählen, woher du die Schmerzen am Rücken hast?", frage ich erneut. Ich konnte sehen wie Evangeline mit sich kämpft. Während sie nachdachte, sah sie auf ihren Schoss, worauf ihre dunkelblonden Haare nach vorne fallen. Als ich schon dachte, sie wollte uns erzählen, was mit ihr los ist, springt sie auf, murmelt eine kurze Entschuldigung und verschwindet unter Deck. Mit offenem Mund starre ich dem jungen Mädchen hinterher, bis mich ein harter Schlag am Ellenbogen trifft. 

,,Sowas kannst du doch nicht sagen!", ruft Lucy empört, ,,Erstens: Ich bin auch besorgt um sie, aber es ist ihre eigene Sache. Wenn wir merken, dass der Schmerz für sie unerträglich wird, werden wir handeln. Bis dahin müssen wir abwarten. Zweitens: Sie ist eine gute Freundin und ein vertrauenswürdiges Mädchen. Ich will unsere Freundschaft nicht wegen der Ungeduld und dem Stolz meines Bruders riskieren. Drittens : Evan? Es wäre vielleicht ein schöner Name, aber nicht in so einer Situation. Ihr Name ist wirklich lang. Hättest du dir nicht etwas kreativeres ausdenken können wie Angie, Eve, Lin? Mein Bruder besitzt die Kreativität eines Teelöffels!" 

Zuerst ist meine Schwester ziemlich wütend auf mich, doch als sie merkt, dass ich mich selbst schuldig fühle, versucht sie mich aufzuheitern. Mit ihrem letzten Satz bringt sie mich dann doch zum Lachen. Trotzdem mache ich mir Sorgen um das junge Mädchen. Was kann so schrecklich sein, dass sie es nicht einmal Eustachius erzählt hat? 


Grübelnd liege ich in meiner Hängematte. Kaspian hat sein Zimmer den Mädchen gegeben, worüber ich auch sehr erleichtert bin, da ich es den Mädchen nicht zumuten will in dieser stinkenden Höhle zu schlafen. Obwohl es noch hell draußen ist, liege ich hier. Es ist einfach der ruhigste Platz auf dem Schiff, da sich tagsüber niemand freiwillig hier aufhält. Glücklicherweise ist Eustachius zu Evangeline geflohen, als ich hinein kam.

,,Sie mögen das junge Mädchen, nicht wahr?",fragt eine Stimme. Erschrocken richte ich mich auf, wodurch ich mir den Kopf an einem Balken stoße. Suchend blicke ich mich um, während ich mir den Hinterkopf reibe, als auf einmal der Mäuserich auf einen Holzbalken über mir springt. 


Lost Souls/Edmund PevensieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt