Eine blutige Sonne

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Die Tage wurden still, die Nächte lautlos. Die Plätze und Wege wurden nahezu von tobender Stille eingehüllt. Bemühungen wurden mit Drohungen ausgesprochen, wenn, dann war auch das der einzige Laut, den man spitzohrig erhörte. Die Stille wurde gebrochen durch Schreie und wenn diese dann verklangen durch unseriöses Schmatzen und unmenschliche Schreie, die, die menschlichen übertönten. Häuser brannten und Städte glühten. Die fressenden Flammen verschlangen ein Dorf nach dem anderen. Und wer glaubte Hilfe würde kommen, der lag falsch. Sie kam, doch zu spät. Alles war abgebrannt und tot. Was man für Menschen hielt, waren mehr unmenschlich als jegliche andere Kreatur, auch wenn sie ihnen in gewisser Weise äußerlich leicht glichen. Sie waren recht klein, hatten fasrige, blutige, dünne Haut, die von Adern überzogen war und riesige, tief in den Höhlen liegende Augen. Einen Mund, so groß wie zwei, der Menschenfleisch verschlang und auch nicht vor anderen Fleisch davon schreckte. Allesfresser, die aussahen wie Tote. Dünne Haarsträhnen hingen Ihnen ins Gesicht und der Rest waren filzige Zöpfe oder Haarbüschel.
Alle wirkten sie vertrocknet und verwest, als hätte man ihnen jegliche Lebenskraft entzogen. Einige wirkten lebendiger als andere. Diese menschlichen Kreaturen hatten die Größe von Kindern. Doch waren sie es nicht. Sie schienen tot zu sein, ohne Gefühle, oder der Gleichen. Wie leblose Seelen, die bloß den Anforderungen ihres Meisters gerecht werden zu wollen. Sie waren keinen Schritt näher dran, etwas über diese Kreaturen heraus zu finden. Geschweige denn eines gefangen zu nehmen. Es war schier unmöglich. Die kleinen Dörfer, welche in den Wäldern Mittererdes von den Menschen erbaut worden waren, nachdem Sauron gefallen war, waren fast alle zerstört. Und doch lebten noch einige Menschen in diesen weit abgelegenen Dörfern. Alleine und verängstigt. Es war, als wollten diese Kreaturen erst alle Menschen ausrotten, doch eins war gewiss. Es war nur eine Ablenkung. Ein Zeitvertreib, bis sie ihr wahres Ziel zu erreichen begannen. Stille füllte auch diese Nacht. Miaka, eine Menschentochter saß am Holztisch und schaute ihren Brüdern Jumb und Bjök zu, wie sie mit ihrer alten Ritterburg spielende und glucksende Geräusche von sich gaben. Ihr Vater schaute besorgt in die Nacht, während ihre Mutter in ein Buch vertieft war. Es waren 4 Jahre her, da ihr letztes Dorf überfallen, verbrannt und ermordet wurde. Von Orks, die ihre Familie entzweiten und ihre Familie entführten. Ein brennendes Haus hatte das Menschenmädchen unter sich begraben und sie das Fürchten gelehrt. Sie hatte Schmerzen erlitten und zu viel Tod gesehen. Seit dem hatte sie das Laufen verlernt und spürte nicht außer dem Schmerz, den sie umgab. Zusammen mit ihrem treuen Freund John hatte sie nach ihren Eltern gesucht und sie tatsächlich gefunden, in den Tiefen Höhlengängen der Stadt der Orks. Ein schwerer und steiniger Weg hatte sie wieder ins Glück geführt, auch wenn Miaka dabei viele Opfer bringen musste und ihr Freund John starb um sie zu retten. Miaka war seither nicht dieselbe, seit jener Nacht in denen sie die Qualen und das Leid gesehen hatte, welches das Feuer über sie brachte.
„Warum so still, Miaka? Willst du nicht mit deinen Brüdern spielen?"
„Tut mir leid, Mutter. Ich würde lieber wieder in mein Zimmer gehen."
Miaka fuhr mit der Hand durch ihr kurzes kastanienbraunes Haar und ihre Mutter lächelte sie traurig an.
„Du mutiges Mädchen!"
Miaka jedoch, konnte nicht lächeln. Sie fasste an die Räder ihres Rollstuhls und verschwand in ihr Zimmer. Sie hatte so viele Tränen vergossen, so viel geweint, dass sie glaubte, bald gäbe es keine Tränen mehr in ihr. Sie schaute in ihren Spiegel und sah eine junge hübsche Frau mit Sommersprossen auf der blassen Haut und grauen, glänzenden Augen, wie nicht von dieser Welt. Doch aus diesen Augen flossen wieder Tränen, Tränen der Verzweiflung, Tränen der Sehnsucht. Sie vermisste John. Sie hatte ihn geliebt, sie war seine Freundin gewesen, seine Verlobte. Sie hatte 3 Jahre mit ihm gelebt um ihre Familie wieder zu bekommen, doch für welchen Preis? Sie war über und unter Bergen gewandert, sie hatte das Laufen gelernt, um kurz darauf wieder zu fallen. Sie hatte im Schutz der Dämonen geruht und Johns Bruder getötet. Doch er war bei ihr geblieben. Für welchen Preis? Sie hatte gelernt selbst ein Dämon zu werden und zu kämpfen. Sie hatte aufgehört ein Dämon zu sein und war in ein Dorf gekehrt. Die Dämonen hatten es überfallen und ermordet. Sie hatte mit John überlebt. Dann hatten sie den Weg in die Stadt der Orks gefunden und wurden eingesperrt. Miaka fand ihre Familie als Sklaven arbeitend. Sie flohen, doch ein Ork hielt sie an den Haaren nach oben fest. Mit ihrem goldenen Messer hatte sie sie abgeschnittenes und einen Massenmord in den Orkstollen begannen. Sie tötete auch Menschen. Dann drohte ein Pfeil sie zu durchbohren, auf offener Straße, doch John hatte sie beschützt und war in ihren Armen gestorben. Dann waren sie in ein anderes Dorf gelangt, jetzt lebten seither dort.
Zu dieser Zeit gab es schon rote Sonnen, doch welche nun erblühte war größer und heller als die zuvor.
Miaka hatte sie gesehen, sie wusste davon und sie fürchtete sich, vor ihr, der Elbe, welche die größte Kraft von allen besaß. Sie hatte sie schon einmal gesehen und es sofort gewusst. Woher wusste sie nicht, doch es umgab sie eine merkwürdige und Starke Aura. Angsteinflößend und fantastisch zugleich. Sie hatte sie gesehen, auf einem Hirsch reitend und die Elbe hatte ihre Hand genommen und sie geführt, weit ins Land hinein, zu einem Dorf, das Dorf indem sie nun lebte. Ohne sie hätte Miaka es nie gefunden und doch hatte sie nicht nur Stärke gespürt, sondern auch etwas tiefes und weitaus gefährlicheres. Noch verborgen, doch schon drohend aus zu brechen. Das war nun 1 Jahr her und doch war es Miakas liebste Erinnerung. Das neue Dorf, welches unter dem Schutz der Waldelben lag, befand sich direkt hinter der Mauer, die ins Waldlandreich führte. Obgleich das Dorf geschützter war, lag es nicht im Waldlandreich, sondern außerhalb und es war den Menschen nicht erlaubt, es zu betreten. Fast alle Waldelben lebten hinter der Mauer, die sie schützte und mit kräftigem Efeu bewachsen war, ebenso die stetig bewachte Schläuse. Nur vereinzelte Waldelben lebten außerhalb Thranduils Mauern, somit unterlagen sie nicht seinem Schutz. Miaka sah jeden Morgen, wie die kleine Elbe alleine und doch beobachtet, von Wachen und vom Herrn Thranduil selbst, zu ihrem Unterricht ging um sich belehren zu lassen. Doch sie war keine Walelbe, auch wenn sie sich so kleidete, man konnte deutlich erkennen, das sie es nicht war. Man sagte immer, die Waldelben seinen weniger weise, jedoch gefährlicher.
In gewisser Weise stimmte es. Doch man konnte nicht wirklich sagen, das sie nur gefährlich waren. Das, was Miaka alles über die Waldelben in Erfahrung bringen konnte, war das sie sehr stark waren und weitaus schlauer, als manch einer denken würde. Jaselaya war kühn. Viel kecker als die anderen in ihrem Alter und um vieles reifer. Sie hatte ein Gespür für Dinge, die das menschliche Auge kaum wahrnehmen konnte und sie war stärker, als man es ihr zutrauen würde. Sie war meistens alleine und es schien nicht so, als hätte sie Freunde, mit denen sie ihre Nachmittage verbrachte. Doch ab und zu sah Miaka, wie sich die junge Elbe gekonnt über die Mauer Schwung, ihr wildes, langes Lockiges Haar im Wind hinter ihr her wehte und sie sanft und so leicht wie eine Feder und so still wie ein Windhauch auf dem moosigen Boden landete. Dann warf sie Steine an Bäume, oder zog ein glänzendes Messer aus ihrem Kleid und übte die Kampfkunst. Sie war nicht schlecht und womöglich gab es jemanden, der ihr all das beibrachte, womöglich der Sohn des Königs, von dem alle im Dorf immer sprachen. Höflich soll er sein und seinem Vater bis aufs letzte Detail gleichen. Außerdem soll er ein phantastischer Kämpfer sein und ein attraktiver Elb noch dazu. Miaka wusste nur so viel wie alle hier, viel zu wenig um sich viele Gedanken machen zu können. Wann wussten Menschen schonmal etwas mehr?
Die Menschentochter rollte mit ihrem Stuhl zum großen Fenster und öffnete es. Ein warmer Duft von Minze und den Feigenbäumen von einem der Waldelben hinter der Mauer wehte zu ihr herüber und sie schloss entspannt die Augen. Vielleicht könnte sie nochmal ein neues Leben beginnen und einfach vergessen was geschehen war.
Nein, das konnte sie niemals, aber wenigstens konnte sie versuchen so zu tun, als wäre sie eine normale junge Frau, die ihre heiß begehrte Liebe suchte und sich an jeden Typen hing und sich schnell den Erstbesten krallte. Doch was sie mehr interessierte, war die kleine Elbe. Vielleicht würde sie noch einmal mit ihr reden können um ihr zu danken, vielleicht könnte sie die Elbe abfangen, auf ihrem Weg zu ihrem Unterricht. Eigentlich war es den Menschen im Dorf verboten jeglichen Kontakt mit den Elben zu haben, doch Miaka dachte sich stur, das gelte nur innerhalb der Mauern. Morgen würde sie die Elbe ansprechen und ihr danken, vielleicht würde sie ihren Namen erfahren. Vielleicht würde die Elbe ihr noch einmal das Gefühl von Sicherheit geben. Sie sehnte sich so sehr nach diesem Gefühl, welches die Elbe ihr gab und allein der Gedanke an den nächsten Tag ließ sie in schönem Gefühl einschlafen, als badete sie darin.


Falas Küste


Miakas Geschichte habe ich schon vor einigen Jahren geschrieben und irgendwie hatte ich das dringende Gefühl ihr auch eine Rolle zu geben in dieser Geschichte. Ich versuche ihren Charakter, den ich in ihrem eigenen Buch natürlich viel mehr beschrieben habe, auch in diesem so gut wie möglich zu beschreiben und deutlich zu machen. Denn Jaselaya ist nicht die einzige mit einer ganz anderen Sichtweise der Dinge. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel.
LG JCsirens

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt