FIGHT FOR YOU - Gefährliches Verlangen

44| Erkenntnis

Estrela

Es sind jetzt zwei Tage vergangen. In diesen zwei Tagen habe ich immer mit der Frage zu kämpfen gehabt, was mit Matt jetzt passiert. Aber ich komme zu keinem Entschluss. Meinem Dad und meiner Mom habe ich gesagt, dass alles geklärt wäre. Was ziemlich viel Überzeugungskraft gekostet hat. Mein Vater ist immer noch skeptisch und das zu Recht, immerhin ist das mit Matt, nicht wirklich geklärt. Meine Mutter glaubt mir da eher und überraschenderweise, meinte sie sogar, sie würde wieder in ein paar Tagen abreisen, was mich – auch wenn meine Mutter ihre Fehler eingesehen hat – erleichtert. Selbst wenn ich das Gefühl habe, ihr tut es wirklich leid, kann ihr dennoch nicht so schnell verzeihen.

Jedenfalls geht es mir schon wieder etwas besser, nach der leichten Gehirnerschütterung. Nachdem der Arzt mir die Bestätigung gegeben hat, dass alles wieder okay sei, wollte ich so schnell wie möglich, weg von diesem Ort. Es ist nicht so, dass ich das Dark Palace hasse, aber ich kann mich dort nicht aufhalten. Dieser Ort, dem Gabriel gehört, werde ich so schnell nicht mehr vergesse. Wie viele Menschen wohl dort ihr Leben verloren haben? Mir ist durchaus bewusst, was Gabriel oder auch Kian dort tun ...
Eins weiß ich aber sicher, ich möchte Matthew nie mehr wiedersehen. Er hat mich nicht nur körperlich verletzt, sondern mir auch klar gemacht, dass er sich nicht verändert hat und noch immer zu solchen Mitteln greift. Hat Kian also recht, können sich solche Menschen nicht ändern? Matt hat mich zwar verletzt und mir mein Leben jahrelang zur Hölle gemacht aber verdient er deshalb den Tod? Es gibt doch sicherlich andere Möglichkeiten ... oder? Aber Kian war sich so sicher, als er gemeint hat, solche Menschen ändern sich nicht. Vielleicht hat es mir seiner Vergangenheit zu tun, dass er so etwas sagt? Mal wieder merke ich, wie wenig ich ihn wirklich kenne. Wird er irgendwann bereit sein, sich mir an zu vertrauen? Denn wenn er vorhat, weiter bei diesem Thema zu schweigen, weiß ich nicht, wohin das mit uns führt. Wo ist da das Vertrauen, von ihm, wenn er mir nicht die Wahrheit über sich erzählen will?

Ich habe mich in den zwei Tagen auch von Kian ferngehalten, da ich etwas Abstand brauchte. Ich musste etwas für mich sein. Überraschenderweise habe ich mich dabei mit meinem Buch abgelenkt, das ich in diesen Tagen auch fertig bekommen habe. Das heißt, das Manuskript ist fertig und ich kann es an den Verlag schicken und darauf hoffen, es kommt gut an.

Als mein Handy auf summt, nehme ich es in die Hand und entdecke eine hinterlassene Nachricht von Kian. Ich habe ihm natürlich gesagt, dass ich ein wenig Zeit für mich brauche. Er hat es auch akzeptiert. Nur scheint ihm wohl doch das Bedürfnis zu sein, sich bei mir zu melden. Was mich ehrlich gesagt, sogar erleichtert. Denn mir fällt es keinesfalls leicht, ihn nicht zu sehen. Ich lese seine Nachricht:

Kian: Ich weiß, dass du gerade etwas Zeit für dich brauchst. Aber ich würde dir gerne jemanden vorstellen. Ich warte in einer halben Stunde, unten auf dich.

Er möchte mir jemanden vorstellen? Natürlich schreibe ich ihm, dass ich ihn begleiten möchte. Denn egal, wen er mir vorstellen möchte, ich bin bereit dazu.

Eine halbe Stunde später wartet Kian angelehnt an seinem Mustang auf mich. Er sieht, wie immer gut aus, nur sehe ich auch Erschöpfung in seinen Gesichtszügen, als habe er nicht besonders viel Schlaf gefunden. Mit einem sanften Lächeln nähere ich mich ihm. Er erwidert es leicht.
"Hi. Wie geht es dir?", fragt er mich.

"Etwas besser. Mir geht noch einiges durch den Kopf, aber ich komm schon klar", meine ich und schaue in seine grauen Augen, die jeder meiner Regung genau beobachten, als würde er sicher gehen, dass ich die Wahrheit sage. "Und dir?", frage ich, um von mir zu lenken.

Kian fährt sich durch das dunkle Haar, bevor er antwortet: "Mhm, es geht ... Ich habe die Tage viel trainiert, da übermorgen der Kampf stattfindet." Das erklärt seine Erschöpfung. Und den Kampf, den er bald hat, habe ich auch schon wieder fast vergessen.