18 - Schattenlande jenseits von Asshai

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"Wir werden in Kürze anlegen, macht euch bereit." Aron kam gerade von einem Gespräch mit dem Capitain wieder und verkündete uns die Neuigkeiten. "Ich bin aufgeregt. Ob wir wirklich Dracheneier finden werden?" Mertons Augen wurden größer. "Du scheinst mir ein Drachenfan zu sein." Er nickte. "Wenn wir meine Tante erreicht haben, wirst du echte Drachen sehen."

"Ich kann es kaum noch erwarten." Ich schenkte ihm ein Lächeln und schaute zu Tyllina. Sie saß auf dem Bett und Grauwinds Kopf auf ihrem Bein. Sie kraulte ihn und er schien zu schlafen. Langsam erkannte man auch schon eine kleine Veränderung an Tyllinas Bauch und ich denke, dass Grauwind das bemerkt.

"Jetzt aber los. Wir wollen keine Zeit verlieren." Meine Begleiter stimmten mir zu. Wir packten unsere Sachen zusammen und begaben uns an das Deck des Schiffes. Ich erblickte das Festland und erkannte sofort warum dies die Schattenländer genannt werden. Das Gras wuchs höher als ein Mann auf seinem Pferd und die Berge sind hoch und angsteinflößend.

"Rhea, das sieht unheimlich aus." Ich plazierte meine Hand auf Mertons Schulter. "Angeblich sind die Menschen dort komplett tättowiert und verstecken ihre Gesichter hinter Masken." Aron sprach diese Worte aus, als hätter er Angst. "Habt ihr etwa Angst?" Spielerisch verstellte ich meine Stimme und Aron schüttelte nur seinen Kopf. "Angeblich sollen die Menschen dort nicht freundlich sein." Tyllina spannte sich an und Grauwind stellte sich näher an sie.

"Vertraut mir, sie werden uns nichts tun. Ich spreche ihre Sprache." Verwundert galten mir alle Blicke. "Das Volk spricht valyrisch. Ich habe selbst ein bisschen gelernt. Als Ned Stark mir von meiner wahren Identität erzählte, habe ich mir die Sprache meiner Vorfahren selbst beigebracht."

"Ich habe das Gefühl, dass ich dich gar nicht kennen würde." Sagte Tyllina und dies traf mich sehr. "Laut Legenden stammen Drachen von hier und die alten Valyrer konnten auf ihnen reiten. Wenn sie mein Haar sehen und mich sprechen hören, werden sie uns helfen." Die drei schauten mich ungläubig an.

Das Schiff legte an und wir betraten das fremde Land. Von Nahem sah das Geistergras noch höher aus, als von Weitem. "Ich mag die Stimmung hier überhaupt nicht." Gab Tyllina bekannt. "Keine Sorge, wenn wir haben was wir brauchen, werden wir schnell wieder weg sein." Ich versuchte sie aufzumuntern, doch hatte selber Angst. "Ich muss erst die Farbe aus meinem Haar kriegen und dann können wir los." Ich begab mich zum Wasser und wusch mein Haar. Nach und nach verschwand auch der Rest, der von der Farbe noch übrig war und mein silberernes Haar fiel mir über die Schultern. "Du siehst wunderschön aus." Sagte Merton und ich bedankte mich. Ich habe mich noch nie mit meinem Targaryen Haar in der Öffentlichkeit gezeigt, doch hier musste ich mich nicht verstecken. Hier würden mir die Menschen zuhören.

"Wir können nun los." Unsere kleine Gruppe setzte sich in Gang. Ich selbst wusste nicht wohin wir genau gehen sollten, doch ich wusste, dass uns die Bewohner von den Schattenländern finden würden und nicht umgekehrt.

Wir kämpften uns durch das hohe Gras, was sich als äußerst schwierig herausstellte. "Wusstet ihr, dass die Dothraki behaupten, dass dieses Gras einmal die ganze Welt einnehmen wird?" Merton schaute nachdenklich durch die Gegend. "Niemals im Leben hätte ich erwartet, dass ich mich jemals an solch einen Ort befinden würde." Tyllina schaute ihren Bruder liebevoll an. "Es tut mir Leid, dass ich euch da mit reingezogen habe. Es ist aber die beste Möglichkeit für uns." Die anderen gaben mir zu verstehen, dass es mir nicht Leid tun müsse. Wir seien eine Familie und Familie hält zusammen.

"Ich bin so froh, dass ich euch getroffen habe." Die Geschwister lächelten mir zu. "Danke auch euch Aron, dass ihr uns unterstützt." Er nickte mir zu und setzte seinen Weg fort.

Nachdem wir Stunden gewandert sind, fanden wir eine kleine Höhle auf einem Berg und beschlossen die Nacht dort zu verbringen. Wir nutzten das hohe Gras als Betten und legten uns hin. "Ich werde die erste Nachtwache halten." Gab ich den anderen zu verstehen. "Ich werde euch Gesellschaft leisten." Ich bedankte mich bei Aron. Tyllina und Merton legten sich hin. Grauwind lag, wie zu erwarten, bei Tyllina und schloss seine Augen. Dabei lag sein Kopf auf ihrem Bauch.

"Ich möchte eure Autorität nicht in Frage stellen, doch seid ihr euch sicher, dass Daenerys Targaryen euch mit offenen Armen empfangen wird? Sie hat 8000 Unbefleckte und drei Drachen." Ich konnte Arons Bedenken nachvollziehen. "Ich habe Vertrauen in sie. Sie wird uns akzeptieren, zumal ich den Thron nicht haben möchte. Ich möchte ein sicheres Zuhause und das wird Drachenstein sein. Wenn sie in Königsmund ist, wird es sowieso leer stehen."

"Wieso habt ihr so viel Vertrauen in eine Fremde, Prinzessin?" Ich strich mir durch meine. "Ich habe euch doch auch vertraut." Ich schaute ihm tief in die Augen. "Ich verstehe schon, ihr habt noch immer Hoffnung, dass jeder Mensch etwas Gutes in sich trägt." Ich schüttelte meinen Kopf. "Nicht jeder Mensch ist gut, doch ich habe Vertrauen in die Familie." Ich schaute aus dem Höhleneingang hinaus und beobachtete die wilde Landschaft. Wenn die Legenden wirklich stimmen sollten, ist dieser Ort der Ursprung der Drachen.

Lange saßen wir nebeneinander und hielten Wache. Der Himmel war sternenklar und das Gras leuchtete, sowie es laut Legenden beschrieben wurde. "Es sieht wunderschön und mysteriös aus, findet ihr nicht auch?" Verträumt schaute ich zu Aron und er nickte mir zu. "Vergesst aber nicht wie tödlich dieser Ort hier sein kann. Seit Jahren hat sich kaum ein Mensch hier her getraut, geschweige denn ist zurückgekehrt." Mein Blick glitt wieder in die mysteriöse Ferne.

"Seht nur, eine rote Sternschnuppe." Ich schaute dorthin wo Aron hinzeigte. "Wünscht euch was, Prinzessin." Ich schloss meine Augen und tätigte meinen Wunsch.

"Rote Himmelskörper haben nur eine Bedeutung." Verwirrt schaute ich zu Aron. "Und die wäre?"

"Drachen, Prinzessin."

"Sagt mir Aron, wieso nennt ihr mich ständig Prinzessin? Auch schon bevor ihr wusstet wer ich bin?" Aron nahm seinen Blick nicht von den Sternen.

"Weil ihr für mich aussaht wie eine Prinzessin und wie ich sehe hatte ich mit meiner Vermutung recht." Wegen seiner Worte schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. "Was wollt ihr tun, wenn wir die Eier gefunden haben und zu meiner Tante aufbrechen?" Verwundert schaute mich der Schwarzhaarige mit seinen blauen Augen an. "Wer sagt denn, dass ich jemals von eurer Seite weichen möchte?"

"Ihr möchtet bei mir bleiben?" Aron nickte. "Ihr seid eine Prinzessin und ich möchte euch folgen. Für immer." Gerührt von seinen Worten wurde mein Gesicht leicht unsicher. "Ich bin gerührt von euren Worten, doch möchte ich nicht, dass mir jemand folgt. Ich möchte keine Herrscherin sein. Ich möchte meine Freunde und Familie beschützen." Traurig schaute er zu Boden, doch ich konnte ihn wieder aufmuntern.

"Ihr dürft mich aber als ein Freund begleiten."

"Es wäre mir eine Ehre Prinzessin." Ich verdrehte belustigt die Augen. "Ich denke wir können dann beim Du sein, Aron. Es freut mich, dass du mein Freund bist."

Rains Of WinterfellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt