71 | ,,Schleimer."

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Erzähler

,,...Hören sie: Heute weiß ich, was für eine wundervolle Person ihre Tochter ist. Sie ist wahnsinnig intelligent, mitfühlend und ich bin ihr dankbar, dass sie versucht mir eine zweite Chance zu geben. Ich möchte versuchen meine Fehler von damals wieder gut zu machen. Auch, wenn ich weiß, dass das fast unmöglich ist, ich möchte, dass ihre Tochter, wenn sie dieses Schuljahr verlässt, eine andere Seite von mir kennengelernt hat. Eine Bessere. Ich habe es schlicht weg nicht ertragen sie so leiden zu sehen, da kam nur diese eine Möglichkeit in Frage. Ich wäre wirklich dumm, würde ich mir die 2. Chance, die mir ihre Tochter gegeben hat, verbauen."

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Hermine macht große Augen, während ihre Mutter immer noch ein Lächeln auf den Lippen hat. Draco senkt seinen Blick schnell wieder, da er dem ernsten Gesichtsausdruck ihres Vaters nicht wirklich standhalten kann.

Stille kehrt ein und die Nervosität des Malfoys steigt ins Unermessliche. Wieso kommt er sich so vor, als würde er sich vor seinem zukünftigen Schwiegervater behaupten müssen und ihm versichern zu müssen, dass er sie wirklich liebt?

Ein riesiger Kloß bildet sich in seinem Hals, als er diese Szenarien vergleicht, da die Unterschiede zwischen den Beiden gar nicht mal so groß sind, wie er im Moment findet. Da es immer noch unerträglich schlimm findet, wie er denn findet, beißt er sich auf die Unterlippe und beginnt seine Hände zu kneten.

,,Das hast du schön gesagt, Draco." meint Jean schließlich um die angespannte Stimmung wieder etwas zu lösen. Er setzt ein leichtes Lächeln auf, verzieht seinen Mund aber schnell wieder zu einem Strich, da Mr. Granger immer noch nichts gesagt hat und eigentlich auch nicht so wirkt, als ob er noch etwas dazu sagen würde.

Er wirkt eher so, als würde er innerhalb seiner Blicke, die Draco doch zugegebenermaßen ziemlich verunsichern, versuchen die Wahrheit aus seinem kleinen Vortrag herauszufiltern, was er eigentlich nicht braucht, weil der Blonde zu vollen 100% die Wahrheit gesagt hat.

Zu seiner eigenen Überraschung hat er sogar Dinge gesagt, die er zuvor gerade mal im Minimalen gedacht hatte. Aber irgendwie war es einfach aus ihm herausgesprudelt. Merlin und jetzt sitzt er hier wie ein kleiner Schuljunge und hat Angst nicht ernst genommen zu werden.

Er weiß nicht vor was er mehr Angst haben soll. Entweder, dass Peter ihm nicht glaubt, oder aber, dass Hermine selbst ihm kein Wort glaubt. In diesem Augenblick wäre beides vermutlich genauso schlimm für ihn.

Eigentlich ist es lächerlich, dass er so unsicher und nervös ist. Das weiß er ja selbst. Hermine ist nicht seine Freundin und somit sind ihre Eltern nicht seine werdenden Schwiegereltern. Trotzdem - und vermutlich auch, weil er mittlerweile doch gern sie als feste Freundin bezeichnen würde, dieser Gedanke ist immer noch, selbst für ihn unfassbar - fühlt er sich so.

Doch die zwei Personen, vor deren Reaktionen er am meisten Bangel hat, melden sich einfach nicht zu Wort. Sie sitzen stumm am Tisch und essen genüsslich ihren Teller leer, während Draco nicht weiß, was er tun soll. ,,Nun mach' doch nicht so ein Gesicht, Draco. Ich glaube dir das, was du sagst und das ist, um es mal anzumerken, schon wirklich sehr süß. Du bist mir sehr sympathisch. Dass Peter so etwas sagt, dafür kann ich mich nur entschuldigen. Ich war immer schon diejenige, die Menschen sehr schnell ins Herz schließt. Peter war da schon immer etwas...skeptischer. Nimm' ihm das bitte nicht übel. Du scheint ehrlich zu bereuen, was du getan hast und auch, wenn ich nicht weiß, was genau du getan hast, ich glaube dir." versucht Jean erneut ihn zu besänftigen.

Er lächelt sie dankbar an. ,,Die Eigenschaft Menschen schnell ins Herz zu schließen beziehungsweise so gutmütig zu sein, hat Hermine dann wohl von dir, Jean. Ich habe mich schon immer gefragt, wie ihre Eltern wohl sein müssen, dass etwas so Gutes dabei rauskommt." schmunzelt er und wirft einen kleinen Seitenblick zu Hermine, die sich gerade eine Gabel voll Essen in den Mund schiebt.

,,Schleimer." kommentiert sie nur lächelnd, wohlbemerkt immer noch mit Essen im Mund. Er hebt mahnend den Zeigefinger, blendet die Anwesenheit ihrer Eltern aus, setzt einen professionellen Gesichtsausdruck auf und räuspert sich extra nochmal. ,,Mit vollem Mund spricht man nicht, Schätzchen."

Sie schluckt das Gekaute herunter und trinkt kurz einen Schluck. ,,Das interessiert mich leider gar nicht im Moment, mein Liebster." erwiedert sie grinsend. Er zieht neckend lächelnd eine Augenbraue hoch. ,,Du meintest doch mal zu mir, deine Eltern hätten dir Anstand beigebracht. Möchtest du diesen jetzt nicht unter Beweis stellen? Vor allem jetzt wo sie hier so schön vor uns sitzen?"

,,Ich bleibe bei meiner Meinung, dass ich mehr Anstand habe als du. Trotzdessen du gerade versuchst abzulenken, bleibst du ein elendiger Schleimer, mein Liebster." Er fasst sich gespielt ans Herz. ,,Du bist nicht wirklich gut im Komplimente machen, Süße. Solltest du öfter mal versuchen. Wenn du möchtest, kann ich dir dabei gern behilflich sein. Du weißt, ich bin super im Komplimente machen."

Sie nickt gespielt zustimmend. ,,Absolut." lacht sie nur und trinkt erneut einen Schluck. Er lächelt sie an. ,,Weißt du, was mir gerade auffällt? Ich habe heute noch gar nichts zu deinem jetzigen Outfit gesagt...Welch Schande. Rot steht dir klasse. Aber dein Haus lässt das ja schon erahnen...Trotzdem glaube ich grün würde dir ebenfalls gut stehen."

Gegen Ende des Satzes setzt er ein leichtes anzügliches Grinsen auf. Er scheint ihre Eltern vollkommen ausgeblendet zu haben und selbst Hermine ist gerade eher auf ihren blonden Kollegen fixiert. ,,Grün? An Weihnachten? Wirklich jetzt, Draco? Du hast schon bessere Sprüche gebracht. Soll ich wie eine Tanne aussehen, oder was?"

Er schmunzelt, lässt sich aber Zeit mit seiner Antwort. Sein Blick schweift an ihr herunter, da er sie wirklich noch nicht ernsthaft angeschaut hat. Dieses Kleid steht ihr wirklich ausgezeichnet. Und oh verdammt dieser Ausschnitt.

Würden ihre Eltern jetzt nicht hier sitzen, wüsste er nicht, ob er sich zusammenreißen könnte beziehungsweise zusammenreißen wollte.

Aber ihre Eltern sind eben hier, also nimmt er - möglichst unbemerkt natürlich - einen tiefen Atemzug, um sich wieder zu besinnen. Als ihm wieder einfällt, dass sie gerade eben ja noch etwas gesagt hat, beginnt er erneut zu schmunzeln.

,,Glaub' mir, Liebes, du musst keine Tanne sein, damit man sich - oder besser gesagt ich mich - an dir piksen kann."

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hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt