König

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„Ach lass mich, "schimpfte der schlecht gelaunte Junge und schaute in den dreckigen Spiegel.
„Aber Herr, diese Angelegenheit hat höchste Priorität!"
Der junge Herr schaute hinterlistig auf und seine Augen begannen einer unnatürlich leuchtenden Farbe zu gleichen.
„Ach ja, ist das so?"
Sein Diener ahnte, was nun kommen würde und zuckte zurück.
„Willst du damit sagen, es wäre besser ein anderes Ziel vorerst zu suchen?"
„Aber nein, Herr! Ich meinte nur, das es keine Spur von ihm gibt und auch die Entführung der Elbin ist weitaus riskanter, als wir vorerst zu glauben wagten..."
„Wir sind der König und es ist oberste Priorität zu tun, was wir euch sagen! Sagten wir nicht, unterschätzt sie nicht? Dann tut es nicht, verdammt und holt uns dieses dreckige Ding herbei! Und etwas zu finden werdet ihr ja wohl noch schaffen!"
„Aber Meister?...!..."
„Schweig still!"
Da rollte sein Kopf schon auf dem Marmor Boden. Der junge Herr sah sich jedoch weiterhin im Spiegel an und fuhr sich durchs nasse weiße Haar, welches er zuvor hatte gewaschen.
Er hasste seine roten Augen und er hasste sich selbst. Doch liebte, was er nicht kannte. Ein Gemälde hätte gereicht um ihn zufrieden zu stellen, für ein paar Stunden... doch er wollte Sie und er würde sie um jeden Preis bekommen und sie würde seine Königin!
Wie auch immer, dachte er und wand sich von Spiegel ab. Wieso musste er ausgerechnet mit solchen unseriösen Dienern auskommen, während seine Mutter sich alle guten schon vor seiner Geburt gekrallt hatte. Er trat mit seinen ledernden schwarzen Stiefel auf die kopflose Schulter des Orks, bis der Knochen und die Haut unter seiner enormen Kraft zerbrach und riss, schwarzes Blut spritzte heftig an seine braune Hose und er stöhnte.
Warum eigentlich er?
Dann schaute er entnervt zur Tür. Wann würde endlich jemand kommen und diesen Ork wegschleppen?
Wann würde sich einer seiner bequemen, hirnverbrannten Diener zu ihm Gesellen um seine Hose zu reinigen?
Er wartete.
Dann lief er zur Tür und riss diese mit einem solchen Schwung auf, das er sie beinahe in der Hand hielt. Das Schloss war auch nicht mehr, was es einst war. Der dunkle Hof, die erdigen Wände, die flackernden Fackeln, das dunkle Feuer und die großen Tunnel und Höfe waren ranzig und bräuchten dringend wieder eine Renovierung.
Der König schüttelte seine weißen nassen Haare und lief aus dem Zimmer. Wo waren nur alle?
Er war das alles leid. Seine Mutter, dieses Schloss, dieses dunkle Licht und vor allem, diese grässlich schlechten Bediensteten.
Da kam ein Ork um die Ecke.
„Oh Herr, willkommen Herr. Wie geht es Ihnen, Herr?"
Der Junge zog eine Augenbraue hoch und schaute ihn mit schiefgehenden Kopf an.
„Herr, sie werden sich noch erkälten!"
„Erkälten? Wir erkälten uns nicht. Niemals und er steht dir nicht zu, so etwas in den Mund zu nehmen."
„Oh entschuldigt, Herr. Oh allmächtiger Herr!"
Er war das ganze Getue so leid. Er war dieses scheinhafte -Herr dies-, -Herr das- Getue so satt!
„Wo sind alle?" fragte der König arrogant.
„Draußen, ihr habt ihnen befolgen eine falsche Fährte zu legen."
„Alle? Alle meine 10 000 Orks und 53 456 798 Nekromanten?" fragte er mit sarkastischem Unterton.
„Oh Herr. Nein, Herr! Nur 50 Orks sind draußen."
„Aha, die anderen?"
„In der Kluft um zu trainieren und einige zum Spähen draußen und andere nun ja..."er hatte den toten Ork hinter seinem Herrn gesehen und begann sich zu noch mehr zu fürchten.
„Sprich weiter!" forderte der König ihn auf.
„Sie warten alle auf Befehle von Euch!"
„Na also..." sagte der Herr und fasste sich an die Stirn.
Ihm war heiß und er fühlte sich nicht in der Lage länger aufrecht zu stehen.
„Herr?" fragte der Ork und sah ihn fragend an: „Geht es Ihnen nicht gut?"
„Unsinn..." sagte er und lief weg.
Er konnte die hässliche Fratze des Orks nicht mehr ertragen. Er ging durch die kühlen Gänge in sein Gemach und streifte sein kurzes Oberteil ab. Dann ließ er sich in sein prachtvolles, mit lilanem Samt überzogenes Bett, fallen und schloss die Augen. Pur pur farbene Seidentücher schmückten die Kanten des Himmelbettes und dies war der einzige Raum in dem er ungestört war und der anders als der Rest des Schlosses, welches immer düster und in Flammenden Farben geschmückt war. Die Wände waren in seinem Schloss rostfarben und es gab große Öfen und Stellen, die nur durch eine schmale Brücke zu erreichen waren, da unten glühende Lava ruhte. Sein Zimmer jedoch war immer kalt und beinahe gefrorenen. Er konnte mit Hitze nichts anfangen und er hasste die Sonne, sie war seiner Meinung nach zu grell, er konnte nicht lange in seinem Schloss verweilen, selbst nicht außerhalb. Er liebte die Kälte.
Nicht nur Orks arbeiteten hier. Der König hatte auch Menschen und Trolle als seine Streitmächte. Er hatte gefallene Menschen und Elben als gehorsame Diener und die Dämonen waren ebenso eines seiner zahlreichen Schlachtheere. Er hatte viele und viele folgten ihm ohne Widerstand. Er war zu stark, auch ohne seine Schlachtheere. Er war groß, hager und hübsch. Seine roten Augen ließen ihn einschüchternd wirken, manchmal leuchteten sie rot wie fließendes Blut, manchmal hell wie Flammenmeere. Er hatte ein listiges Lächeln auf den Lippen und wahnsinnig weiße Haare und ebenso schneeweiße Wimpern und Augenbrauen. Er hatte attraktive Muskeln und schwarze Muster auf seinem Rücken, die sich von seiner Leiste zu seinem Nacken zogen. Sie verdeckten die Wunden, mit welchen er geboren.
„Eintöniger Mist. Ich hasse mein Leben. Ich hasse Mich!"
Der junge Herr drehte sich auf den Rücken und hielt seinen Handrücken auf seine Stirn, öffnete langsam die Augen und atmete eine kalte weiße Wolke aus, er sah noch nie schöner aus...

Es waren seither viele Monate vergangen.
Miaka hatte sich bei ihrer neuen Familie eingewöhnt und ihr neuer Stiefvater hatte ihr einen neuen Rollstuhl gebaut. Miaka hatte sich oft heimlich aus dem Haus geschlichen um Legolas zu sehen, der ihr Herz schon gewonnen hatte.
Was der Elb jedoch für sie empfand war ihr noch unklar und sie hatte noch nicht über ihre Lippen kommen lassen, wie sehr sie ihren Retter verehrte.
Jaselaya durfte nicht mehr ohne Begleitung aus dem Tor, selbst innerhalb der Mauern wurde sie überwacht und verfolgt.
So häufig besuchte sie den Unterricht nicht, aus der Angst, irgendjemand könnte sie dafür auslachen, wie ein kleines schwaches Kind vor einem herunterzerren von einem lächerlichen Weg Angst zu haben. Sie lag dann im Bett und schwieg. Sie saß dann am Fluss oder badete. Oder sie wusch ihr langes Haar unter dem leuchtenden Wasserfall.
So vergingen viele Wochen und der selbe eintönige Blick ließ die Elbe fast durchdrehen. Als sie den Verband an ihrem Hals abgerissen hatte, da sie es nicht mehr aushielt, hatte sie mit Erstaunen gesehen, das die hauchfeine Narbe größer war als sie vorher gedacht. Auch wenn sie sie für klein hielt, hasste sie diese Stelle jetzt noch mehr.
„Eintönig! Ich hasse mein Leben manchmal. Manchmal hasse ich Mich!" flüsterte die kleine Elbe und schlug die Wand mit ihrem Hinterkopf ein, sodass die Steine abprasselten und ein großer Riss ihre Zimmerwand schmückte.
Was wollte dieser Dreckskerl von ihr? Was wollte er mit ihr und warum in aller Welt musste er ihr Leben noch schwerer machen? Sie konnte spüren wie eine kalte Wasserwelle durch ihre Handfläche glitt. So türkis und schön, dachte sie. Es schmerzte schon, Wasser aus ihrer Hand heraus zu lassen und es in kreisenden Bewegungen zu bewegen und ihre Haut wurde so natürlich aufgerissen, doch schloss sich wieder, ohne Blut, oder Schmerzen, wenn sie dem Wasser befahl in sie zurück zu kehren. Sie lernte es zu kontrollieren und sie lernte ihre Angst ab zu schütteln und sich auf anderes zu konzentrieren. Sie lernte zu töten und sie riss unzählige Herzen aus den übrigen Nekromanten, ganz ohne mit der Wimper zu zucken. Sie wurde taffer und sie wurde stärker, wendiger, gefährlicher. Sie konnte es nun mit einem ganzen Elbenheer aufnehmen, Pfeilen geschickt ausweichen und Schwerter und Dolche entwenden und in die Herzen der Gegner stecken. Innerhalb von 3 Sekunden konnte sie eine riesige Welle erschaffen und ihren Körper hinter einer riesigen Mauer von wallendem Wasser verstecken. Sie konnte ihr eigenes Schwert so geschickt benutzen, als wäre es bloß eine Verlängerung ihres Armes. Die Elbe konnte den Wind als ihren Freund lenken und auf ihm reiten, wie auf einer der Wellen, die sie erschuf. Sie konnte den Wind spüren, wie er durch ihre langen, lockigen Haare jagte und um ihr Kleid wehte, welches wie eine Qualle sich aufzublasen schien. Sie konnte in diesem schwebenden Moment das Wasser in Kreisen aufsteigen lassen und den Regen prasselnd herunterwirbeln lassen. Dann schloss sie die Augen und fing an sich frei zu fühlen, so hoch schwebend und sie träumte. Sie streckte die Arme aus und schwebte dort, barfüßig in einem weißen wabernden Unterkleid. Der Himmel war grau und Regen peitschte um ihren Körper, benetzte ihre Knöchel, ihre Arme, ihre Haare wie eine dünne Hülle aus kaltem Eis. Und die Wasserkreise leuchteten stark, wie ihre Augen, wenn sie diese öffnete und sich nach hinten fallen ließ. Sie fiel und fiel und ließ sich frei und sicher vom Wind nach unten tragen. Im Fall spürte sie, wie der Wind ihr Freund, ihre Hand nahm und die Elbe liebenvoll an sich drückte. Dann landete sie wie immer sanft auf dem Rücken und wünschte sich, noch immer dort oben zu schweben.

 Dann landete sie wie immer sanft auf dem Rücken und wünschte sich, noch immer dort oben zu schweben

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Mor Schwarz

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt