Die Dunkelelfen

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Melinda und Thor – das erste, das Loki sah, als er in Asgard ankam. Das zweite, was ihm sofort ins Auge stach, war die Verwüstung...

Er erkannte es sofort, als er aus der Öffnung des Bifröst hinaus auf die Regenbogenbrücke und in die dahinterliegende Stadt blickte. Viele Gebäude waren zerstört, und aus dem alles überragenden Palast quoll dicker Rauch. Aber er sah es vor allem auch im Bewusstsein derer, die ihn erwarteten. Ausser Thor und Melinda war da ausserdem noch Heimdall. Heimdall, in dessen Augen er nicht wie das letzte Mal, als er ihn gesehen hatte, Verachtung und Genugtuung las, sondern nur Besorgnis – und Angst.

Bevor Thor eine Erklärung abgeben musste, hatte Loki bereits sein Bewusstsein durchstreift und in Erfahrung gebracht, was geschehen war. Melinda war vom Äther, der in verdichteter Form den Realitätsstein bildete, befallen worden. Thor war daraufhin von Odin zur Erde geschickt worden, um Melinda nach Asgard zu holen. Dies in der Hoffnung, den Äther von ihr extrahieren zu können. Leider war das Vorhaben gescheitert: der Äther hatte Melinda verteidigt, indem er jeden, der versuchte, sie von ihm zu befreien, zurückschleuderte.

Wenige Stunden nach Melindas Ankunft waren dann die Dunkelelfen gekommen und hatten Asgard angegriffen. Dank der Möglichkeit, ihre Raumschiffe unsichtbar zu machen, war es ihnen sogar gelungen, Heimdall zu täuschen: er hatte die Attacke nicht kommen sehen. Malekith, der Anführer der Dunkelelfen, brauchte den Äther, damit er das Universum wieder in jene absolute Dunkelheit verwandeln konnte, in der es sich vor Anbeginn der Zeit einst befunden hatte.

«Wie fühlst du dich?» fragte Loki die junge Agentin, die er fest in seinen Armen hielt. Obwohl er die Antwort schon kannte, wollte er es aus ihrem Mund hören.

Sie lächelte ihm beruhigend zu. «Ich bin okay.»

«Odin hat mir verboten, jemanden mit dem Bifröst aus Asgard wegzuschicken,» erklärte Heimdall. Er gehörte zu den wenigen Wesen im Universum, deren Gedanken Loki verschlossen blieben. «Aber da er nicht verboten hatte, jemanden herzubringen, konnte ich dich holen.»

«Und nun soll ich euch auf einem meiner Geheimpfade nach Svartalfheim führen, damit die Dunkelelfen keinen zweiten Angriff auf Asgard starten.» stellte Loki fest. Eine logische Feststellung, für die er niemandes Gedanken kennen musste. Thor nickte bestätigend. «Ja. Wenn wir hier bleiben, kommen die zurück, um sich den Äther zu holen. Dann aber werden sie Asgard in Schutt und Asche legen. Sind wir aber nicht mehr hier, wird Malekith das Interesse an Asgard verlieren und dem Äther nach Svartalfheim folgen.»

«Dein Vater lässt nicht mit sich reden,» fügte Melinda aufgewühlt hinzu. «Thor hat alles versucht, ihn davon zu überzeugen, uns mit dem Bifröst dahin zu schicken, aber er will kämpfen. Wenn nötig bis zum letzten Krieger Asgards.»

«Warum überrascht mich das nicht?» murmelte Loki, beendete dann aber die Diskussion, indem er Thor und Melinda mit sich zog. «Wenn wir wirklich hier weg wollen, sollten wir uns beeilen. Meine Ankunft wird kaum unbemerkt geblieben sein. Ganz abgesehen davon, dass du deinen König ja auch darüber informieren musst, wie es dein Eid gebietet.» Er grinste Heimdall flüchtig zu, und als dieser nickte, wandte er sich an Thor. «Wir brauchen einen Gleiter.»

«Kein Problem.» Der blonde Donnergott schwang seinen Hammer. «Bin gleich zurück.»

Keine fünf Minuten später flogen sie aus der Stadt heraus.

Allerdings blieb ihre Flucht nicht unbemerkt. Wie Loki richtig erkannt hatte, wusste Odin sofort, was Thor plante, als er und Melinda nicht mehr im Palast auffindbar waren. Der Allvater jagte seinem ältesten Sohn daher seine besten Piloten hinterher, um ihn am Verlassen Asgards zu hindern.

Trotz allem war Loki ein wenig überrascht, dass Odin bereit war, so weit zu gehen. Er hatte allerdings keine Zeit, sich näher mit seinem Adoptivvater zu befassen, denn er hatte alle Hände voll zu tun, die Verfolger von ihnen abzulenken. Er schuf eine Illusion ihres Fluchtschiffes und liess dabei gleichzeitig das eigene für die Angreifer unsichtbar sein. Seine Täuschung funktionierte: die Palastwachen folgten der Illusion und liessen die echten Flüchtlinge unbehelligt ihr Ziel erreichen.

Ein Ziel, von dem sich Thor langsam fragte, ob das Lokis Ernst war: schliesslich flogen sie gerade mit Vollgas auf einen grossen Felsen zu, und sein Bruder machte keine Anstalten, die Geschwindigkeit zu drosseln. Sowohl Thor als auch Melinda schauten den Schwarzhaarigen besorgt an, aber nur Thor sprach aus, was sie wohl in diesem Moment beide dachten: «Loki, bist du verrückt?»

Dieser grinste nur und erwiderte: «Möglich wäre es!»

Thor und Melinda schlossen gleichzeitig die Augen, als Loki ungebremst auf den hohen Felsen zuraste - und auf die schmale Öffnung, die sich plötzlich vor ihnen auftat. "Festhalten!" rief er ihnen zu, dann wurde es finster um sie herum.

Loki: The Dark Prince - Der dunkle PrinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt