33 - Die Träne des Drachen

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"Er ist fort." Daenerys schaute kalt auf den Tisch vor sich. Jegliche Emotionen waren verschwunden. "Ihr habt meinen Rat befolgt", antwortete ich ihr darauf. Sie schaute auf.

"Woher soll ich wissen wem ich noch vertrauen kann? Jeder hier könnte mich in diesem Augenblick betrügen." Meine Tante setzte sich auf einen Stuhl und schaute aus dem Fenster. "Die einzigen, die mich niemals betrügen werden, sind die Drachen."

Ich setzte mich zu ihr. "Ihr könnt mir vertrauen." Ihr Blick ging zu mir, jedoch sagte sie dazu nichts. Im Nachhinein war meine Aussage unklug gewählt.

"Das würde jeder sagen", antwortete sie darauf. "Dann sagt mir wie ich es euch beweisen kann." Sie schien kurz zu überlegen. "Wenn die Zeit dafür gekommen ist, werde ich eure Loyalität testen." Eine unangenehme Stille machte sich in dem Raum breit.

Ich hatte das Bedürfnis zu gehen, doch ich würde hier nicht rausgehen ohne, dass Daenerys mich darum bittet oder es mir befehlt. "Doch ihr sollt wissen, dass ihr zu den wenigen gehört, die ich noch alleine treffe." Ein Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht. "Das weiß ich zu schätzen euer Gnaden." Sie nickte mir zu.

Sie wollte noch etwa sagen, jedoch wurden wir von einem Klopfen unterbrochen. "Meine Königin, verzeiht die Störung aber es gibt etwas wichtiges. Man erwartet euch im Thronsaal."

Grauer Wurm betrat den Raum und verkündete die Neuigkeiten. "Begleitet mich doch bitte."

"Aber natürlich." Wir beide folgten Grauer Wurm in den Thronsaal. Daenerys setzte sich auf den Thron und befahl das Anliegen zu verkünden. Die Unbefleckten führten einen älteren Mann hinein, der einen alten Stofffetzen in der Hand hielt. Ängstlich und weinerlich kam er näher und kniete sich an den Rand der Stufen.

"Mein armes Mädchen", übersetzte Missandei die fremde Sprache. Immer wieder wurden diese Worte wiederholt. Er legte den Stoff auf den Boden und entwickelte etwas damit. Daenerys stand auf, um das Geschehen besser sehen zu können. Auch ich machte einen Schritt nach vorne.

Schließlich konnten wir sehen was der Bauer in seinem Stoff eingewickelt hatte. Zum Vorschein kam ein verbranntes Skelett eines Kindes. Mir wurde leicht übel und mein Blick huschte zu meiner Tante. Dass sie geschockt war, konnte sie nicht verbergen. Sie schaute kurz zu mir und ich musste an unser Gespräch vor einigen Tagen denken.

Die Drachen werden rebellisch.

"Es war der schwarze Schatten. Mein armes Kind", übersetzte Missandei wieder. "Wie alt?", fragte Daenerys.

"Drei Jahre", antwortete Missandei wieder. "Sag ihm, dass ich ihm sein Kind nicht zurückbringen kann, jedoch soll er als Entschädigung reichlich Nahrung, Kleidung und Vieh erhalten." Mit diesen Worten stand Daenerys auf und verlies den Raum. Ich schaute ihr kurz hinter her und fragte mich, was sie nun tun wird.

Verwirrt schaute ich zu Missandei, doch ihren Blick konnte ich nicht deuten.





"Rhaenys auf ein Wort." Ich blickte hoch und sah in die Augen meiner Tante. Ich nickte und folgte Daenerys bis in ihr Gemach. Wir setzten uns an den Tisch und sie schaute mich mit traurigen Augen an. "Ich fühle mich so schwach", gab sie von sich. Überrascht von ihrer Offenheit, weiteten sich meine Augen. "Mein engster Vertrauter spionierte mich die ganze Zeit über nur aus. Als wäre das nicht schon schlimm genug, musste ich meinen Kindern nun Unrecht tun." Ich merkte wie nah ihr all das ging.

"Was musstet ihr denn euren Kindern antun?" Ihr Blick ließ von mir ab und sie schaute nun auf den Kelch vor ihr. "Ich musste sie wegsperren." Als erstes dachte ich, ich hätte mich verhört, doch als sie mich abwartend ansah war mir klar, dass ich mich nicht verhört hatte. "Ihr habt was getan?" Ungläubig schaute ich sie an. "Ich musste es tun. Sie werden zu gefährlich. Die Menschen vertrauen mir nicht mehr, wenn sie Angst vor ihnen haben müssen." Ich sah, dass ihr eine Träne die Wange runterläuft. "Doch Drogon ist fort."

"Er ist fort?" Sie nickte. "Als er mitbekam wie ich Viserion und Rhaegal wegbrachte, suchte er das Weite." Ich konnte noch immer nicht glauben, dass sie das wirklich tat. Langsam wurde mir auch bewusst, weshalb sie mich sprechen wollte. Bevor ich etwas sagen konnte, ergriff sie jedoch das Wort. "Ich werde nicht von euch verlangen das Selbe zu tun. Ihr solltet dennoch wissen, dass sie auch nicht hier in Meereen bleiben können." Ihr Blick wurde von Wort zu Wort kälter. "Also wollt ihr mir sagen, dass ich meine Drachen entweder einsperren soll oder sie fortschicken soll?" Sie antwortete mir nicht direkt, doch an ihren Augen erkannte ich, dass sie genau das sagen wollte.

"Ihr seid meine Königin aber diesem Wunsch werde ich nicht nachkommen können. Ich gehöre an eure Seite, um mit euch gemeinsam die sieben Königslande zu erobern und euch auf dem Thron zu sehen. Trotzdem kann ich meine Kinder nicht einsperren." Daenerys stand auf und lief im Raum auf und ab. "Glaubt ihr es fiel mir leicht sie in eine dunkle Gruft zu sperren? Ich tue es, um meine Leute zu schützen."

"Tut ihr es, um eure Leute zu schützen oder um eure Leute nicht zu verlieren?" Sie blieb wie versteinert stehen. "Was habt ihr da gerade gesagt?", fragte sie mich ernsthaft gereizt.  "Soweit ich hörte hieß es immer der schwarze Schatten griff an. Es war nie die Rede von den anderen Beiden. Sie sind unschuldig, genau wie meine. Ich werde sie nicht dafür wegsperren, was Drogon verbrochen hatte. Genauso wenig solltet ihr Viserion und Rhaegal einsperren. In Gefangenschaft verkümmern sie und wachsen langsamer bis gar nicht mehr."

Daenerys schien sichtlich verägert, antwortete jedoch nicht. Wahrscheinlich weil sie wusste, dass ich Recht habe. "Was sollte ich denn laut eurer Meinung tun?" Ihr vorerst verärgerter Blick änderte sich zu einem Verzweifelten. "Eure Kinder nicht aufgrund der Taten ihres Bruders einsperren."

Rains Of WinterfellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt