Kapitel 12

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Kapitel 12

„Netter Versuch, Ethan. Aber ich habe ihr schon versprochen, dass ich sie heim begleite, nicht wahr?“, höre ich plötzlich eine bekannte Stimme.

Oder bilde ich mir das nur ein? Ich drehe mich um und tatsächlich steht da auf einmal Kyle vor mir. Es ist, als hätte er sich hierher teleportiert, wie aus dem nichts ist er einfach aufgetaucht, ohne dass ich bemerkt habe, dass er sich genähert hat.

„Ach ja?“ Der junge in dem Auto schnaubt amüsiert. „Viel Spaß noch, euch Beiden“, ruft er zur Verabschiedung aus dem offenen Fenster, während er schon davon fährt. Viel Spaß bei was? Ich will gar nicht wissen, was dieser Typ jetzt von mir denkt.

„Wer war das?“, frage ich verwirrt.

„Ethan. Herzensbrecher, Mädchenschwarm, ein arrogantes Arschloch, abgesehen davon ist er so etwas wie mein bester Freund. Du solltest dich trotzdem besser von ihm fernhalten. Aber ich denke, du weißt schon selbst, was du tust, nicht wahr, Mädchen ohne Namen?“ Seine dunkelbraunen Augen sind stur auf meine gerichtet, sodass ich irgendwann den Blick abwende, da es mir unangenehm wird.

„Eigentlich heiße ich-“

„Pscht. Ich will es nicht hören!“, unterbricht er mich. „Zuerst wolltest du mir deinen Namen nicht verraten, jetzt will ich ihn nicht mehr wissen. So ist das Leben.“

„Dein Ernst? Wenn du denkst, dass das gerade in irgendeiner Weise 'cool' klang, hast du dich wohl ein bisschen geirrt“, meine ich mit heiserer Stimme, dabei bemühe ich mich extra, nicht zu stottern.

„Coolness ist eines der wenigen Themen, das mich nicht im geringsten interessiert.“

„Achja?“, frage ich skeptisch.

„Ob du´s glaubst oder nicht, Mädchen ohne Namen. Es ist aber so.“ Er öffnet seinen Mund zu einem schmalen Lächeln. „Komm. Wir müssen zum Bus. Ich hab dir doch versprochen, dich nach Hause zu begleiten. Ich bin übrigens Kyle, falls es dich interessiert. Danke der Nachfrage. Nicht sehr nett von dir.“ Er wirkt wirklich ein bisschen enttäuscht.

„Ich...“ Was soll ich darauf erwidern? Ich kenne deinen Namen bereits? Ich bin immerhin kein verrückter Stalker und so will ich auch nicht rüber kommen.

„Schon gut. Ich mache nur Spaß“, lacht er. „Du bist viel zu leicht an der Nase herum zu führen, Mädchen ohne Namen.“ Bei diesen Worten berührt er mit der Fingerspitze seines Zeigefingers meine Nase, bevor er sich gleich darauf in Gang setzt und mir nichts anderes übrig bleibt, als ihm zu folgen, wenn ich hier nicht mutterseelenallein zurück bleiben will.

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„Voilà. Nach Ihnen, holde Maid ohne Adelstitel“, trällert Kyle in einer übertrieben hoher Stimme, während er mir einen Sitzplatz im Bus präsentiert.

„Also jetzt glaube ich dir, dass du keinen Wert auf Coolness legst“, sage ich und lache.

„Soll das etwa eine Beleidigung sein? Ich darf doch wohl bitten! Dies gehört sich nicht für eine Lady. Nehmen Sie gefälligst Rücksicht auf meine sensiblen Minnesänger-Gefühle!“, singt Kyle so laut, dass uns die anderen Leute schon seltsam anschauen.

Aber ich kann mich nicht auf diese peinliche Situation konzentrieren, da ich zu sehr mit Lachen beschäftigt bin. Unter normalen Umständen hätte ich mich jetzt in Grund und Boden geschämt oder zumindest so getan, als würde ich ihn nicht kennen, aber ich lache fast so laut, wie er singt. Er singt irgendeinen Text weiter, der absolut keinen Sinn ergibt, dazu klingt jeder einzelne Ton so schief, wie ich es noch nie von einem Menschen gehört habe.

„Bitte... ich... kann... nicht...“, bringe ich zwischen den Lachanfällen hervor.

„Wie? Ihr wollt noch eine Zugabe?“, fragt er in der gleichen Tonhöhe. Dass dieser Junge noch keine Halsschmerzen hat, ist ein wahres Wunder.

SternträumerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt