Emely pov.
Sie hatte Angst. Angst das ihr Bruder es heraus gefunden hatte. Doch er hatte keine geringste Ahnung, sonst wäre er schockiert hier hinein geplatzt, hätte sich überfürsorglich auf sie gestürzt und sie mit seiner Bruderliebe, wahrscheinlich zu Tode erstickt. Nicht das das nicht gerechtfertigt wäre, aber es wäre nicht notwendig. Es würde sie nur überfordern und verschrecken. Jetzt saßen wir, seit einer geraumen Zeit, auf er Couch und umarmten uns. Matthew saß daneben und beobachtete das Geschehen. Am Anfang sah ich das seine Augen, kurz, ein eifersüchtiges Funkeln bekamen, doch es war so schnell verschwunden, wie es gekommen war. Nun saß er einfach nur stumm neben uns. Nach einer ganzen Weile lösten wir uns wieder von einander. Sie sah ein wenig erleichterter aus. Matthew setzte gerade an etwas zu sagen, doch ich unterbrach ihn, denn ich hatte die ultimative Idee, um Pryia abzulenken. "Hey, wollen wir mal shoppen gehen?", fragte ich und erntete verdutzte Blicke. "Aber...", wollten beide gleichzeitig widersprechen. "Es geht. Matt, was hast du denn gedacht, wie sich Phillip so wandeln konnte?", Pryia schaute mich immer noch verwirrt an und Matthew schien das zum ersten Mal bewusst zu hinterfragen. "Ich hab ein Auto mit verspiegelten und getönten Fenstern. Das weißt du doch, Schwachkopf", klärte ich Pryia auf und gab Matt die Lösung. "Aber das steht doch bei dir zu Hause oder nicht?", fing Matt an wieder zu zweifeln. In seinem Gesicht sah ich das ihm nicht wohl dabei war seine Schwester hinaus in die Welt zu lassen. Ich verstand das, aber sie brauchte jetzt Ablenkung und was hilft besser als Shoppen?! Ich ging zu ihm hin und legte ihm meine Hand auf die Schulter: "Hey Matt, ich hol es, ok? Das ist kein Ding", sagte ich, um ihn zu beruhigen und streichelte ihm sanft über die Schulter. "Aber", wollte er zögerlich widersprechen, doch mein Blick wechselte instinktiv von sanft zu durchdringend. Ich konnte es nicht kontrollieren. Da Matt mir direkt in die Augen sah, schreckte er bei dem Ausdruckswechsel sofort zurück. Er hatte Angst, das sah ich. Er war halt auch nur ein Mensch. Das spürte ich. Ich senkte den Kopf und atmete tief durch. Als ich mein Kopf wieder hob war mein Blick wieder zu sanft gewechselt. "Bitte, sie braucht die Ablenkung jetzt", flüsterte ich leise, so dass nur er es hörte. Trotzdem reagierte auch sie. "Bitte, Matty", versuchte sie ihn ebenfalls zu überzeugen. Seine Zustimmung bestand aus einem langsamen, sehr resigniert wirkenden, Nicken. Priya kreischte vor Freude hinter mir auf. Ich schaute sie überrascht an, kurz war wieder Stille und dann fingen wir beide zu lachen an. Matthew schien verwirrt zu sein. Mir fiel auf das ich immer noch sehr nah an ihm dran war. Ich räusperte mich kurz verlegen, strich mir durch die Haare und rückte dann von ihm ab. Wieder trat Stille ein. "Ähm...ja, ich bin dann gleich wieder da", sagte ich und ging ohne eine Antwort abzuwarten in den Flur. Ich wollte gerade meine Sneaker anziehen als mir auffiel, dass meine Schlüssel noch oben lagen. Ich sprintete die Treppe hoch, machte die Tür des Gästezimmers auf und fing an zu suchen. "Shit! Shit! Shit! Das kann doch nicht sein! Das passiert aber auch nur mir!", murmelte ich vor mich hin. Ich kann ihn doch nicht verloren haben. "Er war doch in meiner Jacke!", ich war fest davon überzeugt, dass ich ihn dort hinein getan hatte, "Oder nicht?" Ich stand mitten im Raum, war verzweifelt und redete mit mir selbst. Bestimmt ein lustiges Bild. Verzweifelt wischte ich mir durchs Gesicht: "Der muss doch hier irgendwo sein!" Ich schaute zur Sicherheit nochmal in meiner Jacke nach, vielleicht war er ja doch da drin und ich hatte ihn nur übersehen. Doch Fehlanzeige. Verzweifelt warf ich die Arme in die Luft: "Das kann aber auch wirklich nur mir passieren!" Ich hatte es aufgegeben und stieg wieder die Treppe hinab. Was soll ich denn jetzt sagen? Oh, sorry ich hab meine Schlüssel verloren, der Ausflug fällt wohl ins Wasser. Priya wird so enttäuscht sein. So ein Scheiß passiert aber auch nur mir. Ich meine, welcher Idiot verliert denn bitte seine Schlüssel? Richtig. Ich. Unten stand Matthew im Flur und schien zu warten, als er mein trauriges Gesicht sah, reagierte er sofort: "Hey, was ist denn?", fragte er besorgt. "Ich hab meine Autoschlüssel irgendwie verlegt. Priya wird so enttäuscht sein. Es tut mir leid. Ich bin so dumm! Ich meine, wer verlegt schon seine Schlüssel?!", entgegnete ich und ärgerte mich über mich selbst. Doch statt mich zu beruhigen und mir zu zu sprechen, fing Matthew nur an zu grinsen. "Soso, du hast also deine Schlüssel verlegt?!", sagte er belustigt. "Ja", antwortete ich entschuldigend. Matthew hörte aber nicht auf zu grinsen: "Meinst du etwa DIESE Schlüssel?", meinte er lachend und hielt mir meine Schlüssel unter die Nase."Du Arsch! Ich such den wie eine Irre! Schon die ganze Zeit!", schrie ich entrüstet und wollte ihn mir nehmen, doch er war schneller und hielt ihn nach oben. Er war ein ganzes Stück größer als ich, so dass ich anfangen musste zu springen, um meinen Schlüsseln wenigstens annähernd näher zu kommen. "Du! Idiot! Gib! Sie! Mir! Wieder!", keuchte ich zwischen meinen Sprüngen, doch er lachte mich nur weiter aus. Trotzig blieb ich vor ihm stehen, verschränkte die Arme und schob meine Unterlippe vor. Ich musste aussehen, wie ein kleines Kind, das nicht bekam was es wollte und vielleicht war ich das gerade auch ein bisschen. Sein Lachen verebbte langsam und es wurde still. Ich wartete die Stille ein wenig ab und war dann der Meinung, dass der perfekte Überraschungsmoment jetzt gekommen war. Als ich jedoch hochschaute, blickte ich direkt in seine Augen, die mich gefangen nahmen. Seine Pupillen waren geweitet, man sah fast nichts mehr von seinen blauen Augen. Sein Blick verursachte eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper und ein angenehmes Kribbeln. Es war fast magisch. Ich konnte nicht aufhören in seine Augen zu schauen. Es zog mich zu ihm hin und konnte nichts dagegen tun. Ich war ihm hilflos ausgeliefert, aber es gefiel mir erstaunlich gut.
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Escaped?
Teen FictionVier Teenager. Zwei Täter. Ein Mädchen. || Ein Tag wie jeder andere, dachte ich. Das ich Geburtstag hatte, hatte ich längst verdrängt. Verschlafen machte ich den Fernseher an und lasse Nachrichten laufen. "Noch immer gibt es keine Spur von den vier...