Die Hydra-Basis war ausgelöscht, das Zepter gesichert, die feindlichen Agenten den hiesigen Behörden übergeben. Man befand sich auf dem Heimweg in die Staaten. Alle waren erleichtert, dass die Sache so gut gelaufen war – wenn man von Clint absah, den es als einzigen erwischt hatte.
Dieser war inzwischen wieder wach und konnte immer noch nicht fassen, dass er seine Rettung ausgerechnet Loki verdankte. Den Avengers ging es da zwar gleich, aber sie hielten sich zurück. Nur Thor war nicht wirklich überrascht, wie Melinda feststellte. Sie fühlte Scham in sich aufsteigen: der blonde Donnergott hatte offenbar mehr Vertrauen in seinen Bruder gesetzt als sie... Und das, obwohl sie Loki... liebte? Die Erkenntnis durchzuckte sie siedendheiss, aber es liess sich nicht leugnen. Was sie für ihn empfand, ging schon längst weit über blosse Faszination oder Leidenschaft hinaus. Er war ihr erster Gedanke wenn sie morgens aufwachte und der letzte, wenn sie abends die Augen schloss. Sie konnte – und wollte – sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
Sie beobachtete ihn, wie er abwinkte, als die anderen ihm alle zu seinem beherzten Eingreifen – nicht nur was Barton, sondern auch sie, Melinda, anbelangte – gratulieren wollten und wie er fast bescheiden meinte, dass dies ja wohl selbstverständlich gewesen sei. Wieder erntete er ziemlich ungläubige Blicke, und wieder war Thor der einzige, auf dessen Gesicht ein warmes, wissendes Lächeln lag. Das war der Grund dafür, dass Melindas Wut auf den Donnergott dahinschmolz wie Butter in der Sonne. Hätte sie ihm noch vor wenigen Tagen am liebsten gründlich die Leviten gelesen für das, was er Loki angetan hatte, konnte sie jetzt nicht anders, als Dankbarkeit zu empfinden. Thor hatte ganz offensichtlich erkannt, dass sein Bruder sich gründlich verändert hatte – und er nahm den 'neuen' Loki so selbstverständlich an, als habe es nie eine dunkle Seite an ihm gegeben.
Tony Stark riss sie aus ihren Überlegungen. «Ich weiss, das Zepter gehört laut Loki nach Asgard. Aber wenn du einverstanden bist, Thor, würde ich es mir gerne noch ein wenig genauer ansehen. Nur so ein, zwei Tage. Wäre das okay für dich?»
Thor warf einen raschen Blick auf Loki, der jedoch kaum merklich den Kopf schüttelte. 'Deine Entscheidung,' signalisierte er. Da nickte der blonde Riese. «Einverstanden, Stark. Du kannst das Zepter untersuchen. Schliesslich ist es nur fair, dass du die gleiche Chance bekommst wie die Hydra-Leute. Aber danach bringe ich es umgehend zurück nach Asgard.»
«Alles klar!» Tony wandte sich an Banner. «Du hilfst mir doch?»
Der Arzt und Wissenschaftler nickte. «Natürlich.»
«Und morgen Abend schmeiss ich dafür 'ne Party für uns.» Stark war wieder ganz in seinem Element als Millionär und Playboy. «Ich lade alle ein, die wir kennen. Auch Maria Hill, Rhodey und... wie heisst noch mal dein Freund, Steve? Du weisst schon: der mit den Flügeln.»
Steve Rogers lachte. «Sam Wilson.»
Tony wandte sich schon an Jarvis: «Verschick gleich die Einladungen, mein Freund. Wir haben echt was zu feiern.» Er stockte kurz und meinte dann zu Loki: «Sie sind natürlich auch eingeladen.»
Dieser lachte flüchtig. «Nein danke, Stark. Ich will euch eure Feier nicht ruinieren.»
«Sie würden nicht...» setzte Tony an, aber Loki unterbrach ihn. «Sollten sie nicht vielleicht noch ein paar Tage warten, bis ihr Patient hier wieder auf den Beinen ist?» Er deutete auf Hawkeye.
«Mister Barton wird schon in ein paar Stunden wieder ganz der Alte sein,» versicherte Jarvis elektronische Stimme. «Seiner Teilnahme steht also nichts im Wege.»
Natasha, die bisher auffallend schweigsam gewesen war, wich keine Sekunde von Clints Seite. Entgegen Jarvis Worten wollte sie schon zum dritten Mal wissen, ob es ihrem Freund wirklich gut ging. Barton wurde es schliesslich zu bunt. Ein wenig genervt versicherte er der Black Widow, dass er schon beinahe wieder einsatzbereit sei. «Allerdings...» fügte er leiser hinzu und warf Loki einen sehr langen und nachdenklichen Blick zu, «...würde das wohl anders aussehen, wenn er nicht dafür gesorgt hätte, dass man mich da rausholte.»
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Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz
ChickLitEr ist die grösste Bedrohung, der die Menschheit bisher ins Auge blicken musste. Der schlimmste Feind, den es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Doch Agentin Melinda Crave kann nicht verhindern, dass sie von Anfang an dem Bann des geheimnisvolle...