𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟚𝟚

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𝕏𝕖𝕟𝕚𝕒𝕤 .𝕆.𝕍.
Lesenacht [2/6]

»Ich helfe dir mit deinen Sachen.«, beschloss Gideon und nahm sanft meine Hand. Ich lächelte ihn an. Ich lief mit ihm nach oben in mein Zimmer. Vorbei an der Küche, wo Patricia Gideon skeptisch beäugte. Sie sagte auch irgendwas, aber wir ignorierten sie.

Oben angelangt kam Roui auf uns zu, ihre kurzen braunen Haare wippten bei jedem Schritt und sie hatte sich wieder viel zu viel geschminkt. Sie hatte ein sehr enges, knallpinkes Ellesse T-Shirt an und dazu eine weiße skinny High Waist Hose. Sie sah in diesem Outfit aus wie eine Presswurst.

»Kennen wir uns irgendwo her?«, fragte sie Gideon und legte eine Hand auf seine Brust. Mich ignorierte sie völlig.

»Nein und ich möchte das Kennenlernen auch nicht nachholen.«, sagte er ohne eine Miene zu verziehen und entfernte ihre Hand von seiner Brust. Sie zog beleidigt ab.

Ich führte ihn in mein Zimmer, wenn man das überhaupt Zimmer nennen konnte. Es gab ein Bett, einen Kleiderschrank, eine Kommode und ein kleines Kippfenster. An der Decke war eine kleine Lampe angebracht. Die wenigen Sachen, die ich hatte, hatte ich entweder von Lina bekommen oder selber gekauft. Manchmal fühlte ich mich wie Harry Potter bei den Dursleys. Und manche Ereignisse erinnerten mich noch mehr daran, aber Harry wurde wenigstens nicht geschlagen, oder?

Wir packten alle Sachen, sprich Klamotten, Bettzeug, Elektronik, Kuscheltier, etc. zusammen. Gideon hatte alle Mühe den Sack wieder zu zukriegen.

Auf einmal hörte ich ein Auto vor dem Haus halten und kurz danach die Klingel. Gideon sah mich fragend an, ich bedeutete ihm leise zu sein. »Der Junge ist oben das Mädchen können sie auch mitnehmen.«, hörte ich Klaus sagen.

»Er hat die Polizei gerufen!«, stellte ich fest. »Du hättest ihm vielleicht nicht drohen und ihn nicht schlagen sollen.«, meinte ich zu Gideon.


Der wiederum sah empört aus. »Was hätte ich denn machen sollen? Zusehen wie er dich verprügelt? Und der Schlag war reine Selbstverteidigung, ich hätte ja nicht ahnen können, dass der Typ so eine Memme ist.«. Er grinste. Sein Grinsen steckte mich an, bis wir Schritte auf der Treppe hörten. Ich lief schon in Richtung Badezimmer, um hintenraus aus dem Fenster zu springen.

»Warte!«, rief Gideon mir zu und hielt mich fest. »Wir sollten uns stellen, sonst verfolgen sie uns.«.

»Wir sind viel schneller.«, erwiderte ich und zerrte an seinem Arm.

»Nein. Da müssen wir jetzt durch. Wir haben nichts Falsches getan und haben deswegen auch nichts zu befürchten.«.

»Wenn du meinst, aber behalte im Hinterkopf, dass es deine Idee war, wenn du dich später aufregst.«, sagte ich und hörte auf zu zerren.

Ich war gerade wieder bei Gideon angelangt, als sich jemand räusperte. »Junger Mann, gegen Sie liegt eine Anzeige wegen Körperverletzung vor. Folgen Sie mir bitte. Und Sie, junge Dame, kommen bitte auch mit.«.
Ich schulterte den nun vollen Seesack und folgte dem Polizisten. Unten wartete noch ein weiterer Polizist, der die Wohnung inspizierte. »Dann können wir ja jetzt los.«, sagte besagter Polizist und hörte mit dem Inspizieren auf.

Wir stiegen ins Polizeiauto und die Tür wurde hinter uns verriegelt. Die Polizisten sprachen noch kurz miteinander, dann fuhren wir los. Nach geschätzten 15 bis 20 Minuten waren wir da. Jeweils einer der beiden Polizisten hielt uns fest, damit wir nicht abhauen konnten. Die Wache war nicht besonders groß. Sie war ein schmaler weißer Streifen zwischen den bunten Doppelhaushälften am Hafen. Neben dem Eingang war eine schmale Einfahrt. Wir gingen durch diese Einfahrt, um wieder zum Haupteingang zu kommen. Gideon und ich wurden in einen kleinen Verhörraum gebracht und ein Kommissar setzte sich zu uns.

Time Wolf  Wie das Blut in meine Lippen flossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt