43 | Schuld, Unschuld und Liebe

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Erzähler

Aus reinem Reflex rutscht die Gryffindor etwas näher an Draco heran. Er streicht ihr weiterhin über die Seite und legt nun seinen Kopf auf Ihren. ,,Du hättest gar nichts gemusst. Du warst eine derjenigen, die ihr eigenes Leben für Andere riskiert haben. Du warst mutig und hast versucht alles zu geben, was du konntest. Du hast keinerlei Schuld an dem ganzen Geschehenen, Hermine. Kein bisschen. Und deine Vorwürfe dir selbst gegenüber gibst, sind unbegründet. Du hast versucht viele Menschenleben zu retten. Auch während der Schlacht. Das sollte dir zusätzlich angerechnet werden. Hör' auf dich selbst so fertig zu machen, Hermine. Du bist nicht schuld."

,,Du aber auch nicht, Draco."

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Der Malfoy seufzt. ,,Ich habe mehr Schuld an dem Ganzen zu tragen, als du, Hermine." Sie schüttelt leicht den Kopf. ,,Das ist nicht wahr. Du hast uns im Manor nicht verraten und du hast Harry in der Schlacht seinen Zauberstab zugeworfen."

,,Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich negativ beteiligt war. Ich habe viel schlimme Dinge damals getan und trotzdessen ich mal etwas Gutes getan habe, war ich zu feige mich euch öffentlich anzuschließen, weil ich Angst hatte, ich würde sofort ermordet werden. Ich war feige, dumm und unendlich egoistisch. Die ganze Zeit hatte ich Angst drauf zu gehen, sodass ich genau die falschen Dinge getan habe."

Hermine hebt ihren Kopf und sieht ihn an. ,,Du hast Dumbledore aber nicht umgebracht. Du hast insgeheim auf unserer Seite gestanden und du hast du lediglich um dein eigenes Leben gesorgt. Draco, du hast keine Schuld. Wirklich nicht. Ich meine sicher, viele Dinge, die du vor allem auch in den ersten Schuljahren getan hast, waren falsch. Aber im 6. Schuljahr hattest du einfach nur Angst. Du warst ein normaler Junge, der seine Gefühle zum aller ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, weil du mit dem Druck, der nun auf dir gelegen hat, nicht klar gekommen bist, was verständlich ist. Ich meine man bekommt nicht jeden Tag das dunkle Mal von Voldemort höchstpersönlich auf den Unterarm gebrannt und zusätzlich noch den Auftrag seinen Schulleiter umzubringen. Du gibst dir Schuld, die du nicht trägst."

Sie senkt ihren Kopf und lehnt ihn wieder an seine Schulter.

Es kehrt kurz Stille ein. Der Blonde schließt die Augen und versucht sich zu ordnen. Und auch die Brünette schließt die Augen. Es ist erfreulich, dass sie sich nun darüber unterhalten, ohne große Zwischenfälle.

Sie atmet laut aus und kuschelt sich an Dracos Schulter, da er ihr im Moment wirklich das Gefühl von Sicherheit gibt. Sie drückt seine Hand und versucht somit diese gewisse Sicherheit nicht zu verlieren. Er versteht. Also legt der Slytherin seinen Kopf wieder auf den Ihren und zieht sie noch näher heran.

Es ist ihm egal, dass das hier jetzt alle Anderen sehen. Wenn sie schon den Verdacht hatten, dass so etwas wie ein Verhältnis - was sie auch haben - oder eben auch eine feste Beziehung zwischen ihnen beiden existiert, dann wird es sie auch nicht überraschen, dass sie sich jetzt so stützen.

,,Es ist weder deine Schuld, Hermine, noch Deine, Draco. Voldemort allein hat die ganzen Menschenleben auf dem Gewissen. Ihr beide habt zur Vernichtung Voldemort beigetragen und ihr beide seid Überlebende, die sehr viel Schlimmes erlebt habt. Ihr solltet euch nicht die Schuld für etwas geben, für das ihr nichts könnt. Wir alle können nichts dafür." meint Potter plötzlich.

Draco öffnet seine Augen und schaut den Schwarzhaarigen einfach nur an. ,,Du hast keine Ahnung, Harry. Ihr alle habt keine Ahnung wie das ist. Wie das ist in eine Todesserfamilie geboren worden zu sein und absolut nichts dagegen unternehmen zu können. Wie das ist, wenn du unter Bedingungen aufwächst, die du niemals jemandem wünschen würdest. Wenn Voldemort sich in dein Haus, in dein Zuhause einnistet und du nichts tun kannst, weil er dich in jeder Sekunde töten kann. Weil dein eigener Vater zu einem Monster aufsieht. Zu einem ehemaligen Mann, der nun nur noch ein mörderisches Monster war. Ihr habt keine Ahnung wie es ist von seinem eigenen Vater Voldemort ausgeliefert zu werden. Ihr habt keine Ahnung wie es ist, wenn dein Schicksal von deinem eigenen Vater bestimmt worden ist und du keinerlei Mitspracherecht hast. Ihr habt keine Ahnung wie es ist das dunkle Mal zu bekommen. Wie schmerzhaft das ist. Ihr habt keine Ahnung wie es ist Draco Malfoy zu sein."

Da nun auch seine Augen glasig werden schließt er sie wieder. Hermine seufzt erneut. ,,Wir haben alle keine Ahnung wie es ist eine andere beteiligte Person zu sein. Wie es ist so unglaublich viel Leid ertragen zu müssen. Wir haben alle nicht die geringste Ahnung wie es ist keine Eltern mehr zu haben, weil sie ermordet worden, wie es ist seinen Bruder zu verlieren, wie es ist, wenn die eigenen Eltern zur Verrücktheit gefoltert worden sind, wie es ist entführt zu werden und in einem Keller festgehalten zu werden, wie es ist das Gedächtnis seiner eigenen Eltern zu ihrer Sicherheit zu verändern und wie es ist in eine Familie mit vorbestimmten Werten, an die man sich zu halten hat, geboren zu werden. Wir haben solange keine Ahnung von alle dem, bis wir es selbst erlebt haben."

Es ertönt Ginnys Schluchzen. ,,Aber wir können versuchen Verständnis für das Leid anderer Menschen aufzubringen, indem wir versuchen uns die vermutlich Grausamsten Dinge dieser Erde vorzustellen. Und wir können versuchen für unsere Mitmenschen da zu sein. Selbst, wenn man eine komplizierte Vergangenheit hat. Selbst, wenn man...über die eigenen Verluste noch nicht hinweg ist...Richtig?"

Harry zieht seine Freundin in eine feste Umarmung, ehe er antwortet. ,,Richtig, Ginny. Wir können versuchen uns gegenseitig zu helfen und diesen ganzen oberflächlichen Hass der letzten Jahre aus dem Weg zu schaffen, um Platz für eine Welt zu machen, in der jeder Mensch Hilfe bekommt, wenn er sie braucht."

Neville meldet sich plötzlich zu Wort. ,,Es ist egal, auf welcher Seite man damals gestanden hat. Es ist egal, welche Entscheidungen getroffen hat. Es ist egal, wer was zu wem gesagt hat. Es zählt das hier und jetzt. Nichts anderes. Die Menschen, die wir liebten sind noch bei uns. Sie haben uns nicht vollständig verlassen. Sie werden immer bei uns sein und uns unterstützten, egal, was wir tun."

,,Sie werden immer in unseren Herzen sein." meint Harry leise, während auch bei ihm anfangen die Tränen zu fließen.

,,Es liegt nicht an uns über das Verhalten der Vergangenheit zu richten. Wir müssen nach vorn sehen und versuchen mit den Geschehenen zu leben. Die Menschen, die wir lieben sind bei uns. Sie sind in unseren Herzen und unsere Erinnerungen an sie kann uns niemand nehmen. Denn Liebe ist stärker als alles andere auf diesem Planeten Und es gibt nichts, was die Kraft der Liebe unterbinden könnte. Nichts."

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt