75 | Zwischen Tiefsinnigkeit und Neckerei

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Erzähler

,,...Und ja, vielleicht haben die Anderen in diesen speziellen Punkten recht, dass wir uns ähnlicher sind, als wir manchmal vielleicht glauben. Vielleicht sind wir das. Vielleicht sind wir beide verfluchte Sturköpfe, sind gut darin unsere Gefühle vor anderen geheim zu halten und ja vielleicht haben wir beide unsere Narben. Aber diese Narben machen uns zu den Menschen, die wir heute sind. Narben heilen nicht, Draco. Das ist richtig. Aber eben genau diese Narben machen uns deutlich, was wir überlebt und überstanden haben. Vielleicht sind diese Narben nicht schön. Keine Frage. Aber sie sind ein Teil von uns. Und damit müssen wir leben. Wir beide und alle Anderen, die Narben haben. Egal, ob Innere oder Äußerliche. Aber das wichtigste ist, dass du lernst mir zu vertrauen. Und, dass du lernst dir zu vertrauen. Auf deine Entscheidungen, Intuitionen und Gefühle. Also setz' dich bitte wieder zu mir und lass' uns diesen Abend so ausklingen lassen, wie du es geplant hast. Nämlich harmonisch und schön."

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Stille.

Und das Minuten lang. Minuten lang sagt niemand ein Wort oder gibt irgendein Geräusch von sich. Ihre Eltern scheinen sprachlos zu sein, während Hermine ihren blonden Kollegen nur bittend ansieht, der aber nur dasteht und irgendwie wieder leicht abwesend zu sein.

Seine Augen werden glasig und er beißt sich schnell auf die Unterlippe, um nicht irgendwie zu weinen. Er hat diese Worte und diese Gutmütigkeit eigentlich nicht verdient. Ihr Vater und auch Weasley hat doch recht, dass es lächerlich ist, dass er plötzlich versucht nett zu ihr zu sein, nachdem er jahrelang ein rassistisches Arschloch war.

Er kann die Beiden sogar verstehen.

Er will einfach nur weg hier. Er will am besten einfach nur in sein Zimmer und die Grangers allein ihr glückliches Familienfest feiern. Aber dieses Braun ihrer Augen, das ihn gerade die ganze Zeit im Blick hat, will, dass er bleibt.

Dass er sich wieder hinsetzt.

Zu ihren Eltern.

Zu ihr.

Wieder muss er feststellen, dass das Braun eine weichere Form angenommen hat und er weiß, wenn er sie weiterhin ansieht, dann wird er das tun. Weil er ihr irgendwie einfach nicht widerstehen kann. Sie hat eine viel zu große Kontrolle über ihn, aber er kann auch nichts mehr dagegen tun.

Seit dem Aufenthalt im Wald ist irgendwie alles anders.

,,Bitte Draco."

Er seufzt tiefst und schließt kurz die Augen, ehe er innerlich zu fluchen beginnt und sich dann wirklich wieder neben sie setzt. Sein Blick ist auf den Tisch gerichtet und er verschränkt seine Hände ineinander. Er beißt sich immer noch auf die Unterlippe und versucht die Unauffälligkeit in Person zu sein, was mal so gar nicht funktioniert, da ihn alle Drei anstarren.

Hermine ist erneut die Erste, die etwas sagt, rückt näher an ihn heran und legt ihre Hand auf seine ineinander Verschränkten. ,,Danke. Die Worte waren ernst gemeint, Draco. Ich hoffe, du weißt das." Er sieht auf den Tisch. Sie seufzt. ,,Sieh' mich an, Draco. Bitte." Er reagiert nicht.

,,Draco." versucht sie es wieder, doch er dreht nur seinen Kopf in die andere Richtung, als sie die Hand ausstreckt. ,,Warum siehst du mich nicht an?" Er behält seinen Kopf in der anderen Richtung. ,,Ich kann nicht. Du sagtest du möchtest nicht, dass sich das Szenario im Wald wiederholt. Und, wenn ich dich ansehe, dann wird das sicherlich passieren. Ich weiß nicht, wie du das machst, aber ich habe dir im Wald schon gesagt, dass du eine sehr große Kontrolle über mich hast und ich weiß nicht, wie du das tust, aber selbst, wenn du nur die kleinsten, für andere noch so unbedeutende Gesten tust, dann...keine Ahnung."

Sie lehnt ihren Kopf an seine Schulter. ,,Darf ich mich eigentlich deswegen geehrt fühlen? Dass ich "so eine Kontrolle über dich habe"?" Seine Mundwinkel zucken leicht. Trotzdem behält er seinen Kopf wo er ist. ,,Was glaubst du denn?" entgegnet er leise und versucht nicht von seinem eigentlichen Vorhaben, nämlich ruhig und unauffällig zu sein, abzukommen, was ihm zunehmend schwerer fällt, wenn die Brünette schon wieder so anfängt.

Sie schmunzelt. ,,Was soll ich denn glauben?" meint sie provokant und sieht ihn an. Er gibt einen kleinen amüsierten Laut von sich. ,,Was möchtest du denn glauben?" Sie schlägt ihm gegen den Oberarm. ,,Du bist ein Idiot. Jetzt musst du mich anschauen. Du hast mich verarscht, jetzt bist du mir etwas schuldig." schmollt sie und sieht ihn herausfordernd an.

Tatsächlich dreht er seinen Kopf in ihre Richtung und sieht sie somit an. ,,Ich bin dir auch so etwas schuldig, Hermine." Sie verdreht die Augen und ihr Mund verzieht sich leicht. ,,Nochmal: Die Worte von eben waren absolut ernst gemeint, Draco."

,,Ich weiß."

Hermine nimmt den Kopf von seiner Schulter und lächelt, bevor sie ihm keck wie sie ist ein Kuss auf die Wange drückt. Sofort verzieht er das Gesicht und gibt einen angeekelten Laut von sich. ,,Jetzt habe ich Intelligenz an meiner Wange kleben, die sich dann in meinem ganzen Körper ausbreitet. Ihh, ich werde jetzt noch intelligent."

Sie lacht. ,,Seit wann überträgt man Intelligenz denn so?" Er schmunzelt. ,,Weil du überall deine Intelligenz zu kleben hast und du sie somit überall überträgst. Ich werde ja sonst noch schlau. Das könnte man doch nicht verantworten. Ich muss doch mein Ruf als Idiot wahren."

,,Wo habe ich denn bitte meine Intelligenz kleben?" fragt sie und verschränkt gespielt beleidigt die Arme vor der Brust. Draco grinst hinterhältig und pikst ihr in die Seite. ,,Na da." meint er. Anschließend pikst er sie wieder und wieder in die Seite, wodurch sie etwas zurückzuckt und leicht lacht.

Als er sieht, dass sie sich nicht wirklich merkt, nimmt er seine zweite Hand und beginnt sie auch zu kitzeln, was sie dazu bringt aufzuquieken und fast vom Stuhl zu fallen. Gerade noch rechtzeitig kann er sie an der Taille greifen und festhalten, damit sie nicht wirklich fällt.

Sie lacht immer noch als sie ihm erneut einen Klaps auf den Hinterkopf gibt. ,,Wenn du willst, dass ich runterfalle kannst du mich auch einfach schubsen." Er behält seine Hände noch an Ort und Stelle anstatt sie sofort wegzuziehen.

,,Glaub' mir, Hermine, ich habe keinerlei Interesse daran dir weh zu tun. Dafür bist du mir mittlerweile viel zu wichtig."

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt