Emely pov.
Ich wusste das er mich anlog und ich hätte zu gern gewusst, an was er gedacht hatte, aber ich wollte ihm nicht zu nahe treten. Stattdessen überspielte ich es mit einen: "Ohh, wie süß. Das ist doch nicht nötig", wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht und lächelte. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen und die Neugier in mir wollte unbedingt wissen, was ihn so zum heulen bringt, aber ich versuchte mir einzureden, es sei mir egal, das ich nur bei ihm sein und ihm Beistand bei seinem Kummer leisten wöllte. Ich wollte einfach nur seine Nähe genießen. Er lächelte auch ein bisschen. Am liebsten hätte ich ihn jetzt geküsst, aber ich wollte ihn nicht verschrecken. Geschickt wollte ich das Thema wechseln, war mir aber nicht sicher, was ich sagen sollte und welches Thema angebracht wäre. Als könnte er meine Gedanken lesen, nahm er mir die Entscheidung ab und fragte leise und mit rauer Stimme: "Darf ich ein Glas Wasser haben?" Ich nickte und stand auf: "Warte, ich hol dir eins", sagte ich und ging in die Küche. Als ich mit einem vollen Glas wieder kam, sah ich etwas was mich nachdenklich im Türrahmen stehen bleiben ließ. Phillip saß da, wie versteinert, starrte auf einen Punkt im Zimmer, weinte bitterlich und strich sich über die Lippen. Immer und immer wieder strich er hinüber. Dieser Anblick tat weh. Es wäre als würde da jemand anderes sitzen. Mir war zwar klar gewesen das er nach diesem Vorfall wahrscheinlich eine Weile brauchen würde, um in der Realität Normalität zu finden und das er wahrscheinlich nie wieder so sein würde wie früher. Aber es bildlich zu sehen, brach mir das Herz. An was er bloß dachte? Wie kann ich ihm helfen? Warum will er nicht zur Polizei? Warum will er sich nicht helfen lassen? Was ist mit seiner Familie? Sollte ich sie Anrufen? Sollte ich vielleicht alleine zur Polizei gehen? War er der einzigste der frei war? So viele Fragen. So viele Vorwürfe. Du musst dich zusammenreißen. Für ihn!, dachte ich. Entschlossen ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihm auf die Couch. Doch er schien mich gar nicht zu bemerken. Ich stellte das Glas auf den Tisch, der vor der Couch stand, und entschied mich kurzerhand ihn wieder zurück zu holen, aus najaaa wo auch immer er jetzt war. Leicht schüttelte ich ihn an seinen Schultern. Doch er reagierte nicht. Wie paralysiert starrte er in die Gegend. Mehrmals sagte ich seinen Namen und wurde immer lauter. Er hörte mich nicht. Scheiße, sollte ich einen Arzt holen. Ich machte mir wirklich Sorgen. 2 Wochen war er jetzt schon hier und nie hatte er sich so verhalten. Ich hielt sein Arm fest, damit er sich nicht mehr über die Lippen streichen konnte. Wie vom Blitz getroffen kam er zurück in die Realität. Er schaute mir direkt in die Augen. Ich sah verschiedenste Emotionen hindurch huschen. Erst Wut, dann Verzweiflung, gefolgt von Verwirrung. Dann schaute er auf die Stelle, wo ich sein Arm festhielt, anschließend wieder in meine Augen. Ich sah ganz kurz tiefe Traurigkeit in seinen Augen aufblitzen, aber sie war so schnell wieder weg, dass ich dachte ich hätte sie mir eingebildet. Mit gleichgültigem Blick stand er auf und ging. Stumm, ohne noch irgendetwas zu sagen, ging er davon. Ich hörte die Tür des Gästezimmers, das ich ihm gegeben hatte, zu knallen und wie er abschloss, als ich den Gang entlang gerannt kam.
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Escaped?
Teen FictionVier Teenager. Zwei Täter. Ein Mädchen. || Ein Tag wie jeder andere, dachte ich. Das ich Geburtstag hatte, hatte ich längst verdrängt. Verschlafen machte ich den Fernseher an und lasse Nachrichten laufen. "Noch immer gibt es keine Spur von den vier...