Hör auf traurig auszuschauen, denn es macht dich zu einer egoistischen Person.
Der Gedanke hieran, an diese schmerzerfüllte Erkenntnis meines Bewusstseins, schwirrt immer wieder in meinem Kopf herum und bringt mich dazu, es ganz einfach zu unterlassen.
Ich höre auf traurig auszusehen, auch wenn ich innerlich mehr als nur dem Ausdruck des traurig seins zukomme, aber warum gehorche ich eigentlich so selbstverständlich? Warum gewinne ich den Kampf mit meinen eigenen Gedanken nicht? Bin ich es nicht, die ihre Erschafferin ist? Müssten meine Gedanken nicht die Untertanen meines Handelns sein und tun wie ihnen geheißen? Nein, nicht wenn es mehrere Stimmen in deinem Verstand gibt, die sich gegenseitig zu vernichten versuchen, bis sich, wie so oft in einer Gesellschaft, der Stärkere durchzusetzen vermag.
Die Stimmen in meinem Kopf sind erbarmungslos, kaltherzig und von einer solchen Wucht an Hass erfüllt, dass ich stets ihre grauenhaften, ohrenbetäubenden und von Leid erfüllten Schreie hören kann während sie einander massakrieren und ein schrecklich schönes Blutbad anrichten.
Sie sind nicht wie ich und genau das macht mich so machtlos im Geschehen.
Es schmerzt sehr, hilflos mitanhören zu müssen, wie die eigenen Gedanken ihresgleichen bekämpfen, obwohl sie doch alle für ein und diesselbe Sache existent sind:
Um das Bewusstsein in mir aufrechtzuerhalten und mir die Unterscheidung zwischen richtig und falsch, wahr und gelogen, gerecht und ungerecht sowie erstrebenswert und wertlos ermöglichen zu können.
Ohne meine Gedanken wäre ich nur eine leere Gestalt, die keinen Platz in einer Welt voller geistig gesteuerter Menschen finden würde.
Doch mit meinen Gedanken bin ich nicht nur die eine Person, zu der ich bestimmt wurde zu sein, sondern unheimlich viele Personen, die im Kampf um das Aufsteigen an die Oberfläche achtlos auf mich einschlagen, versuchen mich in den Tiefen meiner Gedankenflut zu ertränken und mich sogar dazu bringen, freiwillig untertauchen zu wollen.
Eine kleine entscheidende Tatsache vergessen sie jedoch zu bedenken. Wenn ich ihrem Wunsch nachgebe und mich dazu entscheide zu gehen, in die Tiefen zu tauchen ohne je wieder nach Luft zu ringen, dann reiße ich sie alle an einem unsichtbaren Seil mit mir hinein, hinein in den stillen Abgrund.
Sie verstehen nicht, dass ich ein Teil von ihnen und sie dementsprechend ein Teil von mir sind. Sie verstehen nicht, dass ich der Schlüssel zum Leben bin, nicht sie.
Niemand von ihnen versteht, dass ich es bin, die existent bleiben muss, um sie alle in der sicheren Truhe tief im Ozean meines Verstandes einzuschließen, wo das Verborgene sie nährt und kein Schaden angerichtet werden kann. Ich muss bestehen bleiben, um die unzähligen Stimmen in ein harmonisches Ganzes einzufügen. Es liegt nur an mir selbst, sie zu retten oder ins Verderben der Vergessenheit zu stürzen. Die Entscheidung ist nur mir allein gewidmet. Ich bestimme über den Verlauf ihres Daseins.
Leben lassen oder das Leben nehmen?
Atmen oder im Rausch des Stroms ertrinken?
Die Farben der Lebendigkeit erblicken oder ins Schwarz der Verdammnis fallen?
Natürlichen Todes sterben oder Selbstmord ausüben?
Ich habe die Qual der Wahl. Doch einfach werde ich es den Stimmen in meinem Kopf nicht leicht machen. Sie sollen genauso leiden, wie ich es jede einzelne Sekunde tue und immer tun werde, wenn ich an ihre Schreie denke.
Rache an mir selbst scheint der richtige Weg zu sein, um endlich ich selbst sein zu dürfen.
Schließlich bin ich es gewesen, die mein Ich in tausend kleine Teile zersplittern lassen hat...
Teile, die sich trotz ihre Instabilität stark machen und mir vortäuschen das richtige und wahre Ich zu sein. Ich will mich nicht mehr beugen müssen, sondern selbst Türen öffnen können, die zu einer Lösung führen. Die vielen Stimmen sollen einfach nur aufhören mich zu quälen und ins Nichts verschwinden aus dem sie alle so urplötzlich kamen.
DU LIEST GERADE
Gedichtesammlung~♡
PoetryHier findet ihr meine Ideenwelt zu eigenen Gedichten, die mir spontan in den Sinn kommen und die verschiedene Themen aufgreifen... > Viel Spaß beim Lesen :) #46 - Gedicht (28.10.2019) #38 - Gedicht (14.01.2020) #22 - Gedicht (19.04.2020)