Teil 5

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Schnell machte ich mich bereit und lief hektisch los. Sie wird bestimmt sauer, weil ich so spät gehe.

Völlig aus der Puste ging ich in den Laden. Haily stand vor der Kasse mit ihrem Vater. Als sie mich sah, kam sie schnell zu mir und hat mich umarmt, aber nur für eine kurze Zeit. Sie löste sich schnell von mir.

"Geht es dir gut? Hat dir Thorben irgendwas angetan?!", fragte sie panisch und guckte mir hektisch ins Gesicht.

"Alles gut. Mir ist nichts passiert. Mach dir keine Sorgen. Es tut mir nur leid, dass ich so spät komme."

Es hat mich echt überrascht, sie so zusehen. So voller Sorgen. Man dachte, dass sie gleich in Tränen brechen würde. Carlos war mir so dankbar. Anscheindend hatte Haily ihren Vater schon alles erzählt.
Als wir uns beruhigt haben und das ganze etwas vergessen haben, machte Carlos schon Witze.

"Gratulliere dir, mein Junge. Ich bin damit einverstanden. Du kannst meine Tochter haben, denn ich habe dich als Schwiegersohn akzeptiert."

Als Carlos das rausbrachte, sind Haily und ich in einem Gelächter ausgebrochen. Für uns sind wir wie Geschwister. So machten wir uns nichts daraus und lachten immer über seine Witze.

Nach der Arbeit wollte Haily mich nach Hause begleiten. Obwohl ich Einwände gebracht habe, bestand sie darauf mich zu begleiten. So sind wir zusammen zu mir nach Hause gegangen.

"Warum hilfst du uns eigentlich? Letztens hast du den einen Kerl aufgehalten etwas zu stehlen und heute hast du mir auch geholfen. Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt warum du ausgerechnet UNS hilfst."

Haily betone am Ende extra das uns. Ich lächelte.

"Ich bin daran gewöhnt Hilfe anzubieten. Im Dorf war das etwas Selbstverständliches. Jeder hat jeden geholfen. Ich kann keine Ungerechtigkeit ertragen und muss mich immer einmischen. Außerdem bildet dein Vater mich aus, also sollte ich im Gegenzug auch etwas geben."

"Du bist mir ja ein Rätsel. Ach ja Zero, kriege ich deine Nummer? Als ich heute auf dich gewartet habe, wollte ich dich anrufen, aber ich hatte deine Nummer nicht."

"Okay. Ich kann dir die Nummer ja zu Hause geben. Ich habe mein Handy nicht mit."

So unterhielten wir uns bis wir nach Hause kamen. Ein Gespräch mit Haily ist echt interessant. Ich wusste gar nicht, dass sie 17 Jahre alt ist und ein FSJ in einem Altenheim macht. Sie sagte, dass sie diese Tage frei hat, aber dafür die nächsten Wochen viel zu tun hat. Sie würde später etwas im Bereich Gesundheitswesen machen, aber sie weiß noch nicht genau was.
Achja nach dem Thorben habe ich auch gefragt. "Ein guter, alter Klassenkamerad.", sagte sie.
Sie war von ihm enttäuscht, das konnte ich an ihrer Mimik erkennen.

Als wir zu Hause ankamen, suchte ich schnell mein Handy.
"Da ist es!"
Ich ging zu Haily, um ihr die Nummer zugeben. Sie schaute nur erschrocken und verwirrt im Haus.

"Hier...? Hier wohnst du???", sprach sie so, als würde sie sich vor der Wohnung ekeln.

"Ich weiß, es ist nicht das teuerste und auch nicht luxuriös, aber ich kann damit leben. Ich habe ein Ort zum Schlafen und das reicht mir."

Sie guckte überrascht und zog eine Augenbraue hoch. "Und das Ding in deiner Hand soll dein Handy sein? In welcher Zeit lebst, Bruder?"

Ich lachte kurz und guckte verlegen auf dem Boden. Ich wollte ihr nicht gleich erzählen, wie arm ich bin und wie viele Schulden meine Familie hat.

"Ist doch egal. Hier hast du meine Nummer."

Sie hat die Nummer eingespeichert und war immer noch von meinen Lebensbedingungen entsetzt. Ich kann sie teilweise verstehen, aber die Miete ist auch nicht hoch. Also ich darf mich wirklich nicht beklagen.

"Ich werde Dad sagen, dass du bei uns leben sollst.", schlug sie vor, doch zum Glück konnte ich sie von dieser schrecklichen Idee abhalten. Carlos bildet mich aus, obwohl ich keinen Abschluss habe und damit hat er schon viel für mich gemacht. Bei ihm noch zu wohnen?- Ne, das kann ich nicht annehmen. Ich werde einfach jahrelang hart arbeiten und mir auch dann ein besseres Leben leisten können.

Haily ging nach Hause. Kurz vor dem Abend wurde an meiner Tür geklopft. Ich machte auf und traf die alte Dame, die ich gestern noch hier traf.

"Guten Abend.", grüßte sie freundlich.

"Guten Abend.", lächelte ich.

"Du bist neu in der Nachbarschaft, also dachte ich mir, dass ich dir etwas mitbringe.", sie gab mir eine Einkauftüte in die Hand. "Den Kuchen habe ich selber gebacken."

Ich blickte kurz in die Tüte. Da waren noch Obst und Gemüse mit anderen Lebensmitteln drin.

"Das wäre nicht nötig. Ich kann das echt nicht annehmen."

Doch ich konnte sie nicht überzeugen. Sie bestand darauf. Sie sagte auch, dass ich sie an ihren Enkel erinnere, also würde sie sich freuen, wenn ich es annehme. Ich war ihr so dankbar.

Äpfel, Weintrauben, Gurken, eine Packung Hühnereier, Schinken und Brot. Außerdem der selbstgebackene Kuchen. Ich hatte etwas zu essen! Das war vielleicht ein Vorrat.

Am nächsten morgen klingelte der Wecker fleißig. Ich habe mich bereit gemacht und ein Brötchen gegessen. Die Trainingsübungen habe ich ebenfalls gemacht. Doch dann bekam ich einen Anruf. Es war Haily. Anscheinend sollte ich heute etwas später gehen. So hatte ich noch Zeit bis ich zur Arbeit gehe. Daraufhin bin ich in die Stadt gegangen. Ich versuche mich hier einzuleben, damit ich nicht mit leeren Händen zurück nach Hause gehe.

Wie üblich lief ich mit meiner Jogginghose und weißem T- Shirt herum. Über mein Shirt zog ich eine schwarze Jacke.
Diese Stadt ist echt groß. So laut und hier ist immer viel los.
Ich wollte noch gerade zum Stadtzentrum gehen und bin einer Straße entlang. Ich blickte ein Haufen voller Menschen, die sich etwas ansahen. Warum sind da so viele? Wird dort etwa etwas präsentiert? Vielleicht ein Zauberer mit tollen Tricks?! Auf meinen Gesicht bildete sich ein breites Lächeln. Ich drängelte mich in der Masse durch und guckte geschockt. Auf den Boden lagen Bodyguards mit blauen Flecken und teilweise blutige Stellen. Infolgedessen sah ich mich herum und nahm ein Mädchen wahr, das von den Leuten umkreist wurde. Sie stand in der Mitte.

"Was willst du jetzt tun? Deine Bodyguards können dir nicht mehr helfen, Prinzessin!", vergnügte sich ein etwas dickerer Mann und grinste förmlich.

Das Mädchen hatte einen schwarzen Rock und einen weißen Oberteil an. Sie hatte schöne lange, braune Haare und blickte in die Runde. Sie identifizierte verwirrt die Menschenmenge. Das ist das Mädchen von gestern! Sie hat bitterlich geweint.

"Bitte hilft mir!", rief sie, aber keiner rührte sich von seinem Platz.

Ich tratt hervor und ging einen Schritt vorwärts, doch dann stoppte ich. Sie hat mich doch gestern ungerecht angemeckert und mir die Rechnung angezettelt. Sie wollte meine Hilfe nicht haben, also sollte ich mich hier nicht einmischen. Sie würde doch eh wieder wie gestern reagieren.

Ihr Blick traf mich und sie rannte zu mir mit voller Hoffnung und Trauer im Gesicht. Warum? Warum bewegt sie sich in meiner Richtung? Jetzt stellte sie sich hinter mir und hielt den dünnen Saumen meiner Jacke fest.

Der Mann lachte wie verrückt, als er zusah wie sie sich hinter mir versteckte.

"Ey Junge, bring das Mädchen hier her.", forderte er.

"Ich dachte du kannst Ungerechtigkeit nicht ertragen? Warum hilfst du mir nicht?!", beschwerte sich die verwöhnte Prinzessin in einem leisen Flüstern hinter mir.

"Sorry du Model, aber du warst diejenige, die sagte, sie hätte meine Hilfe nicht nötig. Du sagtest, dass du nie danach gefragt hast und-"

"Ey Junge, Ich SAGTE bring mir das Mädchen!", forderte der Mann und guckte mich böse an.

"Verdammt nochmal vergiss die Scheiße. Du kriegst auch alles was du willst! Versprochen! Aber bi-biitte.. la-...lass mich nicht in den Händen von diesen Ty-Typen.", sprach sie mit santer, zitternde Stimme und Tränen in den Augen.

Wer kann hier schon zu "Nein" sagen?
Ich nahm ihre Hand und hielt es fest.

"Tut mir leid, aber sie steht unter meinem Schutz!"

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~> Diayne •-•

ᴜɴᴅᴇʀ ᴘʀᴏᴛᴇᴄᴛɪᴏɴ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt