Pulloverdiebe

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Cassian

„... und dann sind wir Tretboot gefahren..." Mein Blick fuhr zu Robin und meinem Bruder. „... es hat so Spaß gemacht und dann..." Damons Worte kamen gar nicht wirklich bei mir an. Meine Gedanken hingen noch immer den Tagen bei Milo nach. Es waren wohl sie besten Ferien meiner gesamten Schulzeit. Nicht, weil ich in einem fremden Land war und es so unglaublich aufregend gewesen ist, neue Spezialitäten zu probieren. Nein, im Grunde würde mir jeder sagen, dass meine Ferien schrecklich langweilig gewesen sein müssen.

Ich stützte meinen Kopf und stocherte in meinen Nudeln herum, als Ich angestoßen wurde. „Hast du mir überhaupt zugehört?"

Ich fuhr hoch, blickte in das beleidigte Gesicht meines jüngeren Bruders. „Hm? Klar..."

Irgendwas schimmerte ganz merkwürdig in seinen Augen auf, jedoch konnte ich nicht deuten, was es war. Es beunruhigte mich ein wenig. Dennoch fragte ich nicht nach. Es war sicher nur Einbildung. Ihm schien es gut zu gehen. Robin machte ihn anscheinend wirklich glücklich. Alles war in Ordnung.

„Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?", fragte mich mein Kumpel.

„Ich? Ach nicht viel..." Dennoch konnte ich nicht anders als dämlich vor mich hin zu lächeln.

„Und nichts lässt dich grinsen wie ein Honigkuchenpferd?" Robin zog eine Augenbraue hoch. Er hatte seinen Arm um seinen Freund gelegt, welcher sich an ihn lehnte. Sie gaben zusammen ein gutes Bild ab.

Ich legte meine Gabel ab und lehnte mich zurück. „Ich hab einfach nur ein wenig die Ruhe genossen. Niemand, der mich nervt. Das war auch mal gut." Seufzend streckte ich mich.

„Willst du damit sagen, dass ich dich nerve?" Der fünfzehnjährige sprang aufgebracht auf und beugte sich über den Tisch zu mir rüber.

„Hä? Das hab ich doch gar nicht gemeint?" Ich hob beschwichtigend meine Hände. „Damon, was ist denn los mit dir? Alles okay?" Was hatte er denn nur?

Er wandte sich rückartig von mir ab, ehe er aus dem Speisesaal lief.

„Ganz toll gemacht, Cas." Robin funkelte mich böse an.

„Was zum...? Kann mir mal jemand erklären, was ich jetzt wieder gemacht haben soll?" Ich verstand rein gar nichts.

„Vergiss es einfach..." Mein Freund stand auf und lief seinem Loverboy nach.

„Freaks..." Ich griff nach meiner Gabel und aß weiter. Mein kleiner Karamellbonbon hatte eben so seine Stimmungsschwankungen. Man könnte meinen, ich hätte eine Schwester. Nach der Schule würde ich mal nach ihm sehen.

Seufzend stützte ich meinen Kopf und zog den weißen Ärmel meines Shirts zurecht.

„Du solltest echt aufhören diese langen Ärmel unter dem kurzen Hemd zu tragen. Das sieht echt beknackt aus."

Ich schreckte zusammen. „Lennox...?" Die Überraschung war mir wohl ins Gesicht geschrieben. Seit wann setzte er sich denn beim Essen zu mir?

„Jetzt tu mal nicht so geschockt. Wir sind schließlich Mitbewohner." Er fuhr sich durch die blonden Haare.

„Äh... naja es überrascht mich schon, dass du nicht bei deinen Leuten sitzt?"

„Die langweilen mich nur mit ihren lahmen Urlaubsgeschichten."

Langsam nickte ich. „Wenn das so ist..." Ich aß weiter.

Plötzlich überkam mich ein wohliger Schauer. Inzwischen kannte ich dieses Gefühl zu gut. Vorsichtig hob ich meinen Kopf.

„Na? Ist es jetzt besser?" Lennox' Stimme war liebevoll. Seine kräftigte Hand fuhr sanft über Milos Rücken. „Ist das Pulli neu?"

Der Gnom nickte und kuschelte sich ein wenig in den viel zu großen Pulli. „Der ist mir in den Ferien zugelaufen."

Sein großer Freund lachte. „Zugelaufen? Na so kann man das auch nennen."

Ich musterte den weißhaarigen. Er schob die Kapuze von seinem Kopf und warf mir einen Blick zu. Sein Mundwinkel zuckte für den Bruchteil einer Sekunde nach oben, ehe er mir zuzwinkerte. Da traf es mich wie ein Blitz. Das konnte doch nicht sein Ernst sein? Mir war es beim Auspacken nicht aufgefallen. Es war tatsächlich mein Pullover. Ich musste ihn bei ihm liegen lassen haben.

„Hey! Wieso starrst du ihn so an?" Mein Mitbewohner zog die Augenbrauen zusammen.

Mein Herz raste. Einerseits, weil Milo so hinreißend in meinem Hoodie aussah. Und anderseits, weil Lennox Brown mir wirklich Angst einjagte mit seinem Blick. Robin hatte schließlich erwähnt, dass er gefährlich werden würde, wenn er herausfand, dass jemand seinen Schatz anrührte.

„Ich..." Ich schluckte. „Ich hab mich nur gefragt, wieso der Knirps so dicke Pullis bei dem Wetter trägt..."

Sein Blick entspannte sich und er lachte auf. „Ach er friert nur schnell." Er strich seinem Liebsten durch die Haare. Milo nickte nur, sah mich an.

Eisbär.

Ich schmunzelte. Mir war in den Ferien selbst aufgefallen, dass ihm schnell kalt wurde. Er hatte sich dann gern an mich geschmiegt oder in Decken gekuschelt. Ich hatte ihm warmen Kakao oder Tee gemacht. Er hatte sich darüber gefreut wie ein kleines Kind. Außerdem schwärmte er über heiße Duschen und Dampfbäder, Saunen. Ich hatte mich gekonnt davor gedrückt. Auch wenn es unglaublich verlockend war, mit ihm zusammen in eine Wanne zu steigen und zu baden. Schließlich hatte ich die gemeinsame Dusche an jedem Tag wirklich sehr genossen.

Wir unterhielten uns noch ein bisschen, ehe wir zum Unterricht aufbrachen. Ob Milo wirklich mit seinem Freund über seine Gefühle reden würde? Es wirkte als würde er die Aufmerksamkeit des größeren noch sehr genießen.

Milo [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt