14| "Freunde"

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Kian

Ein Fluchen reißt mich aus dem Schlaf und ich muss mich kurz orientieren, wo ich mich überhaupt befinde. Ich liege auf einer fremden Couch, dann wird mir bewusst, das ich mich bei Estrela zu Hause befinde.
Als ich mich aufsetze, bemerke ich meinen verengten Nacken. Und die Kopfschmerzen vom vielen Whisky, sind dabei nichts. Durch das Haar fahrend, fällt mein Blick auf den Couchtisch, auf dem ein Tablet mit einem Glas Wasser, Orangensaft und einer Tablette serviert steht. Ich nehme das Wasser und schlucke es mit der Tablette Aspirin runter, obwohl die Kopfschmerzen gerade die geringsten Schmerzen sind. Ich knackse meinen Nacken und renke meinen Rücken wieder ein. Danach fühlt es sich schon etwas besser an. Vom Orangensaft nehme ich nur einen kleinen Schluck, leere aber dafür das Wasser. Mein Hals ist so ausgetrocknet, wie eine Wüste.

Schon wieder ertönt ein Fluchen und lässt mich daran erinnern, weswegen ich wach geworden bin. Ich zucke mein Handy aus der Jogginghose und blicke auf die Uhr. Kurz vor zwei Uhr Mittag. Dann habe ich wenigstens ausgeschlafen. Ich stehe auf, schnappe ich mir mein Shirt, das wieder trocken ist und ziehe es mir über, bevor ich nachsehe, warum sie flucht. Ich finde sie in ihrem Schlafzimmer vor, dessen Tür offen steht. Da sich mich noch nicht bemerkt hat, lehne ich mich am Türrahmen, verschränke die Arme vor der Brust und beobachte, wie sie durch ihr Zimmer läuft und nach etwas zu suchen scheint. Über die Lippen leckend, mustere ich sie. Eine enganliegende Jeans, wo ihr Arsch gut zur Geltung kommt, schmeicheln ihre Beine. Ihre rotbraunen Haare sind offen und fallen ihr in sanften Wellen auf den Rücken. Ihr Gesicht ist wie immer ungeschminkt, was sie nur noch attraktiver macht. Aber sie braucht auch gar keine Schminke – sie ist eine natürliche Schönheit.

Als Estrela sich umdreht und mich entdeckt, weiten sich ihre Augen ein Stückchen, und ihre Wangen färben sich rot. Ich frage mich, was ihr jetzt peinlich ist, obwohl ich nichts gemacht habe. Wahrscheinlich ist es ihr unangenehm, dass ich sie beim Fluchen erwischt habe. Oder weil ich gestern meine Finger in ihr hatte und ihr einen Orgasmus verschafft habe, den sie so schnell, nicht mehr vergessen wird. Meine Hose wird eng, als ich daran zurückdenke. Schnell schüttle ich die Erinnerung ab und frage sie, was sie sucht. Sie räuspert sich kurz, bevor sie mir antwortet. "Mein Laptop ist kaputt gegangen und jetzt suche ich nach dem Vertrag. Aber ich finde ihn einfach nicht", meint sie sichtlich frustriert. "Ich habe zum Glück meine Dateien auf einer Festplatte, aber wenn ich den Vertrag nicht finde, wo sich die Garantie befindet, kann ich keinen neuen bekomme und ... Scheiße! Ich habe gerade kein Geld für einen neuen Laptop." Ich sehe ihr die pure Verzweiflung an. "Ich glaube, ich habe den Vertrag in Louisiana liegen", denkt sie laut. "Ich muss meine Mom anrufen und sie fragen." Sie klingt nicht gerade so, als würde sie große Lust dazu haben, das zu tun.

"Wenn du willst, kannst du meinen haben, solange du keinen neuen hast", biete ich ihr an. Sie schaut mich mit großen Augen an, schüttelt dann aber mit dem Kopf.

"Brauchst du den nicht selber?", fragt sie. Jetzt bin ich derjenige, der mit dem Kopf schüttelt.

"Ich benutze ihn nur selten und wenn, dann nur um E-Mails zu verschicken, aber das kann ich auch über mein Handy", erkläre ich ihr.

"Wirklich? Also, du würdest mir echt dein Laptop leihen?"

"Klar." Ich zucke mit den Schultern, weil das wirklich kein großes Ding für mich ist.

"Okay ... danke. Damit rettest du mir wirklich den Arsch." Sie wird schon wieder rot. Anscheinend hat sie nicht ganz über ihre Worte nachgedacht. Aber ich finde es süß, weshalb ich leise auflache.

"Nichts zu danken. Dafür sind doch ... Freunde da." Ich zwinkere ihr zu. "Außerdem sind wir damit quitt. Du hast mich gestern nicht rausgeschmissen und mich bei dir übernachten lassen", füge ich hinzu. Sie lächelt sanft und nickt.

FIGHT FOR YOU - Gefährliches VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt