Wieder zurück!

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Loki brauchte einen Moment, bis er sich daran erinnerte, was passiert war. Malekith, der Äther, die Konvergenz... sie hatten es tatsächlich geschafft! Nur sein Absturz danach war etwas heftiger ausgefallen als vermutet. Naja, zumindest hatte er gewusst, dass es ihn mit aller Kraft aus der magischen Linie der übereinander liegenden Welten herausschleudern würde. Gut, dass er Thor nichts davon erzählt hatte – der hätte sich bloss wieder unnötige Sorgen gemacht.

Da er grade an Thor dachte... Zeit, dass er wieder auf die Beine kam. Sein Bruder fragte sich bestimmt schon, wo er blieb. Loki blinzelte die Benommenheit fort und versuchte, sich aufzurichten. Er stemmte den Oberkörper auf – und sackte wieder zurück. Was zum Kuckuck war denn hier los?

Er blinzelte erneut, versuchte das Bild, das doch wohl nur ein falsches sein konnte, zu verscheuchen. Aber es gelang ihm nicht. Als er die Augen wieder öffnete, war alles noch so wie vor einer Sekunde.

Er lag aufgebahrt in der Totenhalle im Grossen Palast von Asgard. Die Rüstung, die er trug, war seine edelste und aufwändigste (er hatte sie seit New York nie mehr angehabt), und auf seiner Brust – das realisierte er erst jetzt – lagen seine magischen Dolche. Der Schock vertrieb die letzten pochenden Kopfschmerzen in seinem Gehirn, als er schlagartig begriff: man hatte ihn für sein Begräbnis bereit gemacht.

Du liebe Güte, war er etwa gestorben?

Schon wieder?




Als Melinda und Thor in Asgard ankamen, wurden sie von Odin persönlich in Empfang genommen. Es war noch früher Vormittag – die Zeremonie würde erst um zwei Uhr nachmittags beginnen. «Ich möchte ihn sehen,» bat Melinda mit zittriger Stimme, und Odin nickte.

«Natürlich.» sagte der Allvater traurig. Er schien innert kürzester Zeit um Jahrhunderte gealtert. «Ich führe sie persönlich in die Aufbahrungshalle.»

Melinda kämpfte tapfer die Tränen nieder und folgte Odin und Thor benommen. Sie war dankbar, dass Thor ihre Hand hielt. Ohne diese Stütze wäre sie wohl mehr getaumelt als gegangen...

Doch während sie langsam auf die Stadt zuschritten, war ihr plötzlich, als würde die dunkle Finsternis in ihrem Inneren sich verflüchtigen. Verwirrt fragte sie sich, was mit ihr los war, aber sie konnte nichts daran ändern: bei jedem Schritt wuchs auf einmal nicht mehr ihre Verzweiflung, sondern ihre Zuversicht. Wäre sie allein gewesen, hätte sie sich selbst geohrfeigt, um diese widersprüchlichen und unpassenden Gefühle zu verscheuchen. Doch so versuchte sie lediglich krampfhaft, einen Fuss vor den anderen zu setzen, ohne dabei nachzudenken.

Die Stadt kam näher, schon türmte sich der prächtige Palast erschreckend gross vor ihr auf. Aber als sie durch die breiten Strassen gingen, kamen ihnen auf einmal mehrere Wachen und drei Dienerinnen entgegen. Sie riefen ihrem König schon von weitem etwas zu, doch ihre aufgeregten Stimmen bildeten ein einziges Durcheinander. Erst als sie heran waren, gelang es Odin, den wild gestikulierenden und völlig aufgelösten Asgardianern Ruhe zu gebieten. Er wandte sich an den vordersten Wächter, offenbar ein Hauptmann. «Was ist los, Eik?» fragte er hart. «Was soll ein dieses Geschrei an einem solchen Tag? Noch dazu vor dieser Frau?» Er wies auf Melinda, und die Köpfe der vor ihnen Stehenden senkten sich schuldbewusst.

Der Hauptmann aber nahm seinen ganzen Mut zusammen und erwiderte: «Der Prinz, euer Hoheit. Er ist... weg!»

«Wie bitte?» Wenn das ein Scherz sein sollte, war es ein denkbar schlechter. «Eine Leiche verschwindet ja wohl kaum einfach so.» Das rutschte Odin raus, ehe er es verhindern konnte. Mit einer um Entschuldigung heischenden Geste strich er Melinda über den Arm.

Loki: The Dark Prince - Der dunkle PrinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt