Grüner Drache

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Alle lauschten ihm und während er erzählte war Sam nicht von seiner Seite gewichen. Nicht mal um sich ein Bier zu holen. Doch Frodo war nicht gerade in der Stimmung viel zu erzählen. Jedenfalls nicht allen. Er wollte lieber etwas von Sam hören, wie es ihm in der Zeit ergangen war, wie es seiner Familie ging. Doch davon waren die andern Hobbits keinerlei interessiert und löcherten ihn mit Fragen.
„Was hast du gemacht?"
„Wo warst du?"
„Wie geht es dem kauzigen Bilbo?"
Meistens antwortete der Hobbit jedoch mit ja und nein und vielleicht. Richtig zuhören tat er nicht. Er war viel zu verwirrt, müde, anders... so fühlte er sich, anders und so mickrig.
Sam konnte seinen Blick sofort verstehen und schaute ihn von der Seite an. Wie jung er aussah, konnte ihm das Alter nichts anhaben? Er sah seine blauen Augen und sah eine Art leere darin, doch sofort erlosch das, als er sich zu Samweis drehte und ihn lächend anschaute.
Er flüsterte jedoch aufmerksam: „Wollen wir gehen?"
Frodo nickte stumm und ließ sich von Sam, von erdolchenden und wütenden Blicken gefolgt, von der Bank ziehen. Sam ließ seinen Arm nicht los, bis sie draußen waren. Frodo dachte, vielleicht habe er Angst, dass er sich das alles nur einbildet, oder dass ich zurückgekehrt werde?
Frodo lächelte über seine wirren Gedanken und erst als sie aus der Tür gingen, ließ Sam los. Er schaute wieder eindringlich in Frodos Augen. Suchte er dort nach der Leere, die er gesehen hatte? Suchte er nach etwas, was ihm Schmerz bereiten könnte? Wenn ja, wollte er dass er verschwand und seinen Freund in Ruhe ließ. Dafür würde er sorgen!
„Sam, mein lieber Sam, was bedrückt dich, warum suchst du nach etwas in meinen Augen?"
„Ach Herr Frodo, ich suche nicht, ich will nur dass du bleibst."
Frodo lächelte sanft und umarmte seinen Freund.
Wie sehr Sam das vergessen hatte, wie sehr Sam sich freute. Er lachte laut über sein Glück.
„Aber jetzt musst du mir erzählen warum du wirklich hier bist, wohl kaum extra um kurz vorbei zu schauen!"
„Nein, es gibt einen anderen Grund, aber den kann ich dir nicht auf offener Straße sagen."
Er hatte den Hobbits nur erzählt, dass er zurückgekommen sei um die frische Auenlandluft zu riechen und sich von seiner langen Reise zu erholen. Er hatte erzählt, dass er sich eine Höhle kaufen wolle, um wieder in Freieden zu leben. Also bestand die Geschichte zur Hälfte der Wahrheit.
Sam nickte und sagte: „Schlaf doch heute bei uns, das Gasthaus ist so muffig. Und wenn du dann schonmal da bist kannst du's mir dann ja sagen."
Frodo stimmte zu und ging neben Sam den Weg entlang zu seiner Höhle. Wie niedlich sie aussah, dachte Frodo und schaute auf die kleine Stoffpuppe, die im Gras lag. Dann betrat er leise hinter Sam die Tür.
Seine Kinder schliefen schon.
„Frodo und Elanor schlafen schon und die anderen auch, aber wir können gerne noch reden."
„Frodo? Du hast deinen Sohn nach mir benannt?"
Sam zuckte seine Schultern und schaute ihn treu an. Frodo lächelte.
„Es war halt der beste Name, der mir einfiel."
Frodo lächelte glücklich und fand es so traurig, so wenig zu wissen, auch wenn Sam auf dem Weg zur Höhle viel erzählt hatte. Über Rosie, die noch arbeitete, seine 13 Kinder und Lutz, sein Pferd, was er vorerst bei den Mienen von Moria hatte zurücklassen müssen. Lutz war ein sehr treues Pony und lebte im kleinen Vorgarten des Hobbits. Ein Pony im Vorgarten... Frodo hatte darüber nur lachen können, das war sein Sam! Und es war, als wäre er nie weg gewesen, so als wäre Frodo nie gegangen.
Dann setzten sie sich an den hölzernen Tisch und müde stellte Frodo seine Tasche ab. Er fand es irgendwie nicht fair, dass Sam ihn einfach so einlud, er hätte auch im Gras schlafen können, doch Sam bestand darauf.
Sam Schute ihn herausfordernd an und Frodo stützte seinen Kopf in die Hände.
Er sah wie müde er war.
„Es kann auch bis morgen warten!"
„Nein, es ist schon in Ordnung, ich werde er dich jetzt erzählen, aber es wird dir vielleicht nicht gefallen."
Es würde ihm ganz sicher nicht gefallen. Er schaute seinen Freund an und sagte: „Es geht um...den Ring."
Jetzt hatte er Sams volle Aufmerksamkeit, gemischt mit Angst.
„Es gibt da diese Elbe, du wirst nichts von ihr gehört haben, man hat versucht sie im Schatten auf zu ziehen, was ich als furchtbares Vergehen betrachte. Sie ist die Tochter Galadriels und Celeborns und ist die Herrin des Wassers. Sie ist sehr stark und sie ist in Gefahr. Eine unbekannte dunkle Macht will sie um jeden Preis besitzen und will den Ring!"
„Was hat die Elbe mit dem Ring zu tun?" fragte Sam voller Angst. Er zitterte und spürte wie sein Hemd an seinem Rücken klebte.
Bevor Frodo antwortete drehte er sich nervös um. Würden sie beobachtet? War es wirklich sicher?
„Sie ist der Ring! Sie wurde genau an dem Tag geboren, genau in der Sekunde in der der Ring unterging. Der Ring verband sich mit ihr und so wurde ihre Seele mit der des Ringes eins. Aber man kann sie nicht trennen, denn das Band zwischen ihnen ist zu fest und der Ring beschützt sie, ebenso, wie er sie quält. Sie hat es innerlich immer gewusst, doch erst seitdem ihre Macht ausgebrochen war, waren sich alle sicher, denn somit gibt es kein Siegel mehr, was die Elbe von der Verzweiflung trennte. Der Ring hat sie ausgewählt in dieser einen Sekunde und wird sie beschützen, was an sich gut ist, doch jetzt kommt das eigentliche Problem. Sie ist nicht der Träger, die ist der Ring selbst!"
„Das heißt..."
Sam sog geräuschvoll die Luft ein.
„Das heißt du... Herr Frodo, du bist..."
Er brachte es nicht übers Herz das zu sagen.
Frodo nickte bloß. Er war der Ringträger und daran hatte sich nie etwas geändert.
„Geht es dir gut?"
Frodo schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er lächelte.
„Ja, mir geht es gut! Aber jetzt kommt der Part, der dir womöglich noch weniger gefällt!"
„Also Herr Frodo, was könnte noch schlimmer sein als das, was du mir eben erzähltest. Ich habe Angst um Dich und ich will nicht, dass du etwas Dummes tust."
„Das tue ich womöglich, denn ich werde in einer Woche mit nach Düsterwald gehen um in den Kreis der Gefährten über sie zu entscheiden. Aber das werde ich nicht tun, ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht und sie sie umbringen wollen. Ich werde sie mit ins Auenland nehmen und sie hier verstecken, wer käme auf die Idee, dass sie hier sein würde?"
„Herr Frodo, hast du diese Elbe getroffen?"
„Nein, jedenfalls nicht richtig, aber ich werde sie auf keinen Fall zum Schlachten dort lassen!"
„Ja! Dass tust du. Dass macht dich aus, denn du bist ziemlich selbstlos." Sam lächelte, auch wenn er sich sorgen machte. Er merkte, dass Frodo mehr für diese fremde Elbe fühlte, als er vorerst gedacht und trotzdem, sie war der Ring! Se hatte ihm schmerzen zugefügt!
Es grauste ihn, wie schlimm musste es ihr ergangen sein, wenn jeder immer so gedacht hatte. Wie schlecht er sich fühlte. Es war der Ring gewesen, sie konnte nichts dafür, dass sie der Ring war. Trotzdem fiel ihm es schwer daran zu glauben. Als sie dann zu Bett gingen und Frodo auf dem Sofa lag, die Beine angewinkelt und seine wuscheligen Haare in sein Gesicht fielen, dachte er, dass es ihm schwer fallen würde, ihn gehen zu lassen, auch wenn er wieder käme. Gut war nur, dass er sich Beutelsend wieder kaufen würde. Auch dachte er, wie klein er aussah, wenn er so dort lag. Beinahe wie ein Kind, verletzlich, klein und ruhig. Er achtete auf seinen Atem. Er ging ruhig, manchmal etwas stockend. Doch er sah glücklich aus, leicht gerädert und erschöpft, doch glücklich. Sam schlief in dieser Nacht nicht, womöglich weil er Angst hatte, dass alles nur ein Traum gewesen war.

Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,
Ash nazg thrakatulûk, agh burzum-ishi krimpatul

Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt