𝕏𝕖𝕟𝕚𝕒𝕤 ℙ.𝕆.𝕍.
Ich lag in seinen Armen bis ein markerschütternder Schrei uns auseinander fahren ließ. Alaric hob sofort den Kopf und fragte: »Was war das?«.
In dem Moment ertönte er noch einmal und dann war Stille. Wir alle wussten was Sache war, vermutete ich zumindest. Alaric bedeutete uns, dass wir ihm folgen sollten. Mit einem mulmigen Gefühl setzte ich einen Fuß vor den anderen, Gideon an meiner Seite. Sein Vater stürmte voraus, durch die Tür, den Weg entlang und zum Eingang im Baum. Finn versuchte ihm zu folgen, musste aber fast rennen, um mit ihm Schritt zu halten.
Nach ein paar Minuten waren sie völlig außer Sichtweite, bis wir nach einer Weile fast gegen sie prallten. Wir standen am Baum und ich merkte am Verhalten der anderen, dass etwas nicht stimmte. Gideon zog scharf die Luft ein und ich schaute ihn fragend an. «Was ist passiert?»
«Der Eingang ist unbewacht und das ist äußerst ungewöhnlich!»
Ich hörte Alaric etwas zu Finn sagen. «Wer hat denn gerade Wache?»
«Dan.», antwortete Finn.
«Dan ist doch eigentlich sehr verlässlich.», murmelte Gideon.
«Ich gehe gucken, was da los ist.», sagte Finn und trat durch das Portal.
«Rick? Das musst du dir ansehen!», rief Finn ein paar Momente später. Alaric bedeutete uns ihm zu folgen und trat ebenfalls durch das Portal.
Der Anblick, der sich uns auf der anderen Seite bot, war grauenvoll. Ein Time Wolf (höchstwahrscheinlich Dan) lag auf dem Boden, durch die Risse seiner Kleidung sah man tiefe Schnitte in seiner Haut. Über dem ganzen Körper waren Brandwunden und weiter weg sah ich ein silbernes Messer liegen.
«Ist er tot?», fragte Alaric.
Finn ging zu dem blonden Jungen hin und fühlte nach dem Puls. Danach nickte er traurig. Wir standen im Kreis um den Jungen, während Finn ihn weiter untersuchte. Mir wurde plötzlich schummerig und ich taumelte.
«Alles okay?», fragte Gideon, als er mich auffing und ich nickte. Doch dann begann ich langsam das Bewusstsein zu verlieren und mir brachen meine Beine weg.
«Na toll! Sensibel ist sie auch noch!», hörte ich Alaric noch sagen, bevor ich vollständig weg driftete.
Ich sah Männer im Gebüsch. Überall. Sie hatten uns umzingelt. Sie trugen schwarze Umhänge und Masken, wahrscheinlich waren es Raveers. Wir standen immer noch im Kreis, selbst ich. Alles war so wie gerade, bevor ich bewusstlos wurde. Doch dann trat einer aus dem Gebüsch und wir bemerkten es nicht. Ich schrie, doch sie bemerkten mich nicht, und dann wurde Jordan ein Schwert in den Rücken gerammt. Es brach ein Kampf aus. Ein Kampf, bei dem es fast unmöglich war zu überleben, weil die anderen Raveers jetzt auch aus ihrem Versteck getreten waren. Es waren ingesamt fünf.
Ich fühlte Schmerz an meiner Wange und ich wurde geschüttelt.Ich schlug die Augen auf und sah Gideon besorgt über mir. «Wir müssen hier weg.», flüsterte ich. Gideons Gesichtsausdruck veränderte sich von besorgt zu besorgt und nachdenklich. «Was hast du gesehen?», flüsterte er zurück.
«Das ist doch Unsinn», sagte Alaric.
«Vater.», sagte Gideon warnend und schien ihm alles über Gedankenkommunikation mitzuteilen. Ein bisschen ungläubig kam er zu uns rüber und ließ sich von mir erklären, was ich gesehen hatte. «Es sind Raveers im Gebüsch, überall um uns herum, aber nicht umdrehen! Es ist am besten, wenn wir alle wieder zurück durchs Portal gehen, so schnell wie möglich.»
«Was am besten ist, entscheide immer noch ich!», sagte er, schien aber den anderen ein Zeichen zu geben wieder durch das Portal zu gehen.
Ich sah sie nacheinander mit hängenden Schultern durchs Portal gehen. Erst Finn, dann Alaric. Jordan setzte gerade auch zum Gehen an, da wurde ihm ein Schwert in den Rücken gerammt. Ein schwarz gekleideter Mann war in Lichtgeschwindigkeit aus dem Busch neben dem Portal gesprungen und hatte Jordan sein Schwert in den Rücken gestoßen. Sein Gesicht sah zufrieden aus, während Jordan schweratmend und mit aufgerissenen Augen zu Boden sank. Gideon und ich verfielen in Schockstarre und starrten den Raveer einfach nur an. Er grinste zurück. Doch dann, mit einer Reaktionsfähigkeit, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte, kam Alaric zurück, zog das Schwert aus Jordans Rücken und stieß es dem Raveer ins Herz, der nach hinten fiel und reglos und mit leerem Blick da liegen blieb.
«Scheiß Silber!», fluchte Alaric und rieb sich die Hände, dann wandte er sich zu uns. «Kommt mit, bevor noch mehr kommen. Finn hält das Portal für uns offen.»
Wir folgten ihm, nachdem wir Jordan aufgeholfen hatten und ihn stützten.
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«Es geht ihm immer schlechter.», hörte ich Gideon und Alaric miteinander reden. «Wenn wir noch länger warten, verlieren wir ihn.», redete Gideon weiter. Nach dem Angriff gestern ging es Jordan zusehends schlechter, weil das Silber und der Wolfswurz ihn von innen heraus vergifteten.
«Kommt nicht in Frage! Ich werde ihn nicht fragen.», entgegnete Alaric trotzig. Gideon seufzte. «Jace ist der Einzige, der ihm jetzt noch helfen kann, Vater, sonst stirbt er.»
«Er stirbt so oder so!» Alaric wurde lauter.
«Vater, es war nicht seine Schuld!», sagte Gideon sauer.
«Ach ja? Hat sie etwa ein Geist getötet, oder was?»
«Sie hat ihn darum gebeten, Vater! Sie hätte sonst nur noch mehr Schmerzen gehabt!»
Gideons Augen glühten und seine Adern pulsierten tiefschwarz.Ich sah verwirrt zwischen beiden hin und her.
«Jetzt hör mal zu, mein Junge!», fing Alaric an und drückte Gideon an die Wand, seine Augen waren blutrot. «Ich bin der Alpha und wenn ich sage, wir machen es nicht, dann machen wir es nicht!», donnerte er.
«Rick, er hat Recht.», krächzte Jordan. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er von der Krankenliege aufgestanden war, doch jetzt hielt er sich mit beiden Armen am Türrahmen fest. Er war kreidebleich. Alaric ließ Gideon los und die Adern der beiden verschwanden schlagartig.
«Lass ihn Jace holen. Er ist der Einzige, der mir helfen kann.», sagte er zu Alaric, der direkt was erwidern wollte, als Jordan ihn unterbrach. «Bitte.», setzte er nach.
«Wenn du es willst... Aber wehe, er lässt sich in meiner Gegenwart blicken!», gab Alaric nach.Gideon stürmte sofort los auf der Suche nach Jace. Und ich? Ich blieb in Jordans Krankenzimmer sitzen und wartete auf Gideon...
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Time Wolf Wie das Blut in meine Lippen floss
Werewolf«Bring dich in Sicherheit!», keuchte er verzweifelt. Er sah auf einmal wahnsinnig erschöpft aus. Ich streckte ihm meine Hand hin, wobei ich aufpassen musste, dass ich nicht selber den Hang herunterrutschte. «Nimm meine Hand! Ich ziehe dich hoch.», b...