Kaltblütige Herzen

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Führ mich und leite mein Herz.
Führ mich hinunter in die Qualen zu Dir, mein Geliebter.
Oh ich gehöre Dir, mein Herr.
Leite mein Herz, Oh Herr.
Ertrunken bin ich, versunken mein Herz, dieser unendliche Schmerz!
Oh Herr, liebe mich so wie ich dich.
Oh Herr, Leite mein Herz und fühle den Schmerz.
Sieh mir und Augen und ertrag.
Sieh in deine Seele und verklag.
Doch du wirst niemals verlieren, doch du wirst niemals erschein.
Drum tu was ich dir jetzt sag und halt die Luft an bis zum Tot, drum hör auf zu atmen und warte auf mich.
Nun komm zu mir. Nun komm herbei.
In die Welt aus der ich komm.
Ertrunken bin ich, versunken mein Herz, dieser unendliche Schmerz.

Dem nach zu urteilen war es wieder der selbe Traum gewesen. Der selbe kalte Traum vom Abgrund und den Schatten, die sie von hinten ergriffen. Der Traum, in dem sie nackt am Abgrund stand. Alles war dunkel und kalt. Doch sie frohr nicht. Sie wollte fallen und sie wollte singen. Sie sang immer dieses Lied und sie kannte es bereits schon auswendig. Es war eine düstere Melodie und Jaselayas Stimme zitterte und bebte in fantastischen Schwüngen, während sie die Worte sagte, aus denen das Lied bestand. Dann krochen Schatten aus den Spalten und der dunkle Nebel hüllte sich um sie. Hagere Geisterhände aus Nebelhauch berührten ihre Schulter, als sagten sie: „Das ist mein Mädchen, ich bin stolz auf dich."
Dann erklang ein Schrei, nicht ihrer, soweit sie glaubte. Sie fiel um, mit geschlossenen Augen und konnte sich selbst sehen, wie ihre Arme ihre nackten Brüste verdeckten und ihr Haar ihre Hüfte. Eine Weile lag sie dort und sah sich selbst, bis ihr Körper die Augen öffnete und Jaselaya in diese kalten, leuchtenden, unfassbar intensiven Augen blickte. Und sie wurde wach. Diesen Tarum hatte sie schon oft geträumt und hatte ihn fürchten gelernt.
Ob der Traum etwas bedeutete wusste sie nicht. Auch der Herr Elrond hatte nie wirklich gesagt, was er davon hielt. Jaselaya hatte getan, als wüsste sie nicht, dass er log und ihr nie alles erzählte, das taten alle und mit der Zeit glaubte die Elbe das selbst. Sie traute nicht mehr ihren Gefühlen und schon gar ihren Gedanken. Jaselaya drehte sich in ihrem Bett auf die Seite, die Decke bis zu den Ohren hoch gezogen und mit wässrigen schimmernden Augen aus dem Fenster blickend. Sie hatte keinen Grund sich Gedanken zu machen, oder Schuldgefühle zu haben, da sie kaltblütig Herzen heraus riss. Jedenfalls hatte das Thranduil gesagt, als sie vor 2 Monaten über ihr Verhalten nachgedacht und beinahe ohnmächtig geworden wäre, da sie sich in ihrem eigenen Körper so unwohl gefühlt und Angst vor sich selbst hatte. Nun, sie hatte sich an ihr, so beinahe schizophrenes Verhalten gewöhnt und ihre Lust nach leidenden Geschöpfen fast vollkommen unterdrückt. Auch wenn das ziemlich an ihr nagte. Eingeschlossen an ihrer Psyche, auch da sie sich selbst als verrückt einschätze.
Verrückt, unkontrollierbar und angsteinflößend. Es war kein schönes Gefül, vor sich selbst Angst zu haben! Sie drehte sich auf den Bauch und strampelte mit den Beinen, wie es die Menschen taten, um sich vor dem Ertrinken zu retten. Am liebsten wäre sie dort liegen geblieben, den Kopf ins Kissen vergraben, doch die Decke rutschte langsam von der Bettkante und landete auf dem Boden. Heute trug die Elbe eine kurze weiche Pyjama Hose und ein legeres Shirt, welches Flatterärmel hatte und in milchigem weiß war. Die Hose war hellblau. Jaselaya setzte sich auf und rutschte zur Bettkante. Dann beugte sie sich unbeholfen herunter, ihre verwuschelten Haar fielen auf den Boden und sie schaute unter das hohe Bett, um die Decke hoch zu heben. Dann saß sie mitten auf diesem goßen Bett, von verknautschten Decken und Laken umgeben und in den Händen haltend die Decke, welche sie zuvor aufgehoben.
Jetzt war sie wach.
Leider...
Doch aufstehen wollte sie noch nicht. Sie steckte sich eine vorlaute Strähne hinter ihre langen spitzen Ohren und blieb stur im Bett sitzen. Sie betrachtete die vielen Bilder an den Wänden,welche sie selbst gemalt. Sie liebte das Zeichnen und Malen. Blätter, Flüsse, doch am häufigsten malte sie diese Augen. Diese blauen Augen in den Farben des Meeres. Doch sie fand, nie die passenden Farben zu haben und hatte an jedem ihrer Werke etwas auszusetzen. Trotzdem hangen sie alle dort. Der Sommer war gekommen und die Sonne noch penetranter als zuvor. Was der Grund war, warum Jaselaya es mied, zu lange draußen zu sein. Sie liebte die Sonne, doch seit einiger Zeit war sie ihr einfach viel zu grell, wobei das vielleicht mehr an den Zuschauern lag, die sie immer verfolgten. Sie sehnte sich nach einem Ort, an dem sie den ganzen Tag in der Sonne sitzen könnte, ohne sich befremdlich zu fühlen. So wie sie es hier tat. Das Auenland. Sie sehnte sich so sehr nach diesem Ort in der idyllischen Gegend. Sie sehnte sich nach dem fern ab liegendem und dem sorglosen Leben. Auch wenn sie wusste, dass sie niemals die Chance bekäme, ein Hobbit zu sein, oder gar dort zu leben.
Jaselaya schniefte und ließ sich langsam aus dem Bett gleiten. Wenn sie nicht pünktlich erscheinen würde, würde Thranduil wieder eine seiner Reden halten und darauf hatte Jaselaya keine Lust.  Sie hatte auch keine Lust sich umzuziehen, da heute sowieso kein Unterricht war. Es war Sonntag, der 12. Mai des 4. Zeitalters. Auch wenn Jaselaya die Bezeichnung 4. Zeitalter nicht als würdig empfand, da in 14 Jahren nicht besonders viel passierte. Sie waren noch ganz am Anfang und es hieß, nun sei das Zeitalter der Elben vorüber und die Menschen herrschen. So ganz stimmte das nicht, da nicht alle Elben Mittelerde verließen und viele zurückkehrten, als das neue Zeitalter anbrach. Es wurde also nie richtig abgeschlossen und hat nie richtig begonnen. Jaselayas Denkweise darüber war verwirrend und anders, als das aller, wie sie nun mal war. Anders und das mochte sie. Normal sein war langweilig!
Die Elben kamen nacheinander wieder, viele.
Auch die alten Hochelben kamen wieder. Einige jedoch blieben.
Wie ihre Eltern. Doch das lag nicht daran, dass sie nicht wieder kommen wollten, der einzige Grund war etwas, das ihre Mutter ihr etwas verschwieg und nicht preisgeben wollte. Und es ward ein Geheimnis, bis Jaselaya verstehen möge, das es kein Geheimnis war, nicht für jeden anderen, nur für Sie.


Dûr Dunkel

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt