Wie alles begann

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Überrascht sah die Agentin Melinda Crave von Ihrem Schreibtisch auf, als sie ihn hereinbrachten. Sie arbeitete an der Seite von Bruce Banner und wurde genau wie dieser durch die lauten Schritte vieler Männer auf dem Gang aufgeschreckt. Gut zehn bis an die Zähne bewaffnete S.H.I.E.L.D.-Agents führten Loki zu dem grossen Glaskäfig in der Mitte des Helicarriers, der eigentlich, wie die junge Frau wusste, für jemand anderes gebaut worden war.

«Das ging aber schnell,» sagte sie zu Bruce, immer noch total überrascht, dass es offensichtlich gelungen war, diesen Loki so einfach zu überwältigen. Banner erhob sich ebenfalls und sah den Gefangenen durch die Glastüre ihres Raumes hindurch forschend an. «Ja...» murmelte er gedankenverloren.

Melinda musterte Loki interessiert und, offen gestanden, mit wachsender Faszination. Ähnlichkeiten mit seinem Bruder Thor wies er keine auf, wie sie verwirrt feststellte: das einzige, was sie gemeinsam hatten, war die grossgewachsene Gestalt. Doch anders als der blonde, muskelbepackte Thor war Loki dunkelhaarig und schlank, blass und geheimnisvoll. Und... er sah gut aus. Sehr, sehr gut sogar, wie sie widerwillig feststellte.

Da traf sie völlig unvermittelt sein Blick. Ein intensiver, unheimlicher Blick aus faszinierend grün-blauen Augen. Ihr Herz blieb einen Moment lang stehen – doch seine Augen schweiften schon hinüber zu Bruce. Und als er ihn ansah, huschte ein spöttisches, wissendes Lächeln über Lokis Gesicht. Ein Lächeln, das Melinda das Blut in den Adern gefrieren liess.

Auch Bruce schien zu stocken und rieb sich die Augen. Was war das grade gewesen..? Wusste dieser Loki etwa, dass Bruce mehr war, als es den Anschein machte? Doch wenn ja, woher?

Die Männer entschwanden mit ihrem Gefangenen ihren Blicken, doch der seltsame Moment liess die Frau nicht mehr los. Sie murmelte eine kurze Entschuldigung und ging hinaus, um Fury und die anderen zu sehen. Melinda musste unbedingt wissen, wie sie Loki gefangen hatten – denn in ihr stieg eine unheimliche Ahnung auf.

Die unheimliche Ahnung, dass Loki genau da war, wo er hingewollt hatte!

Diese Ahnung wurde zur quälenden Gewissheit, als Fury und die Avengers ihr berichteten, was sich in Stuttgart – und während des Fluges hierher - zugetragen hatte. Wie überraschend einfach Captain America und Iron Man Loki zur Strecke gebracht hatten, obwohl dieser laut Cap hundertmal stärker war als sie beide zusammen. «Er hat mich während unseres Kampfes mit Leichtigkeit hochgehoben und von sich geschleudert,» berichtete Steve Rogers, wie der gute Captain eigentlich hiess, und während er es sagte, schien er es immer noch nicht ganz glauben zu können. Er, der Supersoldat, war wie eine Spielzeugpuppe durch die Luft geschleudert worden! «Und das erst noch mit einer Hand.»

Ein Energiestrahl aus Iron Mans Handkanone hatte dann allerdings Loki durch die Luft fliegen und unsanft am Boden aufschlagen lassen. Wobei 'unsanft' die Untertreibung des Jahrhunderts war, denn einem Menschen hätte dieser Aufprall glatt das Rückgrat gebrochen. Loki jedoch hatte nur kurz aufgestöhnt... Und sich dann ergeben.

Auf dem Weg hierher war schliesslich wie aus dem Nichts Thor aufgetaucht und hatte Loki aus dem Flugzeug gezerrt. Iron Man und Captain America waren ihnen gefolgt, und dann hatten sich die drei um den Gefangenen geprügelt. Eine Situation, die diesem mit Sicherheit die Möglichkeit zur Flucht geboten hätte – doch Loki war noch da gewesen, als sich die Männer endlich wieder eingekriegt und ihren kleinlichen Zwist beigelegt hatten.

Das alles stank doch förmlich nach Absicht, nach einem Plan – sahen die anderen das denn nicht? Jemand, der so stark und unverwüstlich war, wurde doch nicht wirklich derart leicht ausser Gefecht gesetzt und haute nicht einmal ab, als er die Gelegenheit dazu bekam. So jemand liess das nur mit sich machen, wenn es genau das war, was er wollte.

Loki: The Dark Prince - Der dunkle PrinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt