64 | Geschenke

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Erzähler

Allgemein fällt ihr auf, dass er plötzlich einen sehr edlen Anzug trägt, weshalb sich ihre zweite Augenbraue zu ihrer Ersten. Wozu trägt er plötzlich einen Anzug? Sie war ja schon verwundert, als er ihr vorgeschlagen hat sich umzuziehen, bevor sie ihre Geschenke auspacken wird. Statt eines wundervoll flauschigen Pullis und einer bequemen Jeans trägt sie nun das rote Kleid, welches sie zu Bill und Fleurs Hochzeit getragen hat, plus rote Ballerinas.

,,Du solltest jetzt endlich deine Geschenke auspacken. Vermutlich stirbst du sonst gleich an Neugier und ich habe keine Lust, dass Harry mir nach den Ferien den Kopf abreißt, weil ich quasi Schuld an deinem Tod bin. Nein, danke." witzelt er und versucht etwas abzulenken.

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Da sitzen sie also neben einem geschmückten Tannenbaum. Hermine Granger und Draco Malfoy feiern gemeinsam Weihnachten. Das hätte sie sich niemals zu träumen gewagt. Während die Brünette dabei ist ihre erste Geschenke zu öffnen, sitzt der Blonde geduldig daneben und schaut ihr dabei zu, was sie leicht irritiert zur Kenntnis nimmt.

Ihre Verwirrung steigt mit jedem seinem Handeln, doch sie versucht sich nichts anmerken zu lassen.

Sie muss schmunzeln, als sie den altbekannten selbstgestrickten Weasley-Pulli mit dem Anfangsbuchstaben ihres Vornamens aus dem Geschenkpapier von Molly heraus holt. Sie bekommt jedes Jahr einen. Wieso auch immer.

Auch der Malfoy scheint amüsiert zu sein, da er einen kleinen Lacher von sich gibt. ,,Wie viele hast du schon davon?" fragt er lachend und legt den Kopf leicht schief. Es ist offensichtlich, dass er sich auch über das Geschenk an sich lustig macht, was sie etwas ärgert, da Molly sich wirklich immer äußerste Mühe mit diesen Pullovern gibt. Sie sind schließlich handgemacht.

,,Einige. Aber ich finde sie toll. Handgemachte Geschenke sind immer die Besten." gibt sie nur schmunzelnd zurück und legt den Pulli beiseite, bevor sie sich das nächste Päckchen greift. Das eindeutig von Harry stammt, denn - oh wie kreativ er war - es ist ein Buch: Romeo und Julia, wenn man es genau nimmt, hat sie dieses Buch zwar schon mit Sicherheit über 100 Mal in den verschiedensten Bibliotheken gelesen, hatte aber nie eine eigene Version.

Also sollte sie ihm wohl dankbar sein.

Auch dieses Geschenk legt sie beiseite, während sie mit der anderen Hand direkt schon zum Nächsten greift. Früher hat sie sich immer länger ihre Geschenke angeschaut und ihre Eltern auch direkt nach dem Öffnen umarmt und sich bedankt.

Damals war die Stimmung immer sehr ausgelassen und glücklich an Weihnachten. Es gab nie Streit an den Weihnachten oder ähnliches. Hermine hatte eine wundervolle, intakte Familie, die sie allein zerstörte, um ihre Eltern zu schützen.

Tränen treten in ihre Augen, die sie versucht zu unterdrücken. Wie gern wäre sie jetzt bei ihren Eltern? Wie gern würde sie jetzt mit ihnen in ihrem Wohnzimmer sitzen, unter ihrem zusammengeschmückten Tannenbaum mit einer Tasse heißer Schokolade, wie es bei ihnen Tradition ist, seit Hermine 5 Jahre alt war?

Plötzlich wird ihre freie Hand umschlossen. ,,Woran denkst du?" Sie beißt sich kurz auf die Unterlippe, ehe sie den Kopf schüttelt und ein unechtes Lächeln aufsetzt. ,,Ach nichts." Sie drückt seine Hand kurz, ehe sie beginnt das Geschenk, welches auf ihrem Schoß liegt und sie eindeutig Ginny zuordnen kann, zu öffnen.

Draco weiß, dass das gelogen ist und dass sie mit aller höchster Wahrscheinlichkeit an ihre Eltern gedacht hat. Aber er akzeptiert, dass sie nicht darüber sprechen möchte, weil sie vermutlich einfach nicht weinen möchte.

Also sitzt er weiterhin neben ihr und sieht ihr dabei zu wie sie die Geschenke ihrer Freunde auspackt. Hoffentlich würde sie nicht vollkommen ausrasten, würde sie erstmal sein Geschenk sehen. Apropos...Er beißt sich auf die Unterlippe und wirft erneut einen Blick auf seine Armbanduhr um zu checken wie spät es ist.

Hoffentlich würde sein Geschenk auch rechtzeitig ankommen.

Er sieht neben sich, wo sich ein kleines Päckchen und zwei Briefe befinden. Einen davon nimmt er in die Hand. Sofort erkennt das Wappen seiner Familie auf dem Brief und sofort hat er ein eher ungutes Gefühl. Wieso schreibt seine Mutter ihm?

Das tut sie doch sonst nie...

Schnell entscheidet er sich diesen Brief später zu lesen, um sich seine gute Laune nicht zu verderben. Neugierig nimmt er das Packet in die Hände und betrachtet es ein wenig. Er weiß mit Sicherheit, dass es von der kleinen, braunhaarigen Hexe vor ihm ist, da auf einem kleiner Aufkleber, der auf dem Geschenkpapier aufgeklebt ist, sein Name in ihrer feinsäuberlichen Schrift zu lesen ist.

Ehrlicherweise hatte er nicht wirklich damit gerechnet, dass sie sich die Mühe macht, ihm etwas zu Weihnachten zu schenken. Und doch ist das wieder eine Geste, die ein Gefühl in ihm auslöst, was er wieder nicht ganz beschreiben kann.

Es bedeutet ihm ungemein viel, dass sie das getan hat und doch würde er wieder bei dem Versuch das Gefühl genau beschreiben zu wollen, jämmerlich scheitern. Seine Finger fahren bedächtig über das Geschenkpapier und über die Konturen des Päckchens, wobei er ihren Blick bemerkt, den sie ihm zugewandt hat.

Er erwiedert ihren Blick und bemerkt, dass sie sich auf die Unterlippe gebissen hat und darauf zu warten scheint, dass er sein Geschenk öffnet. Doch das tut er nicht. Der Slytherin blickt wieder auf das Packet und fährt mit Fingerspitzen die Schleife nach, die sie sogar darum gebunden hatte.

Aus dem Augenwinkel schaut er auf den anderen Brief, bevor er sich ihn nimmt und ihn ebenfalls ansieht. Auch hier steht sein Name in Hermines feinsäuberlicher Schrift geschrieben. Erneut sieht er auf und begegnet erneut ihrem jetzt nur noch mehr nervöseren Blick.

Er sieht wieder auf den Brief und streicht leicht darüber, als wäre er aus Glas und könnte leicht zerbrechen. Was steht in diesem Brief drin, dass sie jetzt plötzlich so nervös zu sein scheint und was hat sie bitteschön eingepackt, dass sie ihn so ansieht, als ob sie nur darauf warten würde, dass er es auspackt, um seine Reaktion zu wissen?

Es interessiert ihn wirklich, was dort drin ist und doch traut er sich irgendwie nicht, sein Geschenk zu öffnen. Er hatte noch niemals etwas geschenkt bekommen und das ist somit das erste Mal. Und dass ausgerechnet Hermine Granger diejenige ist, die ihm sein erstes Weihnachtsgeschenk ist doch irgendwie, irgendwo ironisch.

Und doch will er nicht, dass dieses Geschenk von irgendjemand sonst kommen würde.




hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt