ℙ𝕣𝕠𝕝𝕠𝕘

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Ich rannte und rannte. Ich musste noch vor Tagesbeginn in ihre Zeit gesprungen sein. Ich verwandelte mich und nahm meinen Rucksack ins Maul. Ich kam jetzt deutlich schneller voran, obwohl mein Rucksack jetzt dauernd über den Boden schleifte. Endlich war ich an der Stelle angekommen, an der ich gesprungen war. Ich sah meinen Bruder zwischen den Bäumen. Ich nickte ihm zu bevor ich mein Blut auf den Boden tropfen ließ und das grelle Licht mir die Sicht nahm.

Ich landete unsanft auf dem Waldboden. Die Sonne ging gerade auf, als ich mich aufrappelte, meinen Rucksack wieder ins Maul nahm und mich auf den Weg zum Haus machte. Ich verwandelte mich ein paar Meter vor der Tür. Meine Hose sah von der Verwandlung etwas mitgenommen aus und auch mein Hemd war zerrissen. Ich schloss die Tür auf, trat ein und schloss direkt wieder ab. Ich lief nach oben und stellte meine Tasche in mein Zimmer und machte ein Fenster auf Kipp um frische Luft reinzulassen. Bevor ich mein Handy ans Ladekabel steckte, stellte ich Strom und Wasser an.
Danach duschte ich ausgiebig. Als ich aus der Dusche trat, knurrte mein Magen und ich beschloss mir etwas zu essen zu machen. Als ich mich fertig angezogen hatte und die Haare gemacht hatte, ging ich in die Küche. Die Tasche konnte ich auch später auspacken. Ich fand im Schrank noch eine Packung Nudeln und machte mir ein paar fertig. Als ich gegessen hatte, spülte ich den Teller schnell und stellte die restlichen Nudeln in den Kühlschrank für später.

Ich zog mir Schuhe und Jacke an, nahm Schlüssel, Portmonee und Handy und trat aus der Tür. Ich wollte jetzt erstmal die Lage auskundschaften und das Nötigste besorgen. Ich rief mir die Wegbeschreibung meines Vaters ins Gedächtnis und lief zu ihrem Haus. Dort stieg ein rundlicher Mann gerade aus seinem Auto aus. Ein orangefarbener Opel. Danach stieg ein Mädchen mit langen blonden Wellen aus. Sie nahm ihre schwarze Tasche aus dem Fußraum und ging, das Gezeter des Mannes ignorierend, zur Tür. Sie war nicht sehr groß, ich schätzte sie auf ca 1,60m. Ihre Haare, die an den Enden in kleine Korkenzieherlöckchen übergingen, wippten fast bei jedem Schritt.

»Ich rede mit dir, gib mir gefälligst eine Antwort!«, sagte der Mann wütend. Das Mädchen drehte sich um. »Wieso musste ich meine wertvolle Zeit opfern um dich abzuholen?«, fragte er.
»Ich sagte doch schon, dass der Bus ausgefallen ist.«,  antwortete sie.
Der Mann kam wütend zu ihr. »Nächstes mal läufst du!«, sagte er immer noch wütend.
»Das sind über zwei Meilen!«, sagte sie etwas lauter. Er packte ihren Arm und sie zuckte zusammen. »Ein bisschen Bewegung schadet dir auch nicht.«, lachte er hässlich.
Ich war auch wütend geworden, so behandelt man ein Mädchen nicht! Ich fühlte mich außerdem irgendwie zu ihr hingezogen, um ihr zu helfen. Ohne, dass es mir bewusst war, machte ich einen Schritt vor und es knackte unter meinen Füßen. Der Mann fuhr herum.
»Hallo?!«, rief er laut und kam in meine Richtung.
Zeit zu gehen! Ich machte mich auf zum nächsten Supermarkt und überlegte mir doch schon einen Großeinkauf zu machen, um nicht so viele Male loszumüssen. Ich ging mit zwei vollen Leinentaschen nach Hause.

Als ich mich aufs Sofa fallen ließ und auf mein Handy schaute, sah ich, dass es schon fast halb zwei war. Um zwei würde ich mich auf den Weg zur Schule machen, um mich dort anzumelden. Dort konnte ich sie besser im Auge behalten.

Als ich an der Schule ankam, fing gerade wieder der Unterricht nach der Mittagspause an. Ich ging zum Sekretariat, das zum Glück ausgeschildert war, um mich anzumelden. Wenige Minuten später saß ich auch schon beim Direktor im Büro und wir besprachen alles Wichtige. Ich legte die Einverständniserklärung mit der gefälschten Unterschrift meines Vaters vor und wir besprachen noch einige Einzelheiten, bis es zur achten Stunde schellte. Er verabschiedete sich von mir und sagte, dass ich am Mittwoch anfangen könnte, also in zwei Tagen.
Als ich aus dem Büro trat, sah ich das Mädchen von vorhin wieder. Ihre lockigen Haare waren zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und sie hatte Sportkleidung an. Sie blieb stehen und schaute in meine Richtung. Ich blieb ebenfalls stehen und unsere Blicke verhakten sich.
»Xenia, kommst du?«, rief ein Mädchen nach ihr. Sie hatte schulterlange blonde Haare und war etwas größer als sie.
Sie hieß also Xenia. Xenia löste ihren Blick von meinem und ging ihrer Freundin nach. Ich schaute mir noch etwas die Schule an, bevor ich mich auf den Heimweg machte. Es war mittlerweile 18:00 Uhr und ich aß die restlichen Nudeln von heute Mittag, bevor ich die Tür wieder verriegelte, die Gardinen zuzog und hochging, um meine Sachen auszupacken. Danach legte ich mich schlafen.

Time Wolf  Wie das Blut in meine Lippen flossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt