Kapitel 42

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Nervös streiche ich noch einmal die zerknitterte und ausgewaschene Schuluniform glatt. Mit einem leichten Lächeln sehe ich kurz in den Spiegel. Irgendwie freue ich mich darauf, mein letztes Schuljahr auf einer anderen Schule zu verbringen. Es wird ein kompletter Neustart. Auch freue ich mich darauf mit Lucy auf eine Schule zu gehen. Vielleicht nicht in eine Klasse, da ich meinen Abschluss bald mache, aber wenigstens bin ich nicht komplett allein. 

,,Evangeline, Liebling, Frühstück!", ruft Mrs. Pevensie nach oben und ich schnappe mir schnell meine Schultasche. Vorsichtig schließe ich die Tür zu Lucys und Meinem Zimmer und gehe schnell die Treppe runter. 

Seit zwei Wochen nun bin ich bei den Pevensies. Sie haben mich alle gut aufgenommen und Mrs. Pevensie wollte mich schon gar nicht mehr aufhören um mich zu sorgen, als die anderen ihr erzählt haben, dass ich immer noch Schmerzen von den Narben habe. Mittlerweile sind sie leichter geworden, doch die Narben bleiben. 

Am Frühstückstisch rutsche ich auf den Stuhl neben Peter und begrüße sie. Nur Edmund und Lucy fehlen noch. Während Peter und sein Vater über Politik reden, wende ich mich Susan zu, die starr auf ihren Teller starrt.

,,Danke für deine Schuluniform. Sie passt perfekt.", bedanke ich mich vorsichtig bei ihr, um ein Gespräch zu starten. Seitdem ich hier bin habe ich nur wenige Worte mit Susan gewechselt. Ich glaube sie mag es nicht, dass ich hier bin, doch ich versuche immer wieder ihr näher zu kommen. 

,,Du kannst sie ruhig haben. Ich brauche sie ja nicht mehr.", meint sie nur und steht dann auf, um auf ihr Zimmer zu gehen. Verdattert sehe ich ihr hinterher. 

,,Alles okay?", fragt Peter fürsorglich und sieht mir in die Augen. Er legt seine Hand beruhigend auf meinen Rücken. Schnell nicke ich, doch schüttle dann meinen Kopf.

,,Ich denke sie mag mich nicht.", gestehe ich ehrlich. Peter nickt verstehend und sieht seiner Schwester hinterher.

,,Mach dir keine Gedanken. Iss lieber mehr, du musst ja noch in die Schule.", meint Peter. Stumm nicke ich nur und esse weiter. Mittlerweile ist auch Lucy gekommen, wobei sie um einiges entspannter wirkt als ich. 

Nachdem wir fertig sind, helfe ich noch schnell beim Abwasch. Danach springe ich noch einmal die Stufen zu Eds Zimmer hinauf, um mich von ihm zu verabschieden. Lächelnd gehe ich in sein Zimmer, doch Ed schläft noch tief und fest auf seinem Bett. Schmunzelnd öffne ich die Vorhänge, worauf er sich schließlich murrend auf die andere Seite dreht. 

Grinsend setze ich mich auf die Bettkante und beuge mich zu ihm herunter. Sanft küsse ich seine Nase und dann seine Mundwinkel. Kurz bevor ich ihn auf den Mund küsse, grinse ich und ziehe dann weg.

,,Hey! So geht das nicht." knurrt Ed, und seine Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken. Er zieht mich am Handgelenk zu sich und schlingt seine Arme um mich. ,,Ich will mit meinem Engel kuscheln." Seine Stimme kitzelt an meinem Ohr. 

,,Ich bin kein Engel.", flüstere ich bestimmt, doch verstecke mein Gesicht hinter den Händen, da ich rot werde. Edmund nimmt meine kleinen Hände in seine und sieht mich an, worauf ich noch roter werde.

,,Wieso hättest du denn sonst Angel in deinem Namen?", meint er und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Da meine Gefühle zu wild werden und mir plötzlich wieder einfällt, dass ich zur Schule muss, springe ich auf, drücke meinem Freund einen Kuss auf die Wange und sprinte dann aus der Tür.

,,Das zählt immer noch nicht!", höre ich Ed aus seinem Zimmer rufen, während ich siegessicher grinse.


,,Wir sehen uns später. Ich hole euch dann nach der Schule ab. Habt Spaß, legt euch nicht mit Lehrern an, obwohl, du würdest sie ja nie wieder sehen, Angie, und steigt nicht zu Fremden ins Auto. Lasst euch nicht von den Jungs der Nachbarschule anquatschen und zeigt den Mädels, auf der Schule, wer meine Prinzessinnen sind.", quatscht Peter unbeirrt, als wir auf den Platz vor der Schule ankommen. Lucy und ich tauschen belustigt einen Blick aus. 

,,Wir gehen nicht aus der Welt. Wir sind bloß in der Schule.", lacht Lucy.

,,Ighh. Schule. Zum Glück muss ich da nicht mehr hin. Grausamer Ort.", meint Peter nur, worauf wir lachen müssen.

,,Keine Sorge. Wir sind schon groß.", lache ich. 

,,Meine Kleinen. Sie sind schon so groß geworden.", weint Peter gefälscht, als wir aus dem Auto steigen. Belustigt gehen wir zum Haupteingang der Schule und reden ein wenig. Neugierig mustere ich meine Mitschülerinnen. Die meisten scheinen ziemlich aufgeregt zu sein. Doch andere haben sich schon in Grüppchen zusammengeschlossen. 

,,Ich zeig dir schnell dein Klassenzimmer.", meint Lucy schnell und zieht mich aufgeregt am Handgelenk mit sich. Verwirrt versuche ich ihr zu folgen. Vor einem kleinen Klassenzimmer lässt sie meine Hand los. 

,,Hier wären wir. Ich kenne vielleicht nicht alle auf der Schule, aber die Mädels in deiner Klasse sollten ziemlich nett sein.", plappert sie drauf los und lässt mich dann vor der Tür stehen. Schmunzelnd sehe ich ihr hinterher.  



,,Du wohnst wirklich bei den Pevensies? Was ist mit deiner Familie?", fragt Joanne neben mir. Verlegen kratze ich mich am Kopf. Ich will ihr wirklich nicht meine Familiengeschichte erzählen.

,,Lange Geschichte.", antworte ich nur, während Joe mich auf eine Bank vor der Schule zieht. Da wir eine Freistunde haben, sind wir ziemlich alleine auf dem Schulhof. Joe und ich haben uns in der Klasse kennengelernt. Sie hat mir ausversehen ins Gesicht geschlagen, als sie sich gemeldet hat und sich dan tausendmal entschuldigt. Seitdem habe ich sie nicht mehr losbekommen. Manchmal konnte sie echt nervig sein, doch ich war ihr dankbar, dass sie mir eine Chance gab.

,,Dort drüben sind einige Jungs des Jungeninternats am Ende der Straße. Sie schwänzen oft, denken sie wären die Besten. Schwachköpfe eben. Aber eigentlich sind sie ganz lustig. Das miese davon: Einer davon ist mein Bruder. Und der kommt geradewegs auf uns zu.", seufzt sie genervt. Überrascht wende ich mich um und sehe vier Jungs, die auf uns zukommen. Einer davon könnte Joes Spiegelbild sein. Ich vermute sie sind Zwillinge.

,,Hallo, Schwesterherz.", meint der Junge neckisch und setzt sich neben sie auf die Bank. Die anderen Jungs setzen sich im Schneidersitz vor uns. Ihre neugierigen Blicke machen mich nervös.

,,Hallo, Sammy. Hast du nicht heute Schule?", fragt sie spitz. ,,Vielleicht kann ich vor Dad doch nicht mehr so dicht halten wie zuvor." Sam verdreht genervt die Augen und hält ihr eine Tüte voller Süßigkeiten hin. Auf meinen fragenden Blick hin, antwortet Sam nur: ,,Ich bringe ihr immer Süßigkeiten. Dafür schwärzt sie mich bei unseren Eltern nicht an." Verstehend nicke ich.

,,Also. Ich bin Sam. Das sind Casey, Jonathan und Alec. Und du bist?", erklärt Sam und sieht mich dann neugierig an.

,,Evangeline, aber ihr könnt mich auch Angie nennen.", antworte ich schüchtern, da mich die ihre durchdringlichen Augen nervös machen.


Lost Souls/Edmund PevensieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt