Kapitel 39

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Evangeline:

Verwirrt öffne ich die Augen. Ich fühle nichts mehr. Der Schmerz hatte aufgehört. Ich liege auf einer grünen Wiese uns starre in den Himmel. Zögerlich richte ich mich auf und sehe an mir herab. Ich trage noch immer das gelbe Kleid, doch ich habe weder Verletzungen, noch Narben. Das helle Sonnenlicht strahlt in mein Gesicht, sodass ich meine Hand davor halten muss, um etwas zu erkennen.  

,,Wie ich sehe bist du aufgewacht.", sagt eine tiefe Stimme hinter mir. Erschrocken drehe ich mich um. Auf den ersten Blick erkenne ich niemanden, da sich die Person im Schatten versteckte. 

,,Coriakin?", frage ich verblüfft, als der alte Zauberer ins Licht tritt. Er trägt einen langen dunkelblauen Mantel. Seine Haare sehen noch genau so aus wie bei unserer ersten Begegnung. 

,,Es freut mich auch dich wieder zu sehen. Leider nicht unter diesen Umständen.", sagt er mit ruhiger Stimme. Neugierig trete ich näher zu ihm. 

,,Wieso bin ich hier?", frage ich verwirrt. 

,,Das weiß ich nicht. Dein Geist hat hierher gefunden. Und das heißt nur eines: Du bist in Schwierigkeiten.", erklärt er leise. Coriakin kommt näher zu mir, während ich immer noch nicht wirklich verstehe, was er mir erklären will. 

Vorsichtig legt er seine Hand auf meinen Kopf. Leise murmelt er Wörter vor sich hin in einer Sprache, die ich nicht kenne. Plötzlich bekomme ich keine Luft mehr und stürze zu Boden. Verzweifelt versuche ich nach Luft zu schnappen. 

Keuchend wache ich auf und schlage meine Augen auf. Hustend schnappe ich nach Luft und atme tief ein und aus. Die Schmerzen sind wieder zurück. Dieses mal sind sie viel intensiver. Ich kralle mich an dem Bettlaken fest. Als ich wieder einigermaßen atmen kann, fällt mir auf, dass ich in Verbände eingewickelt bin. Die Tatsache, dass ich nicht mehr auf der Straße liege und bei Bewusstsein bin, beruhigt mich ein wenig. 

Plötzlich wird die Tür geöffnet und jemand kommt mit einer Schüssel Wasser in den Raum. Als sie mich entdeckt, schreit sie erschrocken auf und lässt die Schüssel fallen, sodass das Wasser auf dem Boden verteilt wird. Das Mädchen rennt auf mich zu und umarmt mich vorsichtig, um meine Wunden zu schonen. Überrumpelt erwidere ich die Umarmung. 

,,Lucy.", flüstere ich mit brüchiger Stimme, als ich das Mädchen erkenne. Sie drückt mich noch enger heran. Tränen schießen mir in die Augen. Ich bin so froh meine beste Freundin wieder zu sehen. 

,,Du bist aufgewacht.", flüstert sie geschockt und löst sich von mir. Sachte streicht sie über meine Wange. Plötzlich hört man ein Trampeln auf dem Gang draußen und die Tür wird aufgerissen. Mrs. Scrubb und Eustachius stehen in der Tür und sehen mich geschockt an. 

,,Ich wusste, dass du uns nicht einfach verlassen würdest.", bricht Eustachius die Stille und lächelt, während Tränen in seinen Augen sind. Er kniet neben sein Bett und ich halte seine Hand. Mit der anderen streiche ich kurz über seine Haare. 

,,Du hast uns ganz schön Angst eingejagt.", meint Mrs. Scrubb, doch auch sie kann sich eine Träne nicht verkneifen. Erleichtert fühlt sie meine Stirn und kontrolliert die Verbände. 

,,Du hast noch immer Fieber. Hast du Kopfschmerzen?", fragt sie besorgt, worauf ich vorsichtig nicke. Sanft legt mir Lucy einen nassen Lappen auf den Kopf. Auch sie nimmt meine Hand. 

,,Was ist genau passiert?", frage ich neugierig, da ich mich nur daran erinnere, wie ich von unserem Haus geflohen bin. 

,,Ich habe dich auf der Straße gefunden, als ich zur Arbeit wollte. Edmund hat dich dann hier rauf getragen und wir haben alles versucht, um deine Wunden zu verarzten. Das war vor zwei Tagen.", erzählt sie.  

,,Ich war wirklich zwei Tage lang bewusstlos?", frage ich erschrocken. 

,,Du warst manchmal kurz wach, aber nur für wenige Minuten. Du warst aber nicht ansprechbar.", erklärt Lucy. Meine Augen wandern im Zimmer umher, als ich versuche die Informationen zu verarbeiten. 

,,Wo ist Edmund?", frage ich verwirrt. Sofort schlägt die Mine der anderen um und alle sehen sich unentschlossen an. 

,,Er wird bald wieder zurück sein.", verspricht mir Eustachius und drückt verstärkend dazu meine Hand. Ich belasse es dabei und versuche nicht weiter darüber nachzudenken, da meine Lider schon wieder schwer werden. 

,,Ruh dich aus.", flüstert Lucy und drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange. Schweigend gehen sie aus dem Raum hinaus, doch das bemerke ich schon fast nicht mehr. 


Im Halbschlaf merke ich wie die Tür leise aufgemacht wird. Mein Verstand will, dass ich aufwache, doch ich bin zu müde, um meine Augen aufzumachen. Ich spüre, wie jemand meine Hand sanft in seine nimmt. Vertraute Wärme schießt durch meinen Körper. Obwohl ich in unzählige Decken eingewickelt bin, bringen sie nicht annähernd so viel Wärme wie die Berührung dieser Hand. Ich will lächeln oder zumindest seine Hand drücken, doch mein Körper folgt mir nicht. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es Edmund ist. 

Nach einiger Zeit fühle ich etwas nasses auf meiner Hand. Mir wird klar, dass er wohl weint. Ich zwinge meinen Körper dazu, die Augen aufzumachen, doch er folgt mir nicht. Ich versuche seine Hand zu drücken und schaffe es kurz. 

,,Angie?", fragt er mit brüchiger Stimme, sodass ich auch anfangen will zu weinen. Er soll nicht traurig sein, er sollte lachen. Ich versuche wieder meinen Körper unter Kontrolle zu bringen, doch scheitere erneut. 

,,Überanstreng dich nicht. Es reicht mir zu wissen, dass du mich hören kannst.", antwortet er in die Stille hinein. Er streicht sanft über meine Wange, worauf ein Kribbeln durch meinen Körper geht.

,,Schön, dass dein Körper immer noch so auf mich reagiert.", lacht er leise aufgrund meiner Gänsehaut. Doch sofort verstummt er wieder. 

,,Ich nutze jetzt einfach den Moment aus, weil du mir nicht widersprechen kannst. Wir haben herausgefunden, was an dem Abend geschehen ist. Es tut mir leid, dass ich nicht da war, als es geschehen ist. Ich hätte dich beschützen sollen. Aber ich war nicht da. Als wir dich auf der Straße fanden, hatte ich das Gefühl ich hätte alles verloren. Du bist alles für mich. Oh Gott, bitte schlag mich dafür, aber das ist das kitschigste, das ich je gesagt habe. Nachdem wir aus Narnia zurückgekommen sind und du dich für uns -für mich- entschieden hast, hast du mich zum glücklichsten Menschen überhaupt gemacht. Ich werde es nicht sagen, nur weil ich wissen will ob du genau so fühlst. Ich sage es, weil ich will, dass du es weißt.", erzählt er vorsichtig. 

Mein Herz rast, weil ich ahne, was kommen wird. Ich will aufwachen, ihm ein Brett gegen den Kopf schlagen mit der Aufschrift -Ich liebe dich auch- doch ich schaffe es nicht einmal, meinen Daumen zu bewegen. 

,,Ich liebe dich."


Lost Souls/Edmund PevensieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt