55 | Eingeknickt

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Erzähler

Er zieht gespielt empört Luft ein, ehe er wieder anfängt zu lächeln. Seine Arme schlingen sich wieder um ihren Bauch und sein Kopf legt er auf den Ihren.

,,Ich bin mir sicher, dass sie denken würden wir wären ein Paar."

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Draco grinst. ,,So wie alle Anderen?" meint er leicht belustigt und sieht sie im Spiegel in die Augen. ,,So wie alle Anderen." wiederholt sie seine Aussage und lacht leicht. Es überrascht ihn, dass sie glaubt ihre Eltern würden sie für ein Paar halten, so wie es ihre Freunde auch tun.

Wieder fragt er sich, ob sie wirklich so gleich sind wie die Anderen sagen.

Sicher, sie haben einige Gemeinsamkeiten, aber im Großen und Ganzen sind sie doch eigentlich recht verschieden, oder? Als sie sich da so im Spiegel ansehen, findet er - wie sonst - eher weniger Antworten auf seine Fragen.

Er küsst sie auf die Schulter. ,,Du solltest langsam mal wirklich los. Ansonsten bekommst du noch keine Geschenke mehr, dann wären die Weasleys und Harry mit Sicherheit sehr traurig und das wollen wir natürlich nicht."

Sie schüttelt lächelnd den Kopf. ,,Draco, du wolltest nett zu ihnen sein." mahnt sie ihn und greift ihren Pullover. Er nimmt ihr den Pulli aus der Hand und grinst sie engelsgleich an. ,,Ich bin nett." schmollt er und zieht ihr das Oberteil über den Kopf.

Ihre Hände fahren durch ihre Haare, die durch das Überziehen des Pullovers vollkommen verwuschelt wurden sind. Das allerdings macht die Sache nicht besser. Eher schlimmer. Jetzt sind ihre Haare erst recht ein explodiertes Vogelnest.

Kopfschüttelnd greift Draco nach ihrer Haarbürste, die auf der Badezimmerkommode liegt und beginnt ihre Haare sachte durchzukämmen. Vorsichtig nimmt er einzelne Haarpartien zwischen seine Finger und bürstet sie durch bevor er ihre Haare noch etwas richtet.

Hermines warme, braune Augen beobachten ihn im Spiegelbild wie in leichtem Trance. Er bekommt davon nichts mit, da er voll auf ihre Haare fokussiert ist. Ihre Haare sind verflucht weich. Ob sie das wohl schon immer waren?

Ein amüsiertes Lächeln bildet sich auf seinen Lippen, als er daran denkt, wie lange sie wohl manchmal braucht und gebraucht hat, um diese Mähne durchzubekommen. Bei der Vorstellung, dass sie früher jeden Morgen mit ihren Haaren am Kämpfen war, wird sein Grinsen nur noch breiter.

,,Ich dachte ich muss noch Geschenke kaufen?" säuselt sie und zieht eine Augenbraue hoch. Der Malfoy beugt sich leicht zu ihm herunter und atmet ihren verdammt guten Duft ein. Hat sie eigentlich schon immer so nach leichter Vanille und Blumen gerochen? ,,Das musst du auch noch." flüstert er zurück.

Sie lacht leicht. ,,Du scheinst dich aber nicht sehr beeilen zu wollen..." meint sie neckend und nimmt eine bereits durchgekämmte Haarsträhne in die Hand und lässt sie durch ihre Finger gleiten. Er seufzt und sieht wieder in den Spiegel, wo er sieht wie sie leicht belustigt lächelnd. ,,Ehrlich gesagt, will ich nicht, dass du allein irgendwo hingehst. Es ist kalt und es kann verdammt viel passieren..."

Gleich nachdem er das gesagt hat, wendet er sich wieder ihren Haaren zu und kämmt sie sorgsam weiter. Irgendwann hat er auch das letzte Bisschen durch und legt die Bürste wieder weg. ,,Du kannst ja auch einfach mitkommen." ertönt nach einer Ewigkeit ihre Antwort.

,,Was?"

,,Ich sagte, wenn du mich nicht allein gehen lassen willst, dann komm' doch einfach mit." Hermine lächelt ihn an, als sie das sagt, und verdammt, sie meint es ernst. Doch er schüttelt den Kopf. ,,Ich bin kein Weihnachtstyp. Mich könntest du gar nicht gebrauchen."

Darauf antwortet sie nicht. Sie schminkt sich wieder leicht und überprüft, ob alles richtig sitzt. Es kommt ihm vor wie eine Ewigkeit und innerlich verflucht er sich selbst für seine Worte. Wieso hat er angelehnt? Verdammt, sie hatte ihn doch gefragt und was tut er?

Am liebsten würde er sich selbst dafür schlagen. Natürlich macht es ihr nichts aus, wenn er ablehnt. Sie ist eine selbstständige Frau und macht sich nicht von einem Mann wie Draco einer ist abhängig. Wenn er keine Lust hat sie zu begleiten, dann ist es eben so.

Schließlich dreht Hermine sich zu ihm um. ,,Ich bleibe dann heute Abend vielleicht etwas länger weg..." meint sie und will das Bad verlassen. Aber dazu kommt es nicht. Er greift ihr Handgelenk und zieht sie mit sanfter Gewalt zurück.

,,Wieso?"

Sie zuckt mit den Achseln. ,,Weiß nicht. Vielleicht treffe ich ja einen netten Kerl und ich verbringe etwas Zeit mit ihm. Ich brauche schließlich Gesellschaft an den Feiertagen. Vielleicht lädt er mich ja auf einen Drink ein. Mal sehen. Unattraktiv bin ich ja eigentlich eher nicht und wenn ich allein bin, erweckt das natürlich noch mehr das Interesse der Männer..."

Augenblicklich wird sein Gesicht kreidebleich. Was hat sie gerade...? Das ist doch jetzt ein schlechter Scherz. Oder? Vor seinem geistigen Auge sieht er genau das, was sie eben gesagt hat. Dass irgendein fremder Typ erkennt, dass sie allein ist und das ausnutzt.

Er sieht die Gryffindor mit einem fremden Typen an einer Bar sitzen, Alkohol trinken und lachen. Er sieht wie sich eine fremder Typ an sie heranmacht und sie es zulässt, weil sie Gesellschaft möchte und er sie letztendlich bedrängt, weil er eine Chance wittert ihr an die Wäsche zu gehen.

Vermutlich würde sie sich auch auf einen Anderen einlassen, einfach aus dem Grund, da sie den Slytherin provozieren will, und die Möglichkeit, dass sie sich dadurch massiv in Gefahr begeben könnte, ist nicht ausgeschlossen und sie gefällt ihm überhaupt nicht.

Draco sieht wirklich die verschiedensten Szenen und die Eine ist schlimmer als die Andere. Die in ihm aufsteigende Eifersucht packt ihn und er muss seine ganze Selbstbeherrschung zusammenkratzen, damit er jetzt keine Szene macht.

Denn er hat ja nicht das Recht dazu.

Trotzdem ist diese Vorstellung, sie da jetzt allein gehen zu lassen, schlimm für ihn und verdammt, er kann dieses Bild, welches sich vor seinem geistigen Auge festsetzt, nicht ertragen. Diese Frau bricht alle seine Regeln, Prinzipien und wirft alles komplett durcheinander.

Aber was hat er für eine Wahl?

Sie hat ihn fest in der Hand und so wie sie im Moment aussieht, hat sie Spaß daran etwas in diese Richtung zu sagen. Und dann passiert das, was er niemals tun wollte. Das, was er niemals erwartet hätte, zu tun. Draco Malfoy knickt ein:

,,Gut. Ich komme ja schon mit. Warte kurz."

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt