10 - Vermeide Eide

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Wir alle setzten uns mit Robb an den Tisch. Tyllina und Merton wirkten sichtlich eingeschüchtert. "Nun gut, das sind Tyllina und Merton Lurkes." Mein Cousin musterte meine Begleiter. "Wie hast du sie kennengelernt?" fragte mich der junge König. "Nachdem ich Winterfell verließ, fand ich bei ihnen Unterschlupf und lebte gemeinsam mit ihnen. Aufgrund eines Zwischenfalles mussten wir dann weiterziehen." Ich habe den Tod nicht erwähnt, da ich wusste, dass es den Geschwistern noch schwerfallen würde darüber zu reden.

"Ich verstehe. Ihr seid herzlichst willkommen. Ich werde euch allen ein Bad vorbereiten lassen und frische Kleidung bringen." Tyllina traute sich aufzuschauen. "Vielen Dank eure Mäjestat." sagte sie voller Ehrfurcht, woraufhin Robb ihr ein Lächeln schenkte, welches sie erwiderte.

"Wenn ich sonst noch etwas für euch tun kann, lasst es mich wissen." Daraufhin stand der König des Nordens auf, dicht gefolgt von seinem gigantischen Schattenwolf.

Die Geschwister und ich wurden jeweils in ein Zelt begleitet, die alle nebeneinander waren. "Ich hoffe das Wasser ist angenehm MyLady." Eine Zoffin kam um die Ecke. "Das wird es sicher sein, nenn mich doch bitte Rhea. Ich bin keine Lady." Dies war mein Standardsatz. Woher sollen sie auch wissen, dass ich die rechtmäßige Prinzessin der sieben Königslande bin? "Aber sicher doch, neue Kleidung befindet sich auf dem Bett." Ich nickte ihr als Bestätigung zu und sie verließ mein Zelt.

Ich zog meine dreckige Kleidung aus und begab mich in die Badewanne. Ich genoss das warme Wasser, welches mich umgab. Ich hatte schon lange kein Bad mehr genommen. Doch jedes Bad, das ich nahm, bedeutete noch eine andere Prozedur, die ich machen musste. Ich musste mein Haar wieder in ein dunkles braun färben. Eines Tages muss ich es nicht mehr tun. Eines Tages kann ich endlich ich sein. Doch dieser Tag wird nicht heute sein und auch nicht morgen.

Nach einiger Zeit war ich fertig mit dem Baden. Ich färbte mein Haar und zog mir die neuen Kleider an. Es war ein dunkelblaues Kleid mit langen Ärmeln. Es war nicht zu dick und nicht zu dünn. Ebenfalls auf dem Bett war ein dicker Pelzmantel. Daneben auf dem Boden standen dunkelbraune Stiefel. Für den Pelzmantel war es jedoch zu warm. Als letztes flechtete ich meine Haare halb zusammen und ließ die andere Hälfte locker über meine Schultern fallen. Die beiden geflochteten Zöpfe band ich an meinem Hinterkopf zusammen. Ich schauten in den Spiegel und zum ersten Mal nach langer Zeit fühlte ich mich wieder hübsch. Wie eine Lady, doch niemand wusste wie tödlich ich sein kann. Niemand bis auf die Lurkes.

Ich verließ mein Zelt, um nach den Geschwistern zu sehen als ich Tyllina entdeckte. Sie hatte noch immer ihre alten Klamotten an. Ich ging auf sie zu und sah erst dann was sie tat. Sie half dabei die Verletzten des Krieges zu verarzten. "Ich wusste gar nicht, dass du etwas von der Heilkunde verstehst." Die Sechzehnjährige schaute mich mit ihren grünen Augen an. "Mutter brachte es mir bei als ich kleiner war. Wenn dein Bruder uns freundlich aufnimmt, kann ich was zurückgeben." Ich lächelte sie an. Sie war in den letzten Monaten ziemlich erwachsen geworden. Dies lag wohl daran, dass sie nun in gewisser Weise die Mutterrolle für Merton übernehmen musste.

"Wo ist Merton?" Fragte ich sie. "Er ist bei unseren Pferden." Antwortete sie und wand sich wieder dem Verletzten zu. Der Mann hatte eine tiefe Schnittwunde an seiner Wade und er weinte wie ein Neugeborenes. Kriege waren grauenvoll und leider unvermeidbar.

"Mach das es aufhört Kind!" Schrie der Mann vor Schmerzen. "Ich denke die Lady weiß, was sie tut und auch, dass sie ihr Bestes gibt." Verwundert schaute wir alle zu der Person, von der die Stimme kam.

"Ja mein König." Gab der Verletzte von sich und biss die Zähne zusammen. Robb schaute von dem Verletzten nun zu Tyllina. "Ich hoffe ihr wisst, dass ihr das hier nicht tun müsst. Ihr seid mein Gast und solltet euch von der Reise erholen, MyLady." Robb sprach zu Tyllina, die eingeschüchtert auf den Boden schaute. "Vielen Dank euer Gnaden, doch ich möchte gerne helfen." antwortete sie. Robbs Gesichtszüge wurden weich, doch in der nächsten Sekunde wurden sie wieder ernst wie vorher. Er war kaum wiederzuerkennen. Früher war er immer fröhlich gewesen, doch nun hatte er eine Menge Verantwortung.

"Darf ich fragen wie alt ihr seid? Ihr scheint viel von der Heilkunst zu verstehen und meines Erachtens dauert es Jahre solche Kenntnisse zu erwerben." Tyllina schaute meinen Cousin schüchtern an. "Ich bin 16 Jahre alt, euer Gnaden. Meine Mutter lehrte mir die Heilkunst."

Robb kniete sich zu ihr auf den Boden und begutachtete die Verletzung. "Was denkt ihr, was müsst ihr jetzt mit ihm tun?" Er schaute nun zu Tyllina und sah ihr in die Augen. Sie schaute sofort auf das Bein des Kriegers. "Ich denke, dass ich es entfernen muss." Der Verletzte richtete sich sofort auf. "Auf keinen Fall!" Schrie er panisch. "Wenn ich es nicht tue, wird euer Bein faulen und ihr werdet an einer Blutvergiftung sterben."

Tyllina begann das Bein des Verletzten abzubinden und nahm die Säge in die Hand. "Leider ist der Mohnblumensaft ausgegangen, weshalb sie es nun ohne aushalten müssen." Daraufhin begann Tyllina mit ihrem Werk. Der gesamte Vorgang war schrecklich mit anzusehen, doch Robb beobachtete alles genau und sah Tyllina an.

Ein merkwürdiges Gefühl machte sich breit. Ich denke Robb findet Tyllina gut. Ich wusste noch nicht wie ich das alles einschätzen sollte oder ob ich mir das alles nur einbildete. Er kannte sie kaum.

"Robb darf ich kurz mit dir sprechen?" Ich schaute meinen Cousin fragend an. Er erhob sich und ließ seinen Blick von Tyllina ab. "Sicher doch, was möchtest du?" Nun schaute der König des Nordens mich an. "Wir müssen die Brücke der Zwillinge überqueren. Wie gedenkst du das zu tun? Wir alle wissen wie der alte Frey ist." Robbs Miene verfinsterte sich. "Dafür haben wir schon eine Lösung gefunden." Sagte er kalt. "Welche Lösung?" Robb schaute einmal zu Tyllina und dann zu mir.

"Ich muss eine seiner Töchter heiraten." Damit habe ich nicht gerechnet, jedoch war es nicht selten, dass niedrigere Lords ihre Töchter in ein höher gestelltes Haus einheiraten lassen möchten. "Du scheinst nicht erfreut darüber zu sein." Robb schüttelte nur den Kopf. "Ich habe immer gehofft, dass ich mir meine Braut selber aussuchen dürfe und glücklich mit ihr werde."

Sein Blick glitt wieder zu Tyllina und ich musterte ihn skeptisch. "Du weißt, dass du sie kaum kennst oder?"

"Das ist mir bewusst." Seinen Blick ließ er nicht von ihr. "Tu nichts was du später bereuen wirst. Vater wollte das Richtige tun und sieh was aus ihm geworden ist. Breche deinen Eid nicht." Sein Blick fuhr ruckartig zu mir, als ich Ned Stark erwähnte.

"Ich werde das tun, was für mein Volk das Beste ist." Daraufhin ging er.

Rains Of WinterfellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt