46 | Turteltauben, Provokationen und Ehrlichkeit

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Erzähler

Hermine schüttelt leicht amüsiert den Kopf. ,,Hast du mich auch lieb?" Seine Stimme ist nur noch ein leises Murmeln, da er dabei ist einzuschlafen. Sie erstarrt kurz, da sie doch nicht mit einer solchen Frage gerechnet hat.

Scheinbar war ihm der kleine Kuss als Bestätigung aber nicht genug. Sie seufzt leise. Sie würde jetzt nicht lügen, nur, weil sie sich danach über ihren Witz kaputt lachen kann. Dieses Thema ist bei ihm derzeit nicht lustig. Außerdem, was brächte es ihr zu lügen?

,,Ich hab dich auch lieb, du elendiger, schleimiger Idiot."

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,,Aufstehen ihr zwei Turteltauben."

Ein freudiges, förmlichen Quieken reißt die Gryffindor aus ihrem ersehnten Schlaf. Als Antwort grummelt sie nur und dreht sich auf die andere Seite. Sie kuschelt sich an eine andere Brust und atmet einen ihr bekannten, stark beruhigenden Duft ein, was ihr Kuscheln noch verstärkt.

Zwei starke Arme schlingen sich verstärkt um ihren Körper und ein tiefes Brummen ertönt, was die Brust vibrieren lässt. Sie ist allein deswegen schon wieder dabei wegzudösen. ,,Haben die keine Hobbys?" brummt der Malfoy neben ihr und spricht dabei sie an.

,,Dass du das jetzt erst merkst, überrascht mich jetzt." entgegnet sie murmelnd. Er lacht leicht auf. ,,Ich bin immer für eine Überraschung gut, Darling." Schläfrig öffnet Hermine ihre Augen und hebt ihren Kopf, sodass sie ihm ins Gesicht sehen kann.

Auch er hat die Augen mittlerweile aufgeschlagen und blickt sie amüsiert an, wobei er seinen Mund zu einem breiten Grinsen verzogen hat, wobei man seine strahlenden weißen Zähne bewundern kann. Sie schmunzelt leicht. ,,Sicher." meint sie sarkastisch und versucht sich aufzusetzen.

Doch Draco hält sie immer noch fest und er wirkt nicht so, als wolle er sie einfach so loslassen. Sie seufzt. ,,Du kannst mich jetzt auch mal wieder loslassen." nuschelt Hermine und behält ihn dabei im Blick. Er jedoch schließt die Augen und drückt sie wieder näher an sich heran. ,,Ich bin aber noch nicht ausgeschlafen. Außerdem bist du ab jetzt mein Kuscheltier. Wieso wusste ich nicht, dass deine Haare ein geeignetes Kissen sind?"

Ehe sie darauf antworten kann, ertönt ein noch ohrenbetäubenderes Quieken, als vorher schon.

Sie schreit leicht verärgert auf. ,,Verdammt, Ginny! Es reicht! Hör' auf so ohrenbetäubende Geräusche von dir zu geben! Und das am frühen Morgen! Das ist ja ätzend!" mault sie lautstark und dreht sich wieder leicht auf die andere Seite, sodass sie die Übeltäterin ansehen kann.

Diese lächelt nur vor sich hin. Der Granger werden ein paar Haare weggestrichen, wobei warme Fingerkuppen leicht ihre Wangen berühren. ,,Da ist aber jemand kein Morgenmensch." stichelt Draco und klingt dabei äußert belustigt.

Sie hofft einfach mal, dass niemand diese kleine wahnsinnig nette Geste, inklusive seiner sehr wohl beabsichtigten Streicheleinheit ihrer Wange, gesehen hat. Sie hofft es einfach. Und da Ginny nicht wieder gequiekt hat wie ein dermaßen krasses Fangirl, geht sie einfach mal davon aus.

Hermine verdreht nur die Augen und versucht erneut sich aufzusetzen. Diesmal gewährt ihr blonder Schulsprecherkollege und setzt sich ebenfalls auf. Eigentlich scheint er aber andere Pläne zu haben, denn er reibt sich müde die Augen, was sie aus dem Augenwinkel sehen kann.

,,Ich bin noch voll müde." schmollt er und verzieht seinen Mund. Sie stößt ihn abermals mit dem Ellenbogen, allerdings eher so, dass die Anderen, sprich Harry und Ginny, die vor ihr stehen und Blaise und Pansy, die sich mittlerweile ebenfalls aufgesetzt haben und das Spektakel beobachten, es möglicherweise eher weniger mitbekommen.

Draco macht das nichts aus. Er ist wirklich noch etwas müde, obwohl er doch zugeben muss, dass er in dieser Nacht, als die Brünette neben ihm war, wohl so gut geschlafen hat, wie schon lange nicht mehr. Dementsprechend grinst er auch kurz, als er daran denkt.

Leider bleibt ihr dies auch nicht verborgen. Erneut brät sie ihm eins über. Diesmal jedoch für alle sichtbar, da sie ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gibt. Und das trifft ihn wirklich unvorbereitet. Verdutzt öffnet er seine Augen und starrt die Braunhaarige nur an, während diese nur aufrappelt und zu ihrem Koffer läuft, um sich ihre Sachen für den heutigen Tag zusammen zu suchen.

Ginny grinst ununterbrochen wie jemand, der der größte Fan von einem prominenten Pärchen sei und das gerade zum ersten Mal live sehen sieht. Und Harry scheint sich ihr bei zu pflichten, da er - immerhin - schon anfängt zu schmunzeln. Ähnlich wie die übrigen zwei Slytherins und der Rest der übrigen Truppe, sprich Luna und Neville, die ebenfalls nun wach zu sein scheinen.

Und selbst Rons Mundwinkel zucken leicht, ziehen sich aber nach kurzem wieder etwas runter.

,,Nur, weil du kein Morgenmensch bist und meine umwerfende Persönlichkeit am Morgen nicht ertragen kannst, musst du mich nicht gleich schlagen. Du kannst deine Krallen wieder einfahren, Löwin. Ich weiß ja wie attraktiv du mich findest, aber Gewalt ist nun wirklich keine Lösung, Schätzchen."

Hat Draco schon mal erwähnt wie sehr er es liebt sie zu provozieren? Er liebt es einfach. Er könnte es immer tun. Immer. Weil - wie er bereits festgestellt hat - er eine besondere Wirkung auf die Gryffindor zu haben scheint, die ihm durchaus gefällt.

Er kann ihr Handeln, ihre Reaktionen und ihre Emotionen allein durch sein Gesagtes und sein Handeln steuern. Das ist bemerkenswert. Und trotzdem verspürt er nicht annähernd das Gefühl, diese Tatsache ausnutzen zu wollen.

Er hätte keinen Grund dazu.

Eher hat er dieses Gefühl der - und er traut es sich kaum auszusprechen - leichten Verbundenheit zwischen den beiden Schulsprechern Hogwarts', was er gegen nichts auf diesem gesamten Planeten eintauschen wollen würde.

,,Ich bin kein Schätzchen."

Er seufzt leicht, bevor er selbst aufsteht und sich an seinen Koffer macht. Die Blicke ihrer Mitschüler schweifen die ganze Zeit schon zwischen ihr und ihm hin und her. Das entgeht ihm nicht. Doch er belässt es auf sich ruhen.

Wieso sollten sie nicht schauen?

Vermutlich würde er als "Außenstehender" genauso neugierig, aber auch etwas irritiert von dem Verhalten der Beiden sein. Schließlich gab es damals kaum Kontakt zwischen ihnen und jetzt drohen die Funken der Provokation und Neckerei in der Öffentlichkeit beziehungsweise vor anderen Schülern überzuspringen?

Während er sich seine Klamotten zusammen sucht, seufzt er erneut. ,,Weißt du, ich denke deine Person könnte man schon als Schatz bezeichnen, Hermine. Und ich meine das ernst. Du bist schon quasi Gutmenschlichkeit in Person. Du gibst gefühlt jedem und alles eine Chance und das ist allein schon eine Geste, die sehr wenige Leute zu schätzen wissen. Ich möchte, dass du weißt, dass ich diese Geste sehr wohl schätze und dankbar dafür bin, dass du sie mir entgegen bringst. Außerdem schmücken dich noch unendlich viele andere Eigenschaften, die ich dir gern alle aufzählen würde, es aber nicht kann, weil ich gerade wirklich keine Kontrolle darüber habe, was ich sage, oder, was ich tue. Im Moment habe ich fast keine Kontrolle mehr über mich selbst, doch das beunruhigt mich nicht. Denn es bedeutet, dass ich einmal in meinem Leben ehrlich zu dir bin. Oder eben allgemein ehrlich bin. Ich möchte nicht, dass, wenn ich dir Komplimente mache oder dir spezielle Namen gebe, weil ich das Gefühl habe, dir zeigen zu müssen, dass du eben doch etwas Besonderes bist, du dies ablehnst oder es dir unangenehm ist. Wenn du das möchtest, dann kann ich versuchen damit aufzuhören. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich es schaffe, aber ich kann es versuchen, wenn du das willst. Aber weißt du, was ich wohl an dir mit am meisten mag? Eindeutig dein Temperamt. Dein Temperament ist wohl eine der Sachen an dir, die dich auszeichnen. Dein Temperament macht dich zu etwas Besonderem. Es tut mir leid, wenn ich die Situation überreizt habe, aber ich weiß auch nicht, irgendwie finde ich das klasse wie du dir nichts gefallen lässt und wie du konterst. Ich möchte nicht, dass es wegen meiner Art oder meinen Aussagen wieder zu einer Eskalation kommt, deshalb werde ich, insofern du mich darum bittest oder aufforderst, versuchen damit aufzuhören."

Anschließend verlässt der Malfoy das Zelt.

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt