𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟝

196 14 12
                                    

𝕏𝕖𝕟𝕚𝕒𝕤 .𝕆.𝕍.

Ich schlug die Augen auf. Gideon lehnte an meiner Schulter.

Vor ein paar Tagen hatten wir uns auf die Suche nach Lea gemacht, aber bis jetzt hatten wir noch keine Spur, nicht mal einen Geruch.  Gideon schreckte aus  seinem Traum auf. Er sah furchtbar aus, er hatte in den letzten Tagen viel zu wenig Schlaf gehabt. Sein weißes T-Shirt war schmutzig, genau wie sein Gesicht und seine Arme. Aber ich würde wetten, dass ich nicht wesentlich besser aussah... Wir schliefen jede Nacht im Wald an einen Baum gelehnt. Wären wir nicht zur Hälfte Wolf, würden wir das hier draußen gar nicht überleben, denn es war früher Herbst und die Nächte wurden immer kälter. 

Ich fragte mich, wo wir überhaupt waren oder wie viel Uhr es war, aber mein Handy hatte schon vor zwei Tagen den Akku aufgegeben. Ob jemand uns wohl suchen würde? Außer Mrs Happy und ihrer durchgeknallten Jägertruppe? Lina dachte bestimmt, ich hätte mir mit Gideon ein paar Tage freigenommen und meine Pflegefamilie war bestimmt froh, dass ich endlich weg war. Ob Gideon noch irgendwelche anderen Familienmitglieder in der Nähe hatte? Definitiv nicht der richtige Zeitpunkt ihn zu fragen.

Als ich zu ihm sah, verfolgte er gerade wachsam einen Hasen im Wald. Ich hatte schon seit Tagen nichts richtiges mehr gegessen und hatte echt Hunger. Bei diesem Gedanken hörte ich ein lautes Knurren und ein ängstliches Fiepen. Gideon hatte sich verwandelt und jagte den Hasen durch den Wald. Einen Moment später hörte das Fiepen auf, doch Gideon knurrte weiter. Ich hörte einen Schuss und das Knurren wurde zu einem Jaulen bis es aufhörte. Ich hörte einen weiteren Schuss und das Unterholz knackte bis Gideon aus den Bäumen herausbrach. Sein T Shirt war blutgetränkt und ich eilte zu ihm, um ihn zu stützen.

»Wir müssen hier weg!«, keuchte er. »Die Jäger haben uns gefunden!«.

»Du kommst so nicht weit!«.

»Dann trag mich, als Wolf schaffst du das! Xenia, sie kommen.«.

Durch Gideons Training in den letzten Tagen schaffte ich es fast ohne Probleme mich zu verwandeln. Ich rannte mit ihm in die andere Richtung in den Wald, meine Pfoten gaben einen leisen, trommelnden Ton von sich. Ich sah einen Pfeil in den Baum neben mich einschlagen und plötzlich traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag: ich durchlebte meinen eigenen Albtraum! Als noch ein Pfeil auf mich zuraste, sprang ich zur Seite und verwandelte mich. Gideon stütze sich auf mir ab, seine Augen waren gelb.

»Sie haben mich vergiftet.«. Und da bemerkte ich die Adern unter dem Dreck auf seiner Haut. Er lehnte sich an mich und an den Baum hinter dem wir uns versteckten. Die Jäger rannten mit erhobenem Bogen an uns vorbei. Ich atmete auf. Doch dann packte mich Gideon an der Schulter und brach zusammen. Das Blut, das noch immer aus seiner Wunde kam, tropfte auf den Boden. Kurz darauf erschien ein greller Lichtblitz und alles wurde schwarz. Ich verlor den Boden unter den Füßen und erlangte ihn erst nach gefühlten fünf Minuten und noch einem Lichtblitz wieder.

Wir knallten hart auf den Waldboden. Gideon lag halb auf mir, ich hatte ihn die ganze Zeit nicht losgelassen. Langsam kam er wieder zu Bewusstsein, während ich mich umsah. Es sah irgendwie ganz anders aus als vorhin. Da, wo eben noch der große Baum gestanden hatte hinter dem wir uns versteckt hatten, stand jetzt nur ein zierliches Bäumchen, nicht größer als eine Mülltonne. Gideon stöhnte und ich lief zu ihm.

»Geht es dir gut?«, fragte er.

»Spinnst du? Du stirbst gerade fast und fragst mich ob es mir gut geht?«, erwiderte ich aufgebracht. Aber irgendwie war es auch süß,  dass er sich solche Sorgen um mich machte obwohl es ihm selber nicht gut ging. Er grinste »Ich hab hier einen Freund, eher ein entfernter Verwandter, der kriegt mich schon wieder hin.«.

Time Wolf  Wie das Blut in meine Lippen flossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt