Kapitel 24

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Kapitel 24

„Gibst du mir bitte mal das Salz, Schatz?“, fragt Florence ihren Mann, während wir 5 am Esstisch sitzen, essen und ein wenig plaudern.

„Ich dachte nicht, dass die Jungs ohne meine heldenhaften Aktionen doch noch die Kurve kriegen und den Ärschen von der Lither School in die Ärsche treten“, meint Kyle lachend im Bezug auf das Basketballspiel und stopft sich kurz darauf einen riesigen Bissen Reis in den Mund.

„Verwende solche Worte nicht am Tisch, Kyle. Oder am besten überhaupt nicht“, weist seine Mutter ihn zurecht.

„Tschuldige, Mum“, erwidert er mit vollem Mund, sodass man ihn kaum versteht.

„Wenn du heute ein bisschen besser aufgepasst hättest, wäre dir nichts passiert und du hättest den anderen aus deiner Mannschaft helfen können.“

„Ja ja, Mum“, meint er jetzt ein bisschen genervt. Dann wirft er mir einen Blick zu und ich fühle mich, als würde er versuchen, meine Gedanken zu lesen. Reflexartig denke ich an etwas Banales und gehe in Gedanken die Primzahlen durch, was natürlich sowieso nur überflüssiges Denken ist, da er nicht weiß, worüber ich mir meinen Kopf zerbreche, egal, wie lange er mich ansieht.

Er wendet sich außerdem im folgenden Moment wieder von mir ab, als Florence etwas fürsorglicher und ruhiger erklärt: „Ich mach mir doch nur Sorgen um dich, mein kleiner Rotschopf.“ Sie steht auf, nimmt den Topf voll mit Reis und auf dem Weg in die Küche verwuschelt sie Kyles rötliche Haare und bringt sie nur noch mehr durcheinander, als sie ohnehin schon sind.

Ich bin drauf und dran aufzustehen und ihr zu helfen, den Tisch abzuräumen, doch Emily drückt mich wieder zurück auf meinen Platz. „Lass nur. Ich kümmere mich schon darum.“

„Oh... okay“, meine ich und wundere mich sogleich über meine eigene Stimme, die irgendwie anders klingt als sonst.

„So, Schneewittchen, da waren´s also nur noch wir beide. Die Prinzessin und ihr Hofnarr“, sagt Kyle und lächelt mich von dem Platz links von mir an.

Dave räuspert sich und als wir beide uns in seine Richtung – zum anderen Ende des Tisches – drehen, zieht er eine Augenbraue hoch.

„Also schön: die Prinzessin, der überdurchschnittlich attraktive Hofnarr und dessen seltsamer Vater“, korrigiert sich Kyle selbst.

Aber dieser „seltsame Vater“ erhebt sich kaum eine Sekunde später auch schon von seinem Sessel und verabschiedet sich mit den Worten: „Schon gut, ich geh´ ja schon, damit ihr beiden in Ruhe reden könnt oder was auch immer“, die mich vermutlich leicht erröten lassen – ich kann es nicht sicher wissen, schließlich sehe ich mich selbst im Moment nicht.

„Okay... Willst du heute darüber reden? Sie darüber fragen? Noch kannst du es bleiben lassen, wenn du möchtest.“ Obwohl niemand mehr in der Nähe ist, wird Kyles Stimme mit jedem Wort ein Stückchen leiser.

„Ich muss es einfach wissen, das-“

„Ja, aber denkst du wirklich, dass du heute schon bereit dazu bist?“, unterbricht er mich.

„Das.... Ja. Und, wenn ich jetzt noch nicht bereit dazu bin, werde-werde ich es wahrscheinlich auch nicht in ein, zwei, drei Wochen sein.“

„Ich weiß, was du meinst. Ich will nur nicht, dass... Dass wir irgendetwas herausfinden, das dich enttäuscht. Irgendwas, was wir im Nachhinein lieber nicht herausgefunden hätten, verstehst du?“

Ein kleines Lächeln findet den Weg zu meinen Lippen, weil er sich offensichtlich Sorgen um mich macht und ich ihn beruhigen möchte. „Diesem Risiko ist man doch immer ausgesetzt, oder?“

SternträumerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt