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Ich schlug die Augen auf und musste fürchterlich husten. Bei dem Versuch, mich aufzurichten, stieß ich mir den Kopf an etwas und ließ mich wieder zurückfallen. Ich hustete immer noch so heftig, dass mir die Augen tränten und ich keine Luft mehr bekam. Mein Schädel hämmerte und mir wurde übel. Um mich herum war alles schwarz.

Ich wusste nicht, wo ich war oder wie ich hierhin gekommen war. Hektisch sah ich mich um, versuchte mich zu erinnern, was geschehen war. Allmählich konnte ich wieder besser atmen. Alles hier stank. Nach verbranntem Holz, nach Asche, wie ein alter Ofen. Alles, was mein Auge erblicken konnte, war verbrannt. Erschrocken blickte ich an mir herunter, tastete meinen Körper ab, doch außer einigen verkohlten Haarsträhnen schien noch alles da zu sein. Mein Kopf schmerzte, als ich erneut versuchte, mich aufzurichten. Ich legte mir die Hand an die Stirn und als ich sie wieder fortnahm, war sie dunkelrot und nass. Ich hatte mir wohl den Kopf etwas heftiger angeschlagen, als ich erst dachte. Ich wusste nicht woher ich das wusste, aber irgendetwas sagte mir, dass die Wunde genäht werden sollte. Ich stand vorsichtig auf und schlich tief gebückt durch den halb eingestürzten Gang vor mir. Überall lag halb verbranntes Gerümpel herum, einige große Deckenbalken waren hier herunter gestürzt. Ich blickte zurück an die Stelle, wo ich eben noch gelegen hatte. Einer dieser Balken hing schräg genau darüber, er musste von oben herunter gekracht sein und irgendetwas hatte seinen Fall aufgehalten, aber was? Da war nichts, an dieser Stelle lag nicht einmal die sonst so allgegenwärtige Asche. So als wäre da vorher etwas gewesen. Ich schüttelte ungeduldig den Kopf, vielleicht hatte ich einfach ungeheures Glück gehabt. Ich kroch weiter durch die Trümmer und erreichte eine schwere Metalltür. Hoffentlich war das der Ausgang. Die Tür war von der Hitze verbogen, aber noch intakt. Ich brauchte jedoch einige Zeit und eine Eisenstange als Hebel, um sie aufzubekommen. Sie führte zu einer Treppe, die jedoch größtenteils von Schutt und noch mehr Asche bedeckt war. Vorsichtig bahnte ich mit meinen Weg nach oben, schob verkohlte Möbelstücke und Holzreste beiseite - und stand im Freien.

Das Haus war komplett zusammengefallen. Ich blickte mich orientierungslos um. Auf der Straße vor der Ruine standen ein paar Feuerwehrmänner und einige Passanten. Um mich herum war nur Chaos. Was war das für ein Haus? Und warum war ich hier im Keller gewesen? War ich etwa eine Bettlerin? Wer war ICH eigentlich? Verflucht, wie war mein Name??? Mir wurde ganz anders, was war hier nur passiert? Ich schnappte hysterisch nach Luft und ließ mich auf den Boden fallen. Die Feuerwehrmänner hatten mich bemerkt und kamen zu mir gerannt, ich konnte sie sehen, doch ich nahm es kaum wahr. Was war hier passiert? Sie trugen mich weg und ich fiel wieder zurück in die Dunkelheit.

Ich erwachte in einem Krankenhaus, ich weiß nicht woher, aber ich wusste gleich, wo ich war. Ich schlug die Augen auf und blickte direkt in ein gleißendes weißes Licht. Eine OP-Lampe. Sagte mein Gehirn. Ich blinzelte und hielt mir die Hand vor die Augen. Um mich herum nahm ich jetzt stimmen war. Eine sanfte männliche Stimme flüsterte beruhigend, doch ich verstand die Worte nicht. Verwirrt drehte ich langsam meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam, und blickte in ein rundes, freundliches Männergesicht mit blauen Augen, tiefen Augenringen und einem dichten, schwarzen Bart. Es wurde von tiefschwarzen Locken eingerahmt. Er lächelte mir aufmunternd und irgendwie vertraut zu, er wirkte freundlich, doch ich kannte ihn nicht. "Halte einen Moment still, meine Liebe. Ich will schnell deine Wunde am Kopf zu Ende nähen." Ich wunderte mich über die merkwürdige Anrede, doch ich hielt gehorsam still und ließ ihn seine Arbeit beenden. Dann drehte er endlich diese furchtbare Lampe weg und ich musste nicht mehr die Augen so stark zusammenkneifen, um etwas sehen zu können. Ich wandte ihm wieder das Gesicht zu. "Wer sind Sie?" Sein Gesicht nahm einen merkwürdigen Ausdruck an. "Erinnerst du dich denn nicht?" Ich runzelte die Stirn und betrachtete eingehend sein Gesicht. Nach einer Weile schüttelte ich resigniert den Kopf. Er seufzte. "Du hast dir böse den Kopf angeschlagen, deine Erinnerung kehrt sicher bald zurück. Mein Name ist Elias Goldman, ich bin Arzt, du bist Krankenschwester, aber wir sind auch Freunde." Ich hörte aufmerksam zu und erforschte mein Inneres, doch das kam mir absolut nicht bekannt vor. "Und wer bin ich?" Fragte ich ängstlich. Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. "Du heißt Elisabeth O'Connell, wir nennen dich aber Liz oder Lizzy." "Wer ist wir?" Wollte ich wissen. "Na, deine Tante Milly, ich und Sam." Er sagte es, als müsste ich wissen, wer das war. "Also… Ich habe eine Tante namens Milly. Wo ist sie?" Elias wurde auf einmal verlegen. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Sie war auch mit dir zu Hause, als das Feuer ausbrach. Vielleicht ist sie in einem anderen Krankenhaus. Es wurden bei dem Feuer gestern viele Menschen verletzt." Ich atmete tief durch. Ich hatte also einen Freund, den ich nicht kannte, eine Tante, die verschwunden war, und… "Und wer ist dieser Sam?" Elias atmete angestrengt durch und ließ die Schultern fallen. "Du weißt nicht einmal mehr, wer Sam ist?" Sein Unterton wirkte traurig. "Wer ist er denn?" Elias schnaufte noch mehr. "Nun sag schon!" Forderte ich ihn ungeduldig auf. "Sam ist der Vater deines Kindes, du bist schwanger!" Presste er hervor. Die Nachricht traf mich wie ein Schlag. Schwanger? Ich blickte ungläubig an mir herunter. Ich konnte nichts Auffälliges entdecken. Jetzt drängten sich immer mehr Fragen in meinem Kopf. "Wo ist denn Sam?" Elias schüttelte wieder den Kopf. "Ich werde mich in den anderen Krankenhäusern nach ihnen erkundigen, nach Sam und deiner Tante, ich kenne allerdings seinen Nachnamen nicht. Ich weiß nicht, ob ich ihn finden kann." "Weiß er denn, dass er Vater wird?" Elias schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, ich denke, du wusstest es vorher auch noch nicht. Wir haben es vorhin festgestellt, als wir dich untersucht haben." Ich seufzte. Schwanger von einem Mann, den ich nicht kannte, der offenbar nichts davon wusste. Und vielleicht auch nicht wissen wollte. "Sind er und ich denn… äähhmm… sind wir ein Paar?" Elias' Gesicht verfinsterte sich. "Nein, es… es war mehr eine… flüchtige Begegnung." Ich schnaufte durch. "Soll das heißen, wir kennen uns nicht besonders gut?" Elias zuckte entschuldigend die Achseln "Er ist ein Indianer, ich glaube die halten nicht viel von Treue." Das traf mich ziemlich hart. Ich erwartete ein Kind von einem Mann, den ich nicht kannte, der mir offenbar nur kurz begegnet war, der nicht wusste, dass er Vater wurde und wahrscheinlich auch kein Interesse daran hatte, es zu erfahren. Himmel!

I see fireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt