𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟚𝟡

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                             𝕏𝕖𝕟𝕚𝕒𝕤 .𝕆.𝕍.

»Das ist eine längere Geschichte.«, antwortete ich.

»Ich nehm die Kurzfassung.«, grinste Gray und ich musste unwillkürlich zurück grinsen.

»Also, ich will bei Gideon und Jace einziehen, weil meine Pflegefamilie mich eh nicht haben will. Deswegen wollten Gideon und ich gestern meine Sachen holen.«. Ich zeigte auf den Seesack. »Mein Adoptivvater ist aber handgreiflich geworden und hat mich beschimpft. Da ist Gideon dazwischen gegangen und als er Gideon auch schlagen wollte, hat Gideon ihm eine
reingehauen.«. Gray schaute belustigt. »Was ist daran so lustig?«, fragte ich ihn.

»Ich stelle mir gerade einen Mann vor, der fast haargenau aussieht wie Vernon Dursley, und dann Gideon, der ihm eine reinhaut.«, antwortete er und ich musste auch grinsen.

»So ein bisschen sieht er auch aus.«, sagte ich.

»Also dieser Arsch hat dich geschlagen und dann hat Gideon ihm eine reingehauen. Und weiter?«, fragte Gray neugierig.

Ich erzählte weiter. »Danach hatte Gideon eine Anzeige am Hals, wofür wir gestern mit auf die Wache mussten. Der Kommissar von vorhin wollte Gideon und mich auf der Wache lassen, aber das ging aus bekannten Gründen nicht. Als er dann mit Rick sprechen wollte, ist Jace stattdessen vorbei gekommen und hat es geschafft, dass wir mit nach Hause konnten. Zu allem Überfluss haben wir dann in der Eile gestern Abend den Seesack vergessen. Das war's.«.

Gray seufzte. »Puh... Wenn ich deinen Adoptivvater mal kennenlerne, werde ich ihm auch eine reinhauen. Ich hätte mir was besseres für dich gewünscht, wenn ich gewusst hätte, dass du noch lebst.« Er nahm mich vorsichtig in den Arm und ich schlang meine Arme um ihn. »Ich werde dich nie wieder verlassen.«, flüsterte Gray fest.

»Na ja, ein bisschen Privatsphäre wirst du uns schon gönnen, oder?«, Gideon kam grinsend in die Küche.

»Klar.«, antwortete Gray und grinste auch. Danach gab er mich frei.

»Guten Morgen erstmal.«, sagte Gideon bevor er mir einen schnellen Kuss gab und sich auch einen Kaffee machte.

Gray wackelte anzüglich mit den Augenbrauen und ich stieß ihn leicht in die Seite. Ich versuchte ernst zu bleiben, aber musste dann doch grinsen. Gideon kam mit seiner heißen Tasse zurück an den Tisch und setzte sich neben Jace. »Wer hat vorhin geklingelt? Davon bin ich wachgeworden und ich hätte eigentlich noch ein bisschen Schlaf vertragen können. Zu allem Überfluss wach ich auch noch alleine auf!«, schmollte er. Ich verdrehte die Augen und lächelte.

»Es war Kommissar Howard. Er hat uns den Seesack vorbei gebracht, den wir gestern vergessen haben.«, antwortete Jace.

»Ja, und er hat dich ziemlich angestarrt, als du mit offenem Hemd an die Tür gegangen bist.«, warf Gray ein, während ich mir die halbe Kaffeetasse voll Milch schüttete und so tat als hätte ich nicht total gekleckert. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Gideon mich anschaute und grinste. Ich versuchte möglichst schnell davon abzulenken und unterstützte Gray.

»Er wirkte fast schon traurig, als du es zugeknöpft hast.«, sprang ich ihm bei.

»Das kann ja noch was werden!«, lachte Jace. »Hältst du wenigstens zu mir?«, fragte er und schaute Gideon flehend an.

Dieser grinste nur. »Tut mir leid, Bruder, aber ich weiß selbst wie die Leute dich anstarren, wenn ich mit dir trainiere.«. Gideon wurde wieder ernst und hielt inne. »Hört ihr das auch?«, fragte er, »Jaces Ego leidet.«. Gray und ich prusteten los und Gideon fing breit an zu Grinsen. Auch Jace konnte sich das Lachen nicht verkneifen und boxte seinen Bruder in die Seite.

Ich stand auf und mir wurde sofort schwindelig. »Gideon!«, flüsterte ich panisch. Er sprang sofort auf und kam zu mir, er konnte mich gerade noch auffangen, als ich in eine weitere Vision eintauchte. Ganz weit weg hörte ich noch Gray erschrocken meinen Namen rufen.

Ich stand in einer Höhle. Wenn ich genauer hinsah, war es die Höhle, wo wir gegen die Luchse gekämpft hatten. Doch jetzt sah sie anders aus. Es waren überall Inschriften und Zeichen an den Wänden. Auf einmal hörte ich ein Surren, das immer lauter wurde. Ich hielt mir die Ohren zu, es war unerträglich.

Ich schreckte mit einem lauten Brüllen auf. Ich befand mich nicht mehr in der Höhle, sondern in Gideons Arm. Gray und Jace saßen mit besorgten Mienen neben mir. Aber etwas hatte sich nicht verändert. Das Surren war immer noch da.

»Geht's dir gut?«, fragten alle drei gleichzeitig und ich nickte benommen, während mein Wolf wieder verschwand. Jetzt fiel mir auf, dass die beiden die ganze Zeit meine Hand gehalten hatten, während Gideon mich im Arm hielt. »Ihr drei seid echt süß, wisst ihr das?«. Ich zog die drei zu mir und umarmte sie alle gleichzeitig.

Doch das Surren ging nicht weg. »Hört ihr das auch? Dieses Surren?«, fragte ich in die Runde. Sie schauten mich verwirrt an, aber schienen es dann auch zu hören. »Habt ihr die Tasche nicht auf Wanzen überprüft?«, fragte Gideon.

»Nein. Der Kommissar hat sie nur eben vorbei gebracht. Ich dachte, es ist nicht nötig nachzuschauen.«, antwortete Jace stirnrunzelnd.

»Das war eigentlich ziemlich nett.«, warf ich ein.

»Kein Kommissar ist einfach nur nett! Sie haben immer einen Hintergedanken, bei allem was sie sagen oder tun.«.

Gideon fing an meine Sachen zu durchwühlen auf der Suche nach einer Wanze. Irgendwann hielt er einen BH hoch und ich wurde rot.
»Das Geräusch kommt hier her, oder?«, fragte er und wir spitzten alle die Ohren. Danach nickten wir alle. Als wir uns ihn ans Ohr gehalten hatten, war das Surren lauter geworden. Gideon riss eine künstliche Naht auf und tatsächlich hatte er dort drin eine Wanze gefunden. Er wollte sie gerade zertreten, nachdem er sie ausgeschaltet hatte, doch Jace hielt ihn auf. »Warte! Das ist ein Beweis.«.

»Leute, ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich höre es immer noch.«, meinte Gray und ging dem Geräusch nach. Bei der Tür fand er noch eine weitere Wanze.

»Wir sollten den Sack und den Türbereich gründlich absuchen. Vielleicht haben wir noch was übersehen.«, sagte Gideon grüblerisch und wir machten uns an die Arbeit.

Nach einiger Zeit drückte mir Gideon etwas Wasser und irgendein Heilmittel in die Hand. »Kannst du das eben zu Lea hochbringen? Keine Sorge, sie schläft wahrscheinlich.«, schob er nach, als er merkte, dass ich ziemlich unsicher war.

Ich nickte. »Wo ist ihr Zimmer?«, fragte ich Gideon schnell bevor er sich wieder auf Wanzenjagd begab.

»Rechts neben dem Badezimmer.«, sagte er.

»Oki, danke, bis gleich.«, sagte ich und ging die Treppe hoch.

In Leas Zimmer war es warm und die Rolladen waren runtergelassen. Ich stellte die beiden Sachen auf ihren Nachttisch und war schon wieder auf dem Weg zu Tür, als sie mich ansprach.

»Danke.«, sagte sie.

»Keine Ursache.«, antwortete ich.

»Nein, nicht nur für das. Auch dafür, dass du Jace geholfen hast mich zu retten, obwohl ich so mies zu dir war. Danke.«, erwiderte sie.

»Ist doch klar!«, sagte ich und lächelte. Sie lächelte zurück. »Aber wir sind jetzt keine Freunde oder sowas.«, sagte sie, konnte sich das Grinsen aber nicht ganz verkneifen.

»Natürlich nicht.«, sagte ich ironisch und grinste.  Sie grinste zurück, es war ein gutes Gefühl.

Time Wolf  Wie das Blut in meine Lippen flossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt