27 - Familie

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Wir wollten gerade gehen, als ich noch einmal die Stimme meiner Tante vernahm. "Ihr werdet bleiben Lady Rhaenys." Zuerst war ich verwirrt, weshalb sie mich alleine sprechen wollte. Doch ich konnte mir vorstellen, dass sie viele Fragen an mich hatte, die nicht jeder mitbekommen soll.

"Natürlich, ihr könnt mich auch nur Rhaenys nennen." Sie nickte mir zu. Ich drehte mich zu meinen Freunden. "Alles in Ordnung, ich werde später nachkommen." Aron und Tyllina sahen mich erst skeptisch an und wollten etwas sagen, doch ich kam ihnen zuvor. "Vertraut mir." Widerwillens gingen sie mit Ser Jorah Mormont mit.

Nun stand ich hier alleine mit meiner Tante. Alle Drachen waren anwesend. "Kommt näher." Forderte meine Tante mich auf. Sie deutete auf einen Stuhl, der an einem Tisch stand. Ich setzte mich und sie sich gegenüber von mir. Es herrschte eine unangenehme Stimmung.

"Verzeiht mir falls ich euch verunsichere. Es ist nur, ich habe viele Fragen an euch." Verwundert über diese Offenheit wusste ich erst nicht so recht was ich darauf antworten sollte. "Ich verstehe das. Es muss für euch wohl eine große Überraschung gewesen sein von mir zu hören." Daenerys lächelte leicht. "Ja das war es wirklich. Die letzte Familie, an die ich mich erinnern kann, ist mein Bruder Viserys." Sie wirkte für einen kurzen Moment sehr traurig. "Ich hörte, dass er kein netter Mensch gewesen sein soll." Sie schüttelte den Kopf. "Er war es einmal, doch die Gier nach Macht und Reichtum setzte seinem Verstand ordentlich zu. Mein Ehemann musste ihn aufhalten."

Ich wollte mir nicht vorstellen wie es sein musste seinen eigenen Bruder sterben zu lassen. "Es fiel uns nicht leicht, doch er drohte mir mein Kind aus dem Bauch zu schneiden." Geschockt von dieser Brutalität spannte ich mich unbewusst an. "Doch das liegt in der Vergangenheit. Nun müssen wir nach vorne sehen." Sie schaute zu ihren Drachen und ich zu meinen. Die Drachen vertrauten einander nicht wirklich. Wer kann es ihnen auch schon verübeln?

"Mein nächstes Ziel ist Meereen." Sie setzte sich gerade hin. "Ich vermute mal ihr wollt die Sklaven befreien oder?" Sie nickte. "Ich möchte die Welt von Tyrannen befreien. Das ist meine Bestimmung." Ihr Blick glitt zu dem schwarzen Drachen. "Wenn ich das getan habe werde ich Westeros zurückerobern. Genug Menschen litten unter der Herrschaft der falschen Könige."

Ich gab ihr Recht. "Wir werden euch überall hinfolgen." Sie lächelte, doch kurze Zeit später wurde ihr Blick ein wenig unsicher. "Ihr hättet ebenfalls einen Anspruch auf den Thron. Wie kommt es, dass ihr euch den Thron nicht holen möchtet?"

Auf diese Frage hatte ich schon gewartet. "Ich wurde nicht geboren, um zu regieren." Sie schaute leicht überrascht. "Nein? Für was wurdet ihr denn gemacht?" Meine Hand fand den Kopf von Goldregen. "Die zu beschützen, die mir wichtig sind."

"Ich verstehe." Sie stand auf. "Morgen abend werden wir planen wie wir Meereen einnehmen werden. Die Anwesenheit von euch und Aron Wasser wird erwartet."

Mit diesen Worten verließ meine Tante mich. Sie war wirklich anders aber das in einem guten Sinne. Ich spürte sofort, dass ich ihr vertrauen konnte und wenn meine Intuition mich nicht täuschte, schien sie auch mir zu vertrauen. Glücklich blieb ich noch sitzen und realisierte dann, dass ich den Weg zu den anderen gar nicht wusste.

Langsam stand ich auf und begab mich in die Richtung, aus der meine Freunde und ich kamen. Ich nahm eine meiner Haarsträhnen in die Hand und beobachtete sie.

Weiß.

Targaryen.

Feuer und Blut.

Dies waren die Dinge, die mir als erstes in den Kopf kamen. Wenn meine Eltern mich doch nur sehen könnten. Ob sie stolz auf mich wären?

"Lady Rhaenys?" Ich schaute auf und erblickte die Person, die mich aus meinen Gedanken riss. "Ser Jorah." Der Ritter und engster Vertrauter meiner Tante verbeugte sich vor mir. "Ihr braucht euch nicht vor mir zu verbeugen."

"Ihr seid die Prinzessin von Westeros." Ich lächelte. "Danke." Sagte ich nur als Antworte. Ich musste mich wohl langsam daran gewöhnen, dass die Menschen mich anfangen mit Titeln anzusprechen.

Ser Jorah schaute zu meinen Drachen. Ich konnte Bewunderung in seinen Augen sehen. "Ich werde euch zu euren Begleitern bringen." Dankend nickte ich ihm zu und folgte ihm. Überall erblickte ich große Zelte und unzählige Unbefleckte. Als wir ein Stück gegangen waren sah ich wie Mondfang, Goldregen und Sonnensturm in die Lüfte abhoben. Stolz schaute ich ihnen hinter her.

"Unglaublich." Hörte ich Ser Jorah Mormont sagen. "Was genau?"

"Ich dachte erst es sei ein Wunder, dass die Königin drei Drachen hat. Dann kamt ihr plötzlich aus dem Nichts. Auch mit drei Drachen." Ich setzte einen stolzen Blick auf. "Wunder passieren immer wieder und Magie existiert wirklich." Der Ritter schaute in den Himmel und beobachtete meine drei Kinder.

Rains Of WinterfellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt