Betrüger

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Cassian

Doch je öfter ich mit dem Helden schlief, desto mehr verletzte ich mich damit selbst.

Ich lag unter ihm. Mein Körper reagierte auf jede seiner Berührungen. Mein Körper genoss es. Mein Körper liebte, was er mit mir tat.

Sein Bett quietschte leise unter den rhythmischen Bewegungen. Der schwere Duft von Sex lag in der Luft. Meine Finger vergruben sich in seinem vollen Haar, zogen daran. Seine Lippen saugten an meiner Haut. Sie hinterließen rote Flecken, die so deutlich waren, dass man sich hätte dafür schämen müssen.

Jedes Mal, wenn wir miteinander schliefen, dachte ich an jemand anderes. Würde Milos Körper genauso reagieren, wenn ich die Dinge mit ihm täte, die der andere bei mir tat? Würden Milos Lippen ebenfalls so erregende Laute verlassen, wenn ich ihn berührte, statt die Hände seines Freundes? Würde Milo meinen Namen über seine Lippen bringen, wenn er kam? Würde Milos Körper mir gehören? Würden Milos Gedanken mir gelten? Milo. Oh Milo. Liebster Milo. Dachte er auch an mich, wenn andere über ihm lagen?

Der Held ließ sich neben mich sinken. Unser Atem ging schwer. Er bot mir eine Zigarette an. Ich nahm sie entgegen. Wir rauchten in seinem Zimmer, obwohl es strengstens verboten war, in den Gebäuden zu rauchen. Wie meistens sprachen wir kein Wort. Und wie immer fühlte ich mich, als hätte ich jemanden betrogen. Mich selbst betrogen, weil ich mich nie bewusst auf sowas einlassen wollte und es sich trotzdem so gut anfühlte. Ich wollte nie jemand sein, der mit jemandem intim wurde, den ich nicht liebte. Das Bett wollte ich nur mit jemandem teilen, der mir am Herzen lag. Eigentlich. Doch dieser Junge neben mir lag mir kein bisschen am Herzen. Er war da. Er befriedigte mich. Er sorgte dafür, dass ich nicht verrückt wurde, wenn ich es nicht wollte und verrückt wurde, wenn ich es wollte. Und er war gut in dem, was er tat. Allerdings bedeutete es nichts. Gar nichts. Also betrog ich nicht nur mich selbst, sondern auch den Helden, dessen Namen ich nicht hätte stöhnen können, selbst wenn ich es wollen würde. Denn während er mich befriedigte, dachte ich nicht an ihn. Ich dachte an Milo. Also betrog ich nicht nur mich selbst und den Helden, sondern auch Milo, dem ich gesagt hatte, dass ich mich zu niemanden legen würde, für den ich keine Gefühle hatte. Ich dachte an ihn, hatte ihn jedoch zurückgewiesen, als er mir das Angebot gemacht hatte.

Ich presste meine Faust an meine Stirn. Dabei hatte es sich immer so leicht angefühlt. Sex ohne Gefühle. Doch das machte alles nur noch komplizierter. Trotzdem wusste ich, dass ich damit nicht aufhören würde. Dabei verletzte ich mich damit selbst. Und eigentlich hatte ich doch Angst davor verletzt zu werden? Machte mich das zum Masochisten?

Ein Masochist, der es genoss, wenn sich die Ketten seines Teufels schmerzhaft in sein Fleisch schnürten.

Betrüger. Betrüger. Betrüger.

Der Teufel rief es mir zur und riss an den Ketten.

Der Held flüsterte es mir zu und küsste meinen Hals.

Ich selbst wiederholte die Worte immer wieder und lag unter dem Helden, während des Teufels Fesseln sich in meine Haut schnitten.

Kranker masochistischer Betrüger. Er hatte es verdient zu leiden. Aber wieso gefiel es ihm irgendwie?

Milo [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt