Chapter 9 - indefinable looks

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Emely pov.

Er hatte mich Emmi genannt. Yeah. Ich spürte, wie mein Herz wieder Luftsprünge machte. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ein Buch auf mein Tisch knallte. Erschrocken wich ich zurück. Was macht Matthew den bitte an meinem Tisch? Kaum hatte ich mir diese Frage gestellt wurde sie auch schon beantwortet. "Wer war das in deinem Auto?", kam er gleich auf den Punkt. Verwirrt blickte ich ihn an. Warum interressiert ihn das? "Wer?", sagte er scharf. "Niemand", erwiederte ich und verdrehte die Augen. Plötzlich kam Thomas auf mich zu und zog mich an meiner Jacke hoch. Wo kam der denn jetzt her? "Lüg uns nicht an, du kleines Miststück", ging er mich an. "Lass sie los, T", sagte Matthew in einem fast schon sanften Ton. "Aber...", wollte er erwidern, doch Matthew scharfer Blick stoppte ihn und er ließ mich wieder runter. Der Lehrer kam die Tür rein und gab ihnen keine Chance noch einmal nachzuhacken. Ist auch besser so, dachte ich. Ich dachte immer Tom wäre der Chef der coolen Clique. Er hatte immer so eine Macht ausgestrahlt, während Matthew sich eher meinen Beobachtungen entzogen hat und sich im Hintergrund hielt. Aber die Szene gerade hatte sie in ein neues Licht gerückt. Ich ließ mein Blick durch den Raum gleiten und sah meinen Mitschülern beim Mitschreiben zu. Mein Blick blieb kurz an dem Tisch von Selina hängen. Der Platz neben ihr war leer. Leah war nicht da. Das machte mich stutzig. Sie war immer da. Wirklich IMMER. Nur heute nicht. Das war merkwürdig. Selbst in den ganzen 8 Monaten seit dem Vorfall, war sie jeden Tag in die Schule gegangen. Wirklich jeden Tag. Im Gegensatz zu mir. Ich war nur nach Lust und Laune erschienen und da geblieben. Sie hatte mir immer die Schulaufzeichnungen geschickt. Das werde ich jetzt wohl für sie übernehmen müssen. Ich verdrehte die Augen. Na toll, dachte ich genervt. Völlig in Gedanken versunken, merkte ich gar nicht das der Lehrer vor mir stand: "Ist mein Unterricht so langweilig, das sie mit den Augen rollen müssen", ging er mich an. Na Toll jetzt macht mich auch noch mein Lehrer fertig. Ich hörte, wie Thomas und der Rest der Clique anfingen zu lachen. Haha, wirklich witzig, dachte ich. Allen anderen war es egal, ein paar drehten sich um und musterten mich misstrauisch. Aber der Rest schrieb das Zeug von der Tafel ab. Der Lehrer sah wohl ein das er keine Antwort bekommen würde, verdrehte selbst die Augen und stolzierte wieder nach vorne. Ich ließ mein Blick nochmal durch die Klasse schweifen. Alle hatten sich wieder umgedreht, die Mädchen aus Matthews Clique kicherten noch leise, doch selbst Tom hatte sich wieder der Tafel gewidmet. Doch als ich die Reihe weiter ging, sah ich das Matthew mich anschaute. Sein Blick konnte ich nicht deuten, aber er enthielt keinerlei Verachtung oder Boshaftigkeit. Das überraschte mich. Noch nie hatte er mich so angeguckt. Einen Augenblick schauten wir uns in die Augen. Braun trifft Blau. Als wären nur wir beide im Raum. Doch dann nimmt er seinen Blick erst runter und richtet ihn dann auf die Tafel. Was war das denn gerade? Vollkommen verwirrt glitt mein Blick, wie automatisch, wieder zum Fenster hinaus. Meine Gedanken gingen wieder zu Phillip. Was er wohl gerade macht? Komplett in Gedanken versunken schwänzte ich quasi den Unterricht. Erst als die Schulklingel mich aus meinen Gedanken riss, kam ich zurück in die Realität. Ich stand auf und wollte gehen, doch ich wurde aufgehalten. Welch ein Wunder, es war Matthew, der mich am Arm festhielt. Genervt drehte ich mich um und schaute direkt in seine Augen. Dort lag wieder dieser komische Ausdruck. Einige Sekunden verstrichen, während wir uns nur in die Augen schauten und wieder die Welt um uns herum ausblendeten bis er schließlich, nach ein paar mal blinzeln, einen gleichgültigen Blick aufsetzte, mich losließ und an mir vorbei huschte. Als ich mich verwirrt umschaute, erkannte ich das alle schon gegangen waren. Alle bis auf Selina. Sie schaute mich komisch an und wollte gerade auf mich zu kommen, um mich etwas zu fragen, als Mik von draußen rief: "Komm schon, Selly. Du kannst dir doch nicht ewig Zeit lassen. Wir haben noch Unterricht". Selina wandte sich ab und ging aus der Tür. Dumpf hörte ich noch, wie sie Mik fragte: "Hast du Leah gesehen?" und dann war es still. Der restliche Schultag verlief recht ruhig, bis auf ein paar Lehrer, die nochmal der Meinung waren mich ankeifen zu müssen, was mich aber nicht wirklich viel interessierte. Die Coolen ließen mich in Ruhe. Was komisch war, aber mich nicht weiter kratzte. Ungewöhnlich fröhlich hüpfte ich fast aus der Schule heraus. Auf dem Schulhof blieb ich stehen und schaute mich nach meinem Auto um. Ich erkannte es nicht sofort, da jemand daran angelehnt war. Oh nein, bitte nicht, dachte ich verzweifelt. Bitte lass es ihn nicht wissen, betete ich innerlich. Ich ging ein Stück näher heran. Wieder sah er mich mit diesem undefinierbaren Blick an. Sein Blick schien mich durchlöchern zu wollen. Ich schaute ihm, während ich immer näher kam, direkt in die Augen. Jetzt stand ich ungefähr einen Meter vor ihm. Wir schauten uns immer noch in die Augen. Ich wusste nicht warum, aber ich senkte meinen Blick nach einer ganzen Weile. Plötzlich bewegte sich Matthew von meinem Auto weg und überbrückte den Abstand zwischen uns. Als ich nicht darauf reagierte, hob er meinen Kopf mit zwei Fingern an, so das ich ihm wieder in die Augen schauen musste. Als hoffte er dort die Wahrheit zu finden. Nach einigen Sekunden, des Anstarrens, nahm er seine Finger runter. Beugte sich zu mir hinunter, flüsterte mir: "Ich werde es schon noch herausfinden", ins Ohr und ging. Er ging einfach. Er ging an mir vorbei, wieder in Richtung Schuleingang. Verwirrt drehte ich mich um und schaute ihm nach. Thomas, der vor dem Eingang scheinbar gewartet hatte, war genauso verwirrt, wie ich. Schulterzuckend drehte ich mich wieder zu meinem Auto und stieg ein. Mit einem: "Was war das denn?", begrüßte mich Phillip. "Ich weiß es nicht", gab ich ehrlich zu. "Ich weiß es nicht", murmelte ich noch einmal leise vor mich hin und schaute noch ein letztes Mal, aus dem Fenster, hinaus zu Matthew, der sich bei diesen Worten, wie aufs Stichwort umgedreht hatte und, durch die verspiegelte Glasscheibe, direkt in meine Augen schaute. Dann fuhr Phillip auch schon vom Schulparkplatz.

Escaped?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt