Weiter in Richtung Ziel

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Sie spürte, wie sehr sie vermisste, seine Lippen auf ihren zu spüren, auch wenn sie seine Hand hielt. Es waren viele Wochen vergangen und jetzt waren sie schon beinahe angekommen in der Stadt der Menschen. Bree sollte ein merkwürdiger und durchaus gefährlicher Ort sein, hatte Frodo ihr gesagt. Oder vielleicht war er ihm auch nur suspekt weil er immerzu auf passen musste nicht angerempelt zu werden. Doch angekommen waren sie nicht. Jetzt steckten sie im Sumpf, halb aufgefressen von Stechmücken und fast bis zu den Knien im Wasser versunken.
„Kein anderer Weg führt zu unserem Ziel?"
„Tut mir leid, aber das ist der einzig mir bekannte."
„Beklagen kann ich mich nicht, da jede Mücke erstickt an meinem Blute, aber ich finde es durchaus widerwärtig mit meinen Beinen in mir unbekannten Sumpf zu stecken und zu spüren wie mein Kleid beginnt schwerer und schwerer zu werden."
Frodo lachte bloß, drückte ihre Hand und gab ihr einen Schups, sodass sie auf festem Boden stand.
„Danke auch," sagte sie und schaute ihn mich lachenden Augen an. Der versank beinahe und konnte sich gerade so aus dem, immer tiefer werdenden Schlamm, zerren. Jetzt, da sie beide vollends beschmutzt waren und über und über voll mit Schlamm mussten sie so schnell wie möglich einen Unterschlupf finden. Doch den aufzusuchen war auf offenem Sumpfgebiet kein Leichtes. Also liefen sie, Jaselaya mit tropfendem Kleid und nassen durchweichten Schuhen durch die dunkle Sumpflandschaft.
Ihre langen, wieder vollkommen nachgewachsenen Haare wehten dabei im Wind. Jaselaya hatte sie zu einer Art Zopf hoch gebunden. Am liebsten hätte sie sie schon sofort wieder abgeschnitten. Doch dem Hobbit schien es zu gefallen und da sie jetzt wirklich keine Spuren hinterlassen durften, hatte sie ihn garnicht erst darum gebeten. Das Wasser hatte sich mit ihr verbunden, wieder einmal und es hatte ihr neue Lebensenergie geschenkt. Das tat es immer. Schließlich war es besser wenn sie sie selbst war. Dann drehte sie sich um. Ihr Kleid war stecken geblieben im Moor. Jaselya wurde wütend. Ihr Kleid riss. Der Ring war etwas zu stark. Frodo lachte, als sie ihr Werk betrachtete. Das Moor war schwarz und ihr Kleid kurz, sodass es rissig und völlig zerfetzt an ihr herunterhing.
Dann lachte sie auch. Aus Frust trat sie gegen einen Stamm. Das hätte sie besser nicht getan. Der braune, von Moos besetzte, Stock war nämlich kein Stock. Selbst ihre Elbenaugen hatten sie getäuscht.
Sie riss die Augen auf, als vor ihr ein riesiger, stämmiger Ork aus dem Sumpf hervorkroch. Oder war es ein Nekromant? Lange fasrige Arme, von Moos besetzt und in einem so durchscheinendem weiß, dass man Adern und Knochen sah. Jaselaya schreckte zurück.
„Was ist das für eine Teufelskreatur?"
„Renn!"
Das Monster drückte sich am Rand des Ufers ab. Seine langen Beine krochen hervor. Äste wuchsen aus seinem Rücken. Er hatte keine Augen, nur einen furchteinflößenden großen Mund. So groß wie 5 Mäuler mit riesigen gelben Zähnen. Eine Zunge so lang wie ein Speer. Und das war nicht alles. Seine Nägel waren wie Pfeile. Es schrie. Kein Schrei wie die, der Nazul, nein, ein Schrei wie ein Monster. Laut, tief, kreischend. Es ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Und das schlimme daran war, der Schrei hatte noch andere angelockt. Keine Teufelskreaturen, aber Orks. Das Wesen rannte ihnen hinterher, auf allen Vieren.
Es sperrte ihnen den Weg ab. Jaselya ergriff seine Hand und lief in eine andere Richtung.
Kreuz und quer verfolgte es sie. Dann begann es zu regnen. Jaselaya rutschte aus, viel und war unbeweglich. Das Monster war so nah.
Ihre Lippen bebten. Schnell nahm Frodo ihre Hand und versuchte sie aus den Moor zu ziehen.
Das Monster stand hinter ihm. Jaselya schrie.
„Renn!"
Er sah sich um. Das Monster schrie, stand direkt vor ihm. Der Hobbit schrie nun auch und fiel nach hinten. Doch bevor er fiel, griff das Wesen nach ihm, schleuderte ihn herum und bohrte seine Krallen in seine Seite. Der Hobbit verlor seinen Rucksack.
Blut spritzte und das Monster ließ den, so leblos erscheinenden Hobbit fallen. Sein Kopf schlug unsanft auf. Jaselya, die sich nicht befreien konnte, versuchte nach ihm zu greifen. Er schien so weit weg. So weit weg...
Auch er stecke seine Hand aus. Er hatte eine tiefe Wunde.
Dann gab Jasleya auf. Der Ring brach aus. Sie schoss aus dem Moor und schaute ihn mit schief gelegtem Kopf an. Das Monster tat es ihr gleich. Jaselya streckte ihre Hand aus.
„Stirb!"
Dann nur mit einem Wimpernschlag verblutete das Wesen innerlich und fiel. Es versank im Moor. Jaselya wusste das es ein Risiko war, aber es war ihr egal. Sie drehte sich zu den Orks.
„Erzählt eurem Herr. Ich habe kein Interesse an ihm und seinen Spielchen."
Die Orks rannten in alle Richtungen davon. Wie aufgeschreckte Hühner. Es roch nach Tod und es schmeckte nach eisigem Blut. Jaselaya ging zu Frodo. Der Ring hörte auf zu glühen.
„Sch, sch.."sagte sie. Sie berührte seine Schläfe, an der eine große Wunde klaffte. Dann zog sie sein Leinenhemd hoch. Sie atmete leichter, als sie sein Mitrilhemd sah, doch zugleich sah sie, wie die Nägel des Monsters trotz allem Wunden hinterlassen hatten. Tiefe Wunden.
Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen.
„Werd gesund. Bitte! Ich weiß nicht was ich machen soll." sie fühlte sich so hilflos.
„Bitte," sagte sie wieder und wieder.
Sie hatte nichtmal irgendeine Ahnung, wo sie war. Sie hatte sich darauf verlassen...
Sie nahm ihn hoch. Dann lief sie los. Sie wirkte so groß, dachte der Hobbit. Er lauschte dem Geräusch ihrer Schritte. Doch etwas war anders, er konnte sich nicht bewegen. Es schmerzte und er wusste nichtmal, was so schmerzte, dass er es nicht vermochte, die Augen auf zu halten. Jeder Schritt hallte wie ein Donnerschlag in seinen Ohren wieder, auch wenn sie sich so leichtfüßig wie eine Elbe fortbewegte und der Boden unter ihnen wahrlich nicht hart war.
Als sie ihn dann behutsam unter einen Felsvorsprung legte und sich neben ihn legte. War es, als könne sie ihn ganz alleine heilen durch ihre Anwesenheit. Ihr Atem war schwer. Ihre Hände zitterten und doch war sie so stark.
Jaselya spürte, wie sehr er zitterte. Sie kramte in ihrem Rucksack nach einer Decke. Sie legte ihm dann ihre über. Als Kissen legte sie ihm den Rucksack selbst hin. Er hatte es nicht verdient, zu leiden. Wo war sein Rucksack?
Es war vielleicht naiv zu denken, aber sie war sich sicher, dass es ihm bald wieder gut gehen möge. Sie war sich sicher, es würde nur etwas dauern. Also wartete sie, versorgte seine Wunden, wusch sein Blut ab und gab ihm Trinken. Sie saß unter dem Stein und sah nach draußen, wo der Regeln prasselnd auf den Sumpf viel. Sie roch die nasse Erde und spürte den kalten Boden unter sich. Wann würde es aufhören zu regnen?
Wann würden sie weiter gehen?
Wann wären seine Wunden verheilt?
Wann würde er aufwachen?
Sie saß dort, aß nichts, trank nichts. Alles gab sie ihm. Auch wenn er kaum in der Lage war etwas zu tun. Er wird wieder, dachte sie. Er muss wieder gesund werden.

alw Gesund

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt